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Charakteristische Flensburger Ziegelsteine

Archäologen bestätigen: Schiffswracks vor Costa Rica sind dänische Sklavenschiffe

Mehr als 300 Jahre lagen sie verborgen unter den Wellen – jetzt steht fest: Zwei Wracks vor der Küste Costa Ricas sind die Überreste der dänischen Sklavenschiffe Fridericus Quartus und Christianus Quintus. Ein Forschungsteam unter der Leitung des Dänischen Nationalmuseums hat die spektakuläre Entdeckung bestätigt.

Sklavenschiff aus Dänemark vor Costa Rica
Der Meeresarchäologe Andreas Kallmeyer Bloch dokumentiert Unterwasserausgrabungen an einem Schiffswrack in Costa Rica. Auf dem Foto sind die charakteristischen gelben Flensburger Ziegelsteine deutlich zu erkennen, und in der ausgegrabenen Grube ist das über 300 Jahre alte Holz des Schiffes zu sehen. (Foto: John Fhær Engedal Nissen / Dänisches Nationalmuseum)
Es sind Holzproben, verkohlte Eichenbalken, Flensburger Ziegel und niederländische Tonpfeifen, die die Geschichte erzählen. Alles Hinweise, die zusammenpassen wie ein Puzzle. 1710 gingen die beiden Schiffe vor Mittelamerika unter: Die Fridericus Quartus wurde bei einem Brand zerstört, die Christianus Quintus riss die Brandung nach dem Verlust ihrer Ankerleine in die Tiefe.

„Wir haben keinen Zweifel mehr“, sagt David Gregory, Meeresarchäologe und Leiter des neuen Forschungszentrums Njord am Dänischen Nationalmuseum. „Die Ziegel, das verkohlte Holz – es passt alles genau zu den historischen Berichten.“

Ein Stück dänischer Geschichte

Schiffswrack Costa Rica
Der Meeresarchäologe und Forschungsprofessor David Gregory dokumentiert und untersucht Ziegelsteine auf dem Meeresgrund vor Costa Rica. (Foto: John Fhær Engedal Nissen / Dänisches Nationalmuseum)
Die dendrochronologische Untersuchung der Wrackhölzer zeigt: Die Eichen stammten aus der westlichen Ostsee und wurden Ende des 17. Jahrhunderts gefällt. Die Ziegel bestehen aus Ton, der nachweislich aus der Region um den Flensburger Fjord stammt – zu einer Zeit, als Flensburg ein Zentrum der dänischen Ziegelindustrie war.

Selbst die niederländischen Tonpfeifen, die an Bord gefunden wurden, fügen sich ins Bild. Sie stammen aus der Zeit kurz vor 1710.

Die Wracks lagen jahrelang unbeachtet in seichten Gewässern vor dem Cahuita-Nationalpark. Zunächst hielt man sie für Piratenschiffe. Erst 2015 brachte ein Fund gelber Ziegelsteine Zweifel auf – und damit eine jahrelange Forschungsarbeit in Gang.

Flensburger Ziegelsteine
Die gelben Flensburger Ziegelsteine aus Schiffswracks in Costa Rica in verschiedenen Erhaltungszuständen. (Foto: John Fhær Engedal Nissen / Dänisches Nationalmuseum)
Andreas Kallmeyer Bloch vom Nationalmuseum, der das Projekt mitleitete, erinnert sich: „Es war ein zäher Prozess. Ich hätte fast aufgegeben. Aber jetzt haben wir zwei zentrale Stücke dänischer Geschichte wiedergefunden.“

Das Projekt ist Teil einer größeren Initiative: Das neue Forschungszentrum Njord will in den kommenden Jahren weitere dänische Schiffswracks im Ausland lokalisieren und untersuchen.

In Costa Rica arbeiteten dänische und costa-ricanische Archäologen gemeinsam mit lokalen Tauchern und Institutionen.

Für Costa Rica bedeutet die Entdeckung weit mehr als nur archäologische Forschung – sie ist ein weiterer Baustein in der Aufarbeitung der eigenen kolonialen Geschichte.

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