Metzger wolle „Blasen und dabei das Mehl im Mund behalten“, kritisiert Greenpeace
Dänischer Schweinefleisch-Riese bringt Fleischersatzprodukte auf den Markt
Danish Crown, Europas größter Schweineschlachter und Dänemarks größter Rindfleischverarbeiter, hat ein neues Sortiment an rein pflanzlichen und vegetarischen Produkten auf den Markt gebracht.
Die neuen Produkte sollen mit traditionellem Fleisch – dem Kerngeschäft des Unternehmens – um Marktanteile konkurrieren.
Das Unternehmen plant jedoch nicht, seine Fleischproduktion zu reduzieren, schreibt der dänische Rundfunk DR.
„Natürlich sind wir eine Metzgerei, aber wir sind auch ein Lebensmittelhersteller, und wenn sich die Verbraucherwünsche ändern, ändern wir uns mit ihnen. Wenn es eine Marktchance gibt, werden wir auch dabei sein“, sagte Geschäftsführer Jais Valeur gegenüber DR.
Das Unternehmen geht davon aus, dass es seine vegetarischen Produkte im Jahr 2022 für einen „hohen zweistelligen Millionenbetrag (in dänischen Kronen)“ verkaufen werde, wobei dieser Betrag in Zukunft noch steige.
Derzeit gibt es keine Pläne, die Fleischproduktion und den Verkauf zu reduzieren, aber das könnte sich je nach Marktlage und dem Erfolg der pflanzlichen Linie ändern, sagte Valeur dem Sender.
„Wenn pflanzliche Lebensmittel so explosionsartig wachsen, wie einige Leute glauben, dann werden sie etwas anderes ersetzen und das beste Produkt wird gewinnen“, sagte er.
„Wenn sich knapp 10 Prozent der Dänen vegetarisch ernähren, könnte das durchaus 10 Prozent unseres Geschäfts ausmachen, das durchaus Milliarden [Kronen, Anm. d. Red.] an Umsatz einbringen könnte, wenn wir damit Erfolg haben“, sagte er weiter.
Ein Experte lobte Danish Crown für den Schritt hin zu pflanzlichen Lebensmitteln, während Greenpeace sagte, das Unternehmen verpasse eine Chance, Emissionen zu reduzieren und einen echten Schritt zu tun, indem es die Fleischproduktion einschränke.
„Es ist enorm wichtig, dass auch die bestehende Lebensmittelindustrie mit an Bord kommt (bei der Umstellung auf mehr pflanzliche Lebensmittel). Das wird die Entwicklung viel schneller vorantreiben, als wenn sie nur von neuen Start-ups vorangetrieben wird“, sagte Jørgen E. Olesen, Klimaforscher an der Universität Aarhus und ehemaliges Mitglied des UN-Klimarates, gegenüber DR.
Kritik von Greenpeace
Die Menge an Fleisch, die die Schlachthöfe von Danish Crown verlässt, bleibt gleich, kritisiert Greenpeace.
„Das Problem mit der Initiative der Danish Crown ist, dass sie blasen und dabei das Mehl im Mund behalten will“, sagt Kristine Clement, Kampagnenleiterin bei Greenpeace, gegenüber DR.
„Sie machen nicht den nächsten logischen Schritt und sagen, dass sie ihre Fleischproduktion einschränken werden. Es ist eine echte und gute Initiative, aber ich denke, dass es unglaublich problematisch ist, dass sie dies nicht als Gelegenheit nutzen, um ihr Geschäft wirklich zu verändern“, so Clement weiter.
Valeur sagte dem Sender: „Es ist nicht so, dass wir um jeden Preis viele Schweine haben wollen, aber so wie wir den Markt im Moment sehen, glauben wir, dass die Produktion von Schweinefleisch in etwa auf dem heutigen Niveau gehalten werden kann, während auch Platz für die pflanzlichen Produkte bleibt. Aber das kann sich natürlich ändern, wenn wir 30 oder 50 Jahre in die Zukunft schauen.“
Mehr Soja-Import verhageln Klimabilanz
Laut einem Greenpeace-Bericht werden in Dänemark bereits 80 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche für Tierfutter verwendet. Greenpeace ist daher der Ansicht, dass es keinen Spielraum für eine Steigerung der Produktion neuer Lebensmittel gibt, wenn die bestehende Produktion nicht gleichzeitig reduziert wird.
„Das bedeutet, dass wir in Dänemark keine landwirtschaftlichen Flächen mehr haben werden. Mit dieser Initiative laufen wir Gefahr, dass die Einfuhren von Soja aus Südamerika zunehmen, wo sie direkt mit der Abholzung von Wäldern verbunden sind“, sagt Kristine Clement.
Jais Valeur verneint diese Annahme, so der DR:
„Wir haben bei Danish Crown eine sehr klare Sojapolitik. Wir kaufen Zertifikate für das Soja, das wir heute verwenden, und wir sind auf dem besten Weg, bis 2025 vollständig auf nachhaltiges Soja umzustellen. Außerdem investieren wir in Grasprotein, denn wenn wir das Eiweiß in Dänemark selbst produzieren können, ist das natürlich optimal. Ich denke also, dass diese Kritik unangebracht ist.“
Doch auch der Klimaforscher Jørgen E. Olesen befürchtet weitere Soja-Importe, die die Klimabilanz verhageln.
„Die dänische Landwirtschaft ist auf dem besten Weg, Alternativen für in Dänemark produziertes Eiweiß zu finden. Zum Beispiel auf der Basis von Gras, wo pro Hektar weit mehr Eiweiß produziert werden kann als auf einem Sojafeld in Südamerika. Wir entwickeln also eine Art Ausweg aus diesem Problem“, sagt Jørgen E. Olesen.
Die Notwendigkeit, mehr Lebensmittel zu produzieren
Andererseits stimmt er zu, dass Lösungen gefunden werden müssen, um in Zukunft mehr auf weniger Raum zu produzieren. Denn neben dem Klimaschutz geht es auch darum, mehr Nahrungsmittel für eine wachsende Bevölkerung zu produzieren.
„Wir müssen auch dafür sorgen, dass wir auf dem Planeten mehr Menschen ernähren können.“
„Der grüne Schlachter“
Danish Crown hat seine pflanzliche Produktpalette unter der Marke „Den Grønne Slagter“ (dt. Der grüne Schlachter) auf den Markt gebracht.
Seit Anfang Januar sind die neuen Den Grønne Slagter-Produkte in einigen Lebensmittelläden bereits im Angebot. Ab Ende Januar sollen sie in allen Kühlregalen der dänischen Supermärkte erhältlich sein, so eine Pressemittilung des Schlachters.
Danish Crown beschäftigt etwa 26.600 Menshcen, die meisten davon in Europa. Sie sind verantwortlich für die Schlachtung von jährlich rund 20 Mio. Tieren.
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ap