Plus von 36 % pro Jahr möglich
Auch in Dänemark ein Streitthema: Forscher sehen stark wachsende Wolfspopulation
Laut einer aktuellen Studie von Forschern der Universität Aarhus hat die Wolfspopulation in Dänemark das Potenzial, um 36 Prozent pro Jahr zu wachsen. „Die Population wächst im Moment sehr schnell“, teilte diese Woche Professor Peter Sunde, einer der Autoren, mit.
Aktuell gibt es in Dänemark etwa 30 Wölfe, was noch nicht nach viel klingt. Aber die Zahl könnte sich den Prognosen zufolge derart schnell erhöhen, dass die landesweite Kapazität bereits in fünf bis zehn Jahren erreicht wäre.
Das adressierte das Forscherteam in einer Mitteilung an die dänische Umweltschutzbehörde. Flankiert mit der eindringlichen Bitte, das immer häufiger hochkochende Streitthema Wolf verstärkt in den Blick zu nehmen.
Denn: Ähnlich wie in Deutschland sind Öffentlichkeit und Politik laut DR.dk auch in Dänemark ein gutes Stück weit gespalten, was den korrekten bzw. angemessenen Umgang mit dem geschützten Raubtier anbelangt.
Die Studie nennt erstmals für Dänemark Zahlen zur Maximalpopulation des Wolfes
Entsprechend wird berichtet, das vorliegende Memo sei gedacht als integraler Bestandteil des landesweiten Wolfsmanagements. Integral auch deshalb, weil die Studie erstmals für Dänemark einen Zahlenkorridor zur sozialverträglichen Maximalpopulation des Wolfes bietet.
Demnach gehen die Wissenschaftler davon aus, dass in Dänemark von Natur aus 77 bis 210 Wölfe Platz finden würden (11 bis 30 Rudel). Wobei: „77 sind wahrscheinlich zu wenige, während 210 Wölfe wahrscheinlich zu viel wären“, grenzt Peter Sunde ein. Die realistische Zahl liege „irgendwo dazwischen“.
Wölfe leben normalerweise in dünn besiedelten Gebieten mit viel Wald und Heideland. In Dänemark befinden sich damit die am besten geeigneten Lebensräume in West- und Mitteljütland (d.h. im Westen Dänemarks), was sich auch mit den Forschungsergebnissen zur aktuellen Population deckt.
Interessanterweise ist erst 2012 der erste Wolf in Dänemark seit ziemlich genau 200 Jahren gesichtet worden. Das damals in Thy registrierte Tier war aus Deutschland eingewandert, von wo aus später weitere folgen sollten – und dies auch bis heute tun.
„Ganz sicher können wir erst sein, wenn wir Zeit verstreichen lassen“
„Was die Populationsobergrenze betrifft, können wir uns erst dann ganz sicher sein, wenn wir die Zeit verstreichen lassen“, gibt Peter Sunde zu, derzeit an wissenschaftliche Grenzen zu stoßen. Ein dänisches Modell etwa, das die Dynamik des Wachstums realistisch erfasst, gibt es noch nicht.
Deshalb auch schauen die Forscher ganz genau nach Schweden und Deutschland, wo die Behörden weitaus mehr Erkenntnisse im Umgang mit dem Wolf gesammelt haben. Fakt ist: Wollte man eine Regulierung der Population, wäre dies nur mithilfe neuer Rechtsvorschriften möglich. Schutz eben.
„Es muss allen klar sein, dass jede Regulierung nur dann verantwortungsvoll ist, wenn die Population nicht per se gefährdet wird“, erteilt Peter Sunde allen Abschuss-frei-Rufen ein klare Absage.
Auf Basis des Vorsorgeprinzips wird geschätzt, dass eine unabhängige Wolfspopulation in Dänemark mindestens 100 Tiere umfassen muss, um langfristig überlebensfähig zu sein. Eine Zahl, die aktuell noch längst nicht erreicht ist. Noch.