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Wäre eine neue Ära der digitalen Kommunikation

Süddänische Universität: Das Telefon der Zukunft kann Düfte per SMS senden

Düfte per Fernübertragung ist ein Traum der modernen Telekommunikation. Und er könnte dank einer gewährten Finanzierung der Grundlagenforschung auf diesem Gebiet in Dänemark vielleicht wahr werden.

Das Projekt TeleScent der Süddänischen Universität (SDU) in Odense hat gerade einen Zuschuss aus dem Experimentierprogramm der Villum Stiftung erhalten. Die Forscher, die hinter dem Projekt stehen, wollen unsere digitale Kommunikation um den Geruchssinn erweitern, so dass zukünftige Telefongespräche nicht nur Audio und Video, sondern auch Gerüche enthalten.

Dufttelefon aus Dänemark
Roana de Oliveira Hansen, eine Forscherin der Süddänischen Universität, hat eine Finanzierung ihrer Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Übertragung von Düften per Telefon erhalten. Ein spannendes Forschunggebiet, aber auch mit Erfolgsaussicht? (Darstellung: Syddansk Universitet)
Düfte sind eng mit Erinnerungen verbunden. Die aus Brasilien stammende Roana de Oliveira Hansen, außerordentliche Professorin bei NanoSyd, einer Fakultät für Erforschung der Nanotechnik an der SDU, vermisst den Geruch des Essens ihrer Mutter.

„Wenn ich mit meiner Mutter spreche, kann ich sowohl Töne als auch Bilder empfangen. Ich kann sie zum Beispiel in der Küche sehen, höre die Töpfe blubbern und brutzeln, aber ich kann das Essen nicht riechen. Und der Geruch ihres Essens ist eigentlich eines der Dinge, die ich am meisten vermisse. Er erinnert mich an zu Hause.“

So kam Roana de Oliveira Hansen auf die Idee für das Projekt TeleScent, das gerade 2 Millionen DKK (270.000 Euro) aus dem Programm Experiment der Villum Stiftung erhalten hat.

Ziel des Projekts ist die Entwicklung einer Technologie, die Düfte über Entfernungen hinweg senden und empfangen kann. Durch die Kombination von digitaler Mikrofluidik und fortschrittlichen elektronischen Nasen kann TeleScent zunächst einen Duft erkennen und dann kleine „Duftpakete“ bilden und sie an das Gerät des Empfängers senden.

In letzter Konsequenz bedeutet das, dass wir in ein paar Jahren eine neue Art von Telefon haben könnten, das nicht nur Töne und Bilder, sondern auch Gerüche überträgt.

„Wir könnten es TeleScent nennen. Das wird der digitalen Kommunikation in der Zukunft eine neue Dimension verleihen“, hofft Roana de Oliveira Hansen.

Viele Anwendungen in Film und Online-Handel

Roana de Oliveira Hansen
Ist Dr. Roana de Oliveira Hansen die „verrückte Wissenschaftlerin“, die die Zukunft der Telekommunikation verändern kann? (Foto: Syddansk Universitet)
„TeleScent“ ermöglichte es nicht nur, den Duft von frisch gebackenem Brot an einen Freund zu schicken, sondern könnte auch zukünftigen Filmerlebnissen eine zusätzliche Dimension verleihen.

Man stelle sich zum Beispiel den kultigen Moment in „Der Duft der Frauen“ vor, als der blinde Colonel im Ruhestand Frank Slade – umwerfend gespielt von Al Pacino – Donna trifft und sofort ihr Parfüm erkennt – Fleurs de Rocaille von Caron. Und nun stelle man sich vor, man könnte das Parfüm selbst riechen, während der blinde Colonel den Duft beschreibt und ihn mit Donnas Eleganz und ihrem Charakter in Verbindung bringt.

Apropos Parfüm: Was würde es für den Online-Einkauf von Parfüms bedeuten, wenn man die verschiedenen Marken riechen könnte, bevor man sich für einen Duft entscheidet? Oder was wäre mit Wein? Oder mit Gewürzen und anderen Lebensmitteln? – Die Anwendungsmöglichkeiten für so eine Technologie wären unendlich.

Die Technologie könnte einen zu einem Lebensmittelmarkt im Herzen von Marrakesch führen, wo die Luft so dicht mit Düften erfüllt ist, dass es sich anfühlt, als ob man selbst vor Ort wäre. dieser Traum ist süß, die Realität ist bitter, denn „TeleScent“ ist Zukunftsmusik von überübermorgen.

Ein Blick in die Zukunft

Die TeleScent-Technologie könnte durchaus der nächste große Schritt in der digitalen Kommunikation sein, aber es muss betont werden, dass bis dahin noch einige Barrieren überwunden werden müssen. Es wird nicht dieses oder nächstes Jahr sein, dass man den Duft einer Rose an einen geliebten Menschen schicken können würde.

„Es handelt sich um Grundlagenforschung, und wir wissen nicht genau, wohin sie uns führt. Wir befinden uns in einem frühen Stadium, und es gibt noch viele technische Herausforderungen. Aber das Potenzial ist riesig. Wir wissen, dass wir vordefinierte Düfte senden und eine große Bibliothek von Aromen erstellen können“, sagt Roana de Oliveira Hansen.

Sie sagt, dass die Erkennung von Düften mit Sensoren und maschinellem Lernen technisch keine Herausforderung darstellte – es ist nur eine Frage der Zeit. Die große Herausforderung bestehe darin, Düfte von einem kleinen Gerät aus zu emittieren.

„Unser anfängliches Ziel ist es, 25 verschiedene Düfte zu versenden und eine große Bibliothek zu erstellen, aus der die Nutzer schöpfen können. Wenn wir aber die ersten Barrieren überwinden, können wir eine neue Ära der digitalen Kommunikation einleiten, in der wir Düfte so einfach versenden können wie heute Textnachrichten“, sagt Roana de Oliveira Hansen optimistisch.

Diese Grundlagenforschung wird daher zurecht vom Programm „Villum Experiment“ finanziert, einem Programm, das scheinbar besonders aussichtslosen Forschungsprojekten eine Chance gibt. Die Villum Stiftung springt da ein, wo eine herkömmliche Finanzierung schon an der Risikobewertung scheitert.

Das Programm Villum Experiment

Bei herkömmlichen Förderprogrammen werden die Förderanträge von Gutachtergremien bewertet, die sowohl die wissenschaftliche Idee als auch die Leistungen des Antragstellers beurteilen.

In der Regel treffen solche Gutachtergremien ihre Entscheidungen im Konsens. Dieses Verfahren hat sich zwar bewährt und ist weit verbreitet, doch kann es eine bestimmte Kategorie von bahnbrechenden Ideen ausschließen, die auf den ersten Blick unausgereift, zu riskant oder sogar naiv erscheinen können.

Die Villum Stiftung schreibt sich auf die Fahnen, unorthodoxe Ideen in ihrer Frühphase zu unterstützen – man könnte auch sagen, die Stiftung finanziert die „Verrückten Wissenschaftler“, die anfangs niemand ernst nimmt.

Der dänische Gründer der Firma Velux, Villum Kann Rasmussen, stiftete ursprünglich einen Fonds, dessen Zweck es war, die Bildung von künstlerischen, kulturellen, sozialen und wissenschaftlichen Zielen auf der ganzen Welt zu fördern.

Nach zwei Namensänderungen und über 50 Jahre später ermöglicht es das Villum-Experiment, nicht getestete, potenziell bahnbrechende Ideen auszuprobieren, indem es Zuschüsse für eine Sondierungsphase bereitstellt.

In diesem Sinne: Wenn Sie in 10 Jahren eine Duft-SMS erhalten, die Süddänische Universität steckt hinter dieser neuen Technologie. Bei uns haben Sie es zuerst gelesen.

Unser QUIZ zum Thema Dänemark

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