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Vor wenigen Wochen auf Bauland entdeckt

Dänemark: Über 5.000 Jahre alte „Moorleiche“ war wohl rituelles Menschenopfer

Ein archäologisches Team des ROMU-Museums in Roskilde hat vor wenigen Wochen die sterblichen Überreste einer Person entdeckt, die vor über 5.000 Jahren im Gebiet der heutigen Gemeinde Stenløse auf Seeland gelebt haben dürfte.

Fotos: ROMU-Museum

Die sogenannte „Moorleiche“ kam bei Bodenanalysen von Bauland zum Vorschein. Es handelt sich bei dem Areal um ein ehemaliges Moor, das irgendwann trockengelegt und als Ackerland genutzt wurde. Nun sollen hier Häuser stehen. Ab 2023, so der Plan.

Doch bevor die Bagger anrollen können, sieht dänisches Recht vor, dass solche Grundstücke archäologisch untersucht werden. Das war im Oktober auch in Stenløse der Fall. Und siehe da: Gleich bei der ersten Probegrabung wurden die Knochenteile gefunden.

Da im Zuge dessen im Umfeld der Moorleiche auch Tierknochen und Überreste einer Steinaxt geborgen werden konnten, sehen die Experten ein Szenario als sehr wahrscheinlich an: Die Person verstarb nicht auf natürlichem Wege, sondern dürfte rituell geopfert worden sein.

„Das ist die frühe Phase des dänischen Neolithikums“, teilte Grabungsleiter Emil Struve gegenüber Live Science mit. „Wir wissen, dass die Tradition der Menschenopfer tatsächlich bis hierhin zurückreicht, es gibt auch andere Beispiele dafür.“

Und zwar quer verteilt über ganz Nordwesteuropa, wo in den letzten Dekaden in Moorgebieten immer wieder uralte Menschenopfer gefunden worden sind. Vor allem in Dänemark, Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien.

„Auch hier in unserer Gegend gibt es mehrere verschiedene Moorleichen“, so Struve weiter. „Das ist eine fortlaufende Tradition, die bis in die Jungsteinzeit zurückreicht.“ Über das Opfer selbst ist bislang allerdings wenig bekannt, einschließlich Geschlecht und Alter zum Zeitpunkt des Todes.

Geborgen wurden durch das ROMU-Team bislang Beinknochen, Becken und Teile des Unterkiefers mit einigen noch vorhandenen Zähnen. Andere Körperteile dürften für lange Zeit außerhalb der schützenden Torfschicht des Moores gelegen haben und sind daher nicht mehr erhalten.

Unsicherheit beim Alter zum Zeitpunkt des Todes: Die Zähne müssen es richten

Die Hoffnung der Archäologen, die Wissenslücke rund um Geschlecht, Alter und womöglich Herkunft der Person zu füllen, beruht nun in erster Linie auf den gefundenen Zähnen. Mit etwas Glück dürften sie nach Analyse das Alter der Person zum Zeitpunkt des Todes verraten – und DNA enthalten.

Interessant ist auch die Rolle des neben der Leiche gefundenen Axtkopfes aus Feuerstein. Nach Einschätzung der Archäologen wurde er nach seiner Herstellung nie „handwerklich“ benutzt, womit nahe liegt, dass es sich bei dem Artefakt um eine Opfergabe handelte.

Die Axt konnte ihrer Machart zufolge auf etwa 3.600 vor Christus datiert werden. Lange, lange her. Zum Vergleich: Die älteste Moorleiche der Welt, der so genannte Koelbjerg-Mann, wurde in den 1940er Jahren in Dänemark gefunden. Sie wird sogar auf die Zeit um 8.000 vor Christus geschätzt.

Sicherlich könnten einige der bislang gefundenen Moorleichen auch Unfallopfer gewesen sein, ertrunken etwa. Die meisten wurden nach Ansicht der Archäologen jedoch vorsätzlich getötet – beispielsweis als Menschenopfer in Zeiten von Hungersnöten.

Im Frühjahr, wenn der Schnee weggetaut ist und die Böden frostfrei sind, wird es rund um die Stätte in Stenløse weitere archäologische Untersuchungen geben. Die Fachwelt dürfte mit einiger Spannung auf das blicken, was da noch kommt.

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