Facebooktwitterpinterestrssinstagram

Preiserhöhung im zweistelligen Prozentbereich angekündigt

Dänemarks Verkehrsminister zögert, das 49-Euro-Ticket nach deutschem Vorbild einzuführen

Der dänische Verkehrsminister Thomas Danielsen hat erklärt, dass die Idee des deutschen 49-Euro-Tickets, mit dem alle Regionalzüge, U-Bahnen und S-Bahnen für einen geringen Festbetrag genutzt werden können, zwar „brillant“ klinge, er sieht darin jedoch keine sofortige Lösung für Dänemarks Verkehrssituation.

Zugticket Preise Dänemark
NAch Ankündigung von Preiserhöhungen: Das deutsche 49-Ticket hat die Aufmerksamkeit der dänischen Politiker auf sich gezogen. (Foto: Marek Lumi)
„Ich beobachte die Entwicklung des Deutschlandtickets schon seit langem und habe auch ein Treffen mit dem deutschen Verkehrsminister gehabt. Wir haben sowohl in Berlin als auch am Donnerstag in Barcelona darüber gesprochen, wobei ich sowohl Gutes als auch Schlechtes gehört habe“, sagte er.

Die Maßnahme wäre kostspielig: weit mehr als die in Norwegen geschätzten Kosten von 1,2 Milliarden Kronen (rund 160 Mio. Euro), und sie könnte auch die falschen Preissignale aussenden, so der konservative Minister.

„Die Frage der Tarife ist viel komplizierter als das. Wenn man ein Ticket zu einem festen Preis gekauft hat, ist es verlockender, in den Bus oder die Bahn zu steigen, anstatt das Fahrrad zu nehmen, selbst wenn man nur eine kurze Strecke zurücklegt“, sagte er dem Sender TV2. „Das führt zu unnötig hohen Auslastung im öffentlichen Nahverkehr“.

Er sagte auch, dass das Niedrigpreis-Ticket auch hohe Investitionen in den öffentlichen Verkehr erfordern würde.

„Es wird Investitionen in mehr Züge, mehr Schienen und generell mehr Kapazität erfordern. In Deutschland ist die Frustration groß, dass die Kapazitäten nicht mithalten können“, sagte er.

Preiserhöhung im zweistelligen Prozentbereich angekündigt

Im September kündigte die dänische Bahn (DSB) Preiserhöhungen von bis zu 13 Prozent an. Dies löste Kritik aus, und nun hat das deutsche Modell eine Debatte darüber ausgelöst, ob Dänemark sich von seinem Nachbarland inspirieren lassen sollte.

Laut Uwe Jessen, Generalsekretär des Bundes Deutscher Nordschleswiger – ein Bund der deutschen Minderheit in Dänemark – sei das Modell in Deutschland sehr beliebt, rund 11 Millionen Deutsche nutzten dieses Ticket, schreibt TV2.

Für die Angekündigte Preiserhöhung ab dem 21. Januar 2024 hagelte es Kritik von Parteien sämtlicher Fraktionen.

Es könne nicht sein, dass die Fahrpreise für öffentliche Verkehrsmittel teurer würden, so die Botschaft der Parteien auf beiden Seiten des dänischen Parlaments, die nun den Verkehrsminister auffordern, etwas zu unternehmen, um die angekündigten Preiserhöhungen auszusetzen.

Für eine einfache Zugfahrt zwischen Aarhus und Kopenhagen wird man dann beispielsweise 469 DKK bezahlen müssen. Das sind 40 DKK mehr als heute.

Aber das sei völlig ungerecht gegenüber den Fahrgästen, sagt unter anderem die verkehrspolitische Sprecherin ihrer Partei, Sofie Lippert (SF, Volkssozialisten).

„Ich denke, dass die Regierung auf jeden Fall etwas gegen diese Fahrpreise unternehmen muss. Wir müssen das tun, wenn wir weiterhin öffentliche Verkehrsmittel haben wollen, die von den Menschen tatsächlich genutzt werden“, sagt sie.

Preiserhöhung ein Problem für das Klima

Bei Preiserhöhungen von zehn Prozent werden zwischen fünf und zehn Prozent der Pendler auf öffentliche Verkehrsmittel verzichten. Das sagt der Professor für Verkehrsökonomie an der Universität Kopenhagen, Mogens Fosgerau, laut dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk DR.

Und das ist ein großes Problem für das Klima, meint Sofie Lippert.

„Immer mehr Menschen werden auf öffentliche Verkehrsmittel verzichten und sich für das Auto entscheiden, was schlecht für das Klima, die Umwelt und die Überlastung der Straßen ist“, sagt sie.

DR hat auch mit den Konservativen, der Liberalen Allianz und Enhedslisten gesprochen, die alle etwas gegen die steigenden Ticketpreise unternehmen wollen.

Das Verkehrsministerium verweist derweil auf die Inflation, die die Preiserhöhungen erforderlich mache.

Verkehrsminster Danielsen geht nicht davon aus, dass eine Preiserhöhung vermieden werden kann.

„Wir werden eine ganze Reihe von Maßnahmen im öffentlichen Verkehr ergreifen. Wir wollen, dass so viele Menschen wie möglich den öffentlichen Verkehr nutzen. Deshalb haben wir eine ganze Reihe von Initiativen auf den Weg gebracht“, sagt er in der Nachrichtensendung P1 Morgen, laut DR, und verweist auf die Tatsache, dass die Regierung in ihrem Haushaltsentwurf 100 Millionen DKK (13,4 Mio. Euro) für vier Jahre für „Initiativen für den öffentlichen Verkehr“ vorgesehen habe.

Er begrüßt alle Parteien, die Geld auftreiben wollen, um die Preissteigerungen abzumildern.

„Wenn es Parteien gibt, die sagen: ‚Wir gehen in die Haushaltsverhandlungen mit dem ehrgeizigen Ziel, noch mehr Geld für die Region zu finden‘, dann werde ich mich dem nicht widersetzen“, sagt Thomas Danielsen.

In der Sprache der Politik bedeutet diese Aussage soviel wie, „schön, dass wir darübner diskutiert haben, an der Situation können wir jedoch nichts ändern.“

„Es ist eine große Schande, dass wir keinen Verkehrsminister haben, der dem öffentlichen Verkehr Vorrang einräumt. Denn er ist für alle von Vorteil“, ärgert sich Sofie Lippert über ihren Kollegen.

Die Verhandlungen über das Budget für das nächste Jahr werden im Herbst beginnen. Die angekündigten Preiserhöhungen bei der DSB kann man hier einsehen.

Unser QUIZ zum Thema Dänemark

Sie wollen diesen Beitrag teilen?

Facebooktwitterredditpinterestmail
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest

0 Comments
älteste
neuste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen