Droht der Fachkräftemangel?
Dänemark verliert an Attraktivität als Wohnort für EU-Bürger
Während die Migration zwischen den EU-Ländern einen Rekordwert erreicht – rund 17,6 Millionen EU-Bürger lebten 2018 in einem anderen Mitgliedsstaat, wie die EU-Kommission vor einigen Wochen mitteilte – ist die Zuwanderung von Arbeitskräften aus der EU nach Dänemark die niedrigste seit 2013.
Die dänische Wirtschaftszeitung Børsen vermutete vergangenen Mittwoch, dass in der Folge dieser Entwicklung Dänemarks Wirtschaft darunter leiden könnte.
Immer weniger EU-Bürger ziehen nach Dänemark, um dort zu leben und zu arbeiten. In den letzten neun Monaten des Jahres 2019 gab es keinerlei Nettozuwachs der Zahl der EU-Bürger, die in Dänemark arbeiteten.
Niklas Praefke, Chefökonom bei Ledernes Hovedorganisation (LH), einer Gewerkschaft für Führungskräfte, äußerte sich gegenüber Børsen besorgt über diesen Trend:
„Wenn sich dieser Trend so fortsetzt, und wir tatsächlich anfangen, ausländische Arbeitskräfte zu verlieren, wäre dies ein sehr ernstes Problem für die dänische Wirtschaft.“
Derzeit gibt es auf dem dänischen Arbeitsmarkt rund 290.000 Ausländer. Während in den vergangenen Jahren es einen Zustrom an EU-Bürgern in das Land gab, hat er sich nun verlangsamt.
Im Jahr 2019 gab es 9.476 neue Arbeitskräfte aus dem Ausland auf dem dänischen Arbeitsmarkt, ein Rückgang gegenüber 2018, als noch 17.365 EU-Bürger in Dänemark arbeiten wollten. Es ist das erste Mal seit 2013, dass das Wachstum ausländischer Arbeitskräfte unter 10.000 Menschen geblieben ist.
Michael Svarer, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Aarhus, sagte, dass der Rückgang sehr groß sei, insbesondere bei Menschen aus osteuropäischen Ländern.
„Ausländische Arbeitskräfte erfüllen viele Anforderungen, die dänische Arbeitskräfte dies nicht können“, sagte Svarer gegenüber Børsen.
„Wenn wir keine Ausländer dem Arbeitsmarkt zuführen können, erhöht dies das Risiko von Engpässen und schwächt die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen“, fügte er hinzu.
LH forderte die Politik auf, das Problem anzugehen, indem sie es Unternehmen erleichtert, Mitarbeiter von außerhalb der EU einzustellen.
Alternativ sollten Reformen durchgeführt werden, um die Dänen zu ermuntern, mehr zu arbeiten, um eine Verlangsamung des wirtschaftswachstums abzuwenden.
Die beliebtesten Zielländer 2018 für EU-Arbeitskräfte waren Deutschland und Großbritannien, gefolgt von Spanien, Italien und Frankreich.
ap