„Müssen uns vorbereiten“
Wie schützen? Wachsende Sorge vor Untersee-Sabotage in Dänemark
Nach den zuletzt bekannt gewordenen Beschädigungen an kritischer Infrastruktur in der Ostsee wächst auch in Dänemark die Sorge – sowohl auf physischer als auch auf digitaler Ebene. Diskutiert wird, wie unterseeische Kabel und Pipelines bestmöglich vor Sabotageakten geschützt werden können.
Die jüngsten Vorfälle, massive Schäden an Datenkabeln zwischen Finnland und Deutschland sowie Schweden und Litauen, verdeutlichen die Verwundbarkeit am Meeresboden. Obwohl bislang unklar ist, wer oder was hinter den Defekten steht, sehen Sicherheitsexperten in Dänemark dringenden Handlungsbedarf.
„Wenn wir widerstandsfähiger gegen Angriffe werden wollen, müssen wir die Überwachung verstärken und besser auf Angriffe vorbereitet sein“, sagt Tobias Liebetrau vom Zentrum für Militärstudien an der Universität Kopenhagen.
„Die Bedrohung ist so groß ist wie seit vielen Jahren nicht mehr“
„Wir befinden uns in einer Konfliktsituation mit Russland, die Bedrohung ist so groß ist wie seit vielen Jahren nicht mehr. Deshalb ist es wichtig, dass Dänemark seine Verteidigung stärkt“, fährt er fort.
Der Schutz unterseeischer Infrastrukturen, ob Datenkabel oder Energiepipelines, stellt für Dänemark jedoch eine Herausforderung dar – wegen fehlender Überwachungstechnologie. Laut DR.dk verfügen Nachbarländer wie Schweden, Norwegen und Deutschland über „deutlich bessere Kapazitäten“.
Schweden etwa setzt auf Systeme zum Abhören von Unterwasseraktivitäten. „Man könnte die Kabel, die sich bereits auf dem Meeresboden befinden, durch Abhörsysteme ergänzen, damit wir erkennen können, was auf dem Meeresboden fährt und sich der kritischen Infrastruktur nähert“, wird ein Experte zitiert.
Neben physischen Bedrohungen gegenüber Kabeln und Pipelines sieht Tobias Liebetrau auch eine erhebliche Gefahr im digitalen Raum. „Es gibt fast täglich Cyberangriffe. Das ist ein wichtiger Bereich, auf den wir uns konzentrieren müssen“, sagt er. Bereiche wie Bankensysteme und Krankenhäuser seien besonders anfällig.
Regierungschefin Mette Frederiksen zählt zu den stärksten Unterstützern der Ukraine
„Praktisch unsere gesamte Infrastruktur ist heute mit digitalen Lösungen verknüpft, sodass wir eine breite Palette von Dingen zu verteidigen haben. Die physische und die digitale Infrastruktur sind entscheidend für den Zusammenhalt der Gesellschaft“, ist sich Tobias Liebetrau sicher.
„Und ja, es gibt eine konkrete Bedrohung für Dänemark. Das geht sowohl aus den Äußerungen Russlands als auch aus der Art und Weise hervor, wie es seit dem Krieg in der Ukraine gehandelt hat“, erläutert er unter Verweis auf die klare Haltung der dänischen Regierung gegenüber Putin.
In der Tat zählt Regierungschefin Mette Frederiksen international zu den wort- und tatenstärksten Unterstützern der Ukraine. Gleichzeitig gehört Dänemark zu den Ländern, die pro Kopf der Bevölkerung am meisten finanzielle Unterstützung leisten.
„Daraus ergeben sich Risiken, derer man sich in der Politik bewusst sein muss“, folgert Tobias Liebetrau.