Lebenserwartung in freier Wildbahn dreimal so lang
Weltberühmter Orca tot in europäischem Delfinarium
Keto, der Orca, der vor einigen Jahren seinen amerikanischen Trainer tötete, ist nach 29 Jahren als Showtier in einem engen Chlortank verstorben – ein Leben geprägt von Misshandlung und Gefangenschaft. Die Tierschutzorganisation World Animal Protection Dänemark nutzt den Anlass, um an die Grausamkeit des Showgeschäfts mit Wildtieren zu erinnern.
„Es ist erschreckend, dass es weiterhin erlaubt ist, Wildtiere einzusperren und sie für die Unterhaltung von Touristen zu missbrauchen“, kritisiert World Animal Protection DK. Die Organisation zeigt sich alarmiert, da Keto bereits der vierte in Gefangenschaft gehaltene Wal ist, der im zoologischen Vergnügungspark Loro Parque, Teneriffa, verstorben ist.
Am Freitagabend informierte das spanische Delfinarium über Facebook und seine Website über Ketos Tod. Er sei nach kurzer Krankheit gestorben, teilte der Park mit.
Das Team des Loro Parque beschrieb ihn als „unersetzlichen Teil der Familie“ und würdigte ihn in emotionalen Worten: „Keto war nicht nur ein Orca, sondern ein Familienmitglied.“
Eine Bemerkung, die an Zynismus nicht zu überbieten ist.
Loro Parque: 4. Wal innerhalb weniger Jahre tot
Innerhalb weniger Jahre ist Keto bereits der vierte Wal, der in dem Delfinarium vorzeitig starb. Zuvor verendeten 2021 das Weibchen Skyla und das weibliche Kalb Ula, ein Jahr später Kohana. Nun ist auch Keto tot – keiner der Wale erreichte ein Alter von mehr als 29 Jahren. – In freier Wildbahn können Orcas zwischen 80 und 90 Jahre alt werden.
„Es ist längst überfällig, Wildtiere aus dieser respektlosen Haltung zu befreien“, fordert World Animal Protection. Die Tiere litten nicht nur körperlich, sondern auch psychisch unter der Gefangenschaft in kleinen Chlorbecken, die ihren natürlichen Lebensraum und Instinkten nicht annähernd gerecht werden, so die Organisation aus Dänemark weiter.
Nie vom Salzwasser gekostet oder tief getaucht
„Keto wurde in einem Chlorwasser-Becken in SeaWorld, Miami, in Gefangenschaft geboren. Er ist niemals in Salzwasser geschwommen oder tiefer als ein paar Meter getaucht. In der Natur legen sie Hunderte Kilometer zurück und können beim Jagen und Spielen mehr als 250 Meter tief tauchen“, sagt Stephanie Kruuse Klausen, Wildtierexpertin bei World Animal Protection Dänemark.
„Im Jahr 2009 tötete er seinen Trainer Alexis Martinez während des Trainings in Seaworld. Vermutlich aus verzweifelter Frustration über das begrenzte Leben in dem amerikanischen Delfinarium. Nach dem tragischen Vorfall wurde er an den Loro Parque verkauft, wo das spanische Delfinarium den Wal weiterhin als Showtier einsetzte“, sagt Stephanie Kruuse Klausen.
Orcas und Delfine sind ein lukratives Geschäft und können als Unterhaltungstiere in einem Delfinarium jährlich bis zu 2 Mio. Euro einbringen. Das hängt davon ab, ob man mit ihnen schwimmen kann, ob man sich mit ihnen fotografieren lassen kann und wie viele Merchendise-Artikel im Zusammenhang mit ihren Auftritten verkauft werden.
Reiseveranstalter TUI erfreut sich an Ausbeutung von Wildtieren
Die Delfinindustrie umspannt fast die ganze Welt. Leider wird sie auch vom größten Reiseveranstalter der Welt, TUI, am Leben erhalten, der einer der wenigen verbliebenen Reiseveranstalter ist, die noch Eintrittskarten für Delfinarien anbieten.
„Während der größte Teil der Reisebranche den Delfinshows ebgeschworen hat, schickt TUI jedes Jahr eine große Anzahl von Touristen in den Loro Parque und andere Delfinarien auf der ganzen Welt“, sagt Stephanie Kruuse Klausen, die der Meinung ist, dass Ketos Tod ein Weckruf für den Teil der Tourismusbranche sein sollte, der immer noch Wildtiere in Gefangenschaft ausbeutet.
„Delfine und Orcas sind Wildtiere, die in einem Delfinarium niemals ihre natürlichen Bedürfnisse erfüllen können. Es ist eine Schande, sie wie im Loro Parque eingesperrt zu halten. Wilde Tiere sollten in freier Wildbahn gesehen und erlebt werden, wo sie hingehören.“