Alternative zu 11 Stunden Flugzeit
Wird Grönland bald mit riesigen Kampfdrohnen aufgerüstet?
Das dänische Verteidigungsministerium hat letzte Woche beschlossen, sein Militär mit geradezu kolossalen Kampfdrohnen auszustatten – jedenfalls im Vergleich zu den fast handelsüblichen Standardmodellen, die derzeit im Ukrainekrieg auf Panzerjagd etc. geschickt werden.
Die Drohnen sollen in Aalborg hoch im Norden Dänemarks stationiert werden, von wo es dann bei Bedarf in das primäre Einsatzgebiet geht: in Richtung Nordatlantik und Arktis. Zwei Spannungsfelder der nahen Zukunft, wie viele Militärexperten schätzen.
Problem daran: Die Flugzeit wird mit bis zu 12 Stunden angegeben, was bei akuter Bedrohung ein bisschen lang sein könnte. Derzeit sieht es so aus, dass die Wahl des Ministeriums auf US-amerikanische Langstreckendrohnen vom Typ MQ-9B Seaguardian fällt.
Diese sind über 11 Meter lang und haben eine Flügelspannweite von 24 Metern. Auf Grundlage des Herstellerkatalogs liegt die Höchstgeschwindigkeit allerdings „nur“ bei 210 Knoten, was bei langen Strecken halt so eine Sache ist.
Im besten Fall beträgt allein die Flugzeit bis zum grönländischen Flughafen 8,5 Stunden, der laut der Vereinbarung über die Stationierung der Drohnen in Aalborg als „Ausgangspunkt für Operationen“ dienen kann. Damit stellt sich die Frage: Warum nicht gleich auf Grönland stationieren?
Die Befürchtung einer viel zu langen Reaktionszeit hat jedenfalls schon Kritiker auf den Plan gerufen, nachdem Aalborg als Standort für die Drohnen und die rund 70 Mitarbeiter auserkoren wurde, die sie steuern und warten werden.
„Die Langstreckendrohnen müssen auch eine Basis in Grönland haben“
Drohnenspezialist Mads Petersen dazu unmissverständlich: „Die Langstreckendrohnen müssen auch eine Basis in Grönland haben. Der Ansatzpunkt lautet, dass sie dort gewartet und gepflegt werden sollten.“
Die riesigen Drohnen sollen den Hauptteil eines Fähigkeitspakets des dänischen Militärs ausmachen, mit dem die „territoriale Verteidigung in der Arktis und im Nordatlantik“ gestärkt werden soll. So steht es in der politischen Vereinbarung zum Kauf der Drohnen.
„Aalborg ist ein weiter Weg“, sagen die Kritiker und finden Bestätigung bei der grönländischen Politik, wo sich die Ministerin für Unabhängigkeit und auswärtige Angelegenheiten, Vivian Motzfeldt, ebenfalls für eine zentrale Rolle ihrer Insel starkmachen will.
„Das letzte Wort in dieser Angelegenheit ist noch nicht gesprochen“, betonte sie diese Woche in einem Interview mit DR.dk. Motzfeldt verhandelt mit der dänischen Regierung über die Rolle Grönlands bei Verteidigungsfragen.
Doch Langstreckendrohnen sind ohnehin nur ein Aspekt des Abkommens über mehr Verteidigungskapazitäten in der Arktis. Es umfasst auch neue Notfalltrainings in Grönland und kleinere Drohnenpakete. Keine Frage: Die Arktis gerät (leider) immer stärker in den Fokus militärischer Planungen.