Kriminell? Ausgestoßen? „Normal“?
England: 40 enthauptete Skelette auf spätrömischem Friedhof ausgegraben
Bei umfassenden archäologischen Ausgrabungen in der Nähe der mittelenglischen Stadt Aylesbury ist laut aktuellem BBC-Bericht auch ein spätrömischer Friedhof freigelegt worden. Er war Teil einer großen Siedlung, in der um das Jahr 400 nach Christus scheinbar reger Handel betrieben wurde.
Fotos: HS2 (enthauptete Skelette / Würfel / Krug / eisenzeitl. Geldstück / Schmuck)
Dafür sprechen unter anderem 1.200 Münzen, die im Laufe der Monate von den rund 50 beteiligten Archäologen geborgen werden konnten. Und auch andere Fundstücke, darunter ein Würfelspiel, Krüge sowie Brau- und Brotback-Utensilien, zeichnen das Bild einer einst lebhaften Gemeinde.
Einer der Projektleiter dazu: „Die Ausgrabung war und ist von großer Bedeutung, weil sie nicht nur eine Charakterisierung dieser römischen Stadt ermöglicht, sondern auch detaillierte Erkenntnisse über viele ihrer Bewohner liefert.“
Dazu zählt, dass ein Teil der Einwohnerschaft in womöglich fataler Weise gegen geltendes Recht verstoßen hat. Als deutliches Indiz hierfür sehen die Archäologen rund 40 Skelette an, die auf besagtem Friedhof enthauptet beigesetzt worden waren. Gefunden wurden insgesamt 425 Gräber.
Römische Siedlung wurde bei Bahnarbeiten entdeckt
Die Experten gehen davon aus, dass zumindest ein Teil dieser Bestattungen auf (nach spätrömischer Sichtweise) kriminelle Handlungen der Personen zurückzuführen sind. Andere Sichtweisen besagen, dass es sich um Ausgestoßene gehandelt haben könnte – oder aber um das Resultat eines „normalen, wenngleich seltenen“ Bestattungsrituals, wie die BBC schreibt.
„Alle menschlichen Überreste, die wir freigelegt haben, werden mit Würde, Sorgfalt und Respekt behandelt“, teilte die Leitung des Bereichs Kulturerbe bei HS2 Medienvertretern gegenüber mit. In mehreren Fällen wurden die Köpfe mit bestattet und dazu entweder zwischen die Beine oder neben die Füße der Toten gelegt.
Ermöglicht wurden diese und andere umfassende Ausgrabungen der letzten Monate durch ein Großprojekt der Bahn. Voraussetzung für den Bau einer neuen Schnelltrasse von London nach Birmingham waren intensive archäologische Begutachtungen links und rechts der Strecke.
Umgesetzt und koordiniert wird das Bauprojekt von HS2 Ltd. Spätere Streckenabschnitte sollen dann von Birmingham aus nach Manchester und Leeds im Norden Englands führen. Baustart der Trasse war 2020.
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