„Selten gut erhaltenes Material“
England: Archäologischer Fund bei Scarborough gewährt neue Einblicke in Leben vor 10.500 Jahren
Bei archäologischen Ausgrabungen der Universitäten Chester und Manchester sind vor wenigen Tagen in der Nähe von Scarborough (Grafschaft Yorkshire) seltene Werkzeuge, Waffen und andere Artefakte aus der Steinzeit entdeckt worden. Auch organisches Material wurde geborgen.
Fotos: University of Chester
Bild 1: Hohe Funddichte im Untergrund der Stätte.
Bild 2: Zahlreiche Artefakte auf dem ehemaligen Seegrund.
Bild 3: Eine Geweihspitze mit Widerhaken.
Bild 4: Kunstvoll verzierte Geweihspitze.
Die Funde aus einer steinzeitlichen Siedlung werden den Experten zufolge dazu beitragen, ein ganz neues Licht auf das Leben der Jäger und Sammler vor etwa 10.500 Jahren zu werfen. „Hier wurde keineswegs ums Überleben gekämpft“, lautet ein frühes Statement aus dem Kreis der Entdecker.
Dr. Nick Overton von der Universität Manchester teilte mit, die Ausgrabung habe es den Teams ermöglicht, deutlich mehr über das Leben „dieser frühen prähistorischen Gemeinschaften“ in Erfahrung zu bringen.
Die Stätte, die wegen eiszeitlicher Verschiebungen ursprünglich am Ufer einer Insel an einem See gelegen haben muss, wurde im Laufe der Jahrtausende durch dicke Torfablagerungen nicht nur verschüttet, sondern auch konserviert.
Selten gut erhaltenes Material – dank Torfabdeckung
„Es ist selten, so altes Material in so gutem Zustand zu finden“, teilte Overton sichtlich begeistert mit. „Das Mesolithikum (Mittelsteinzeit) in Großbritannien war vor der Einführung von Töpferwaren oder Metallen, sodass der Fund von organischen Überresten wie Knochen und Holz unglaublich wichtig für die Rekonstruktion des Lebens dieser Menschen ist“.
Nach Angaben des Teams wurden bei den Ausgrabungen Beweise für eine Vielzahl von Tieren gefunden, die gejagt wurden, darunter Elche und Rotwild sowie kleinere Säugetiere wie Biber und Wasservögel.
Die Körper der gejagten Tiere wurden geschlachtet und Teile davon absichtlich in den Feuchtgebieten der Insel deponiert, so die Forscher. Jagdwaffen aus Tierknochen und Geweih wurden ebenfalls verziert und zerlegt, bevor sie am Ufer der Insel deponiert wurden.
Dies zeige, so die Archäologen, dass die Menschen des Mesolithikums strenge Regeln für die Beseitigung von Tierresten und Gegenständen, die zum Töten von Tieren verwendet wurden, hatten. Normalerweise sind organische Materialien aus dieser Zeit nicht mehr erhalten, was den Fund umso bedeutender macht.
Leben deutlich Weiter entwickelt als gemeinhin gedacht
Dr. Amy Gray Jones von der Universität Chester: „Die Menschen stellen sich prähistorische Jäger und Sammler oft als Menschen vor, die am Rande des Verhungerns lebten und auf der endlosen Suche nach Nahrung von Ort zu Ort zogen.“
„Aber hier haben wir es mit Menschen zu tun, die ein reiches Netz von Stätten und Lebensräumen bewohnten, die sich die Zeit nahmen, Objekte zu verzieren – und die sorgfältig darauf achteten, wie sie Tierreste und wichtige Artefakte entsorgten.“
„Es waren Menschen, die sich ihres Verständnisses dieser Landschaft und der Verhaltensweisen und Lebensräume der verschiedenen Tierarten, die dort lebten, sehr bewusst waren“, fügte Jones der BBC gegenüber hinzu. Faszinierend, was das Erdreich je nach Lage der Dinge zu bieten hat.