Traurigkeit und Schuldgefühle, aber „positiv“
Bargeld lacht auch in bargeldlosen Gesellschaften, zeigt eine Studie
Laut einer Studie der Universität von Surrey in England beeinflusst Bargeld nicht nur unser Ausgabeverhalten, sondern schafft auch ein starkes Gefühl von psychologischem Eigentum, das digitale Zahlungen nicht in gleicher Weise hervorrufen können.
In einer in der Fachzeitschrift Qualitative Market Research veröffentlichten Studie erklären die Forscher, dass das Verschwinden von Bargeld unser Bewusstsein für Ausgaben verringere, was zu impulsiven und unnötigen Käufen führen könne.
Die Studie deutet darauf hin, dass ein physisches Element im Zahlungssystem entscheidend sein könnte, um verantwortungsvolles Ausgabeverhalten zu fördern.
Dr. Jashim Khan, außerordentlicher Professor für Marketing und Direktor für Internationales Wirtschaftsmanagement sowie Hauptautor der Studie an der Universität von Surrey, betont:
„Die emotionale Natur des Bargelds – sein Geruch, sein Gefühl und der Akt des Zählens – erzeugt eine Verbindung, die bei digitalen Zahlungen fehlt. Wenn wir mit Bargeld umgehen, geben wir nicht nur Geld aus, sondern auch ein Stück von uns selbst.“
Studien in zwei verschiedenen Kulturen
Das Forschungsteam führte seine Studie in zwei verschiedenen Kulturen und zu unterschiedlichen Zeiten durch: in Neuseeland im Jahr 2013 und in China im Jahr 2023.
Sie sammelten umfassende, detaillierte Daten über die Erfahrungen der Verbraucher mit Bargeld und bargeldlosen Zahlungsmitteln, indem sie Fokusgruppen und offene Fragebögen einsetzten.
Die Teilnehmer beschrieben ihre Gefühle und ihr Verhalten im Umgang mit verschiedenen Zahlungsmethoden. Dabei zeigte sich, dass Bargeld das Ausgabenbewusstsein steigert, während Karten und Apps oft einen Mangel an Werschätzung für das ausgegebene Geld bewirken.
Trotz der Tatsache, dass 50 Prozent der Transaktionen in China über App-basierte Zahlungen erfolgen, gaben die Teilnehmer an, ein vermindertes Gefühl der Kontrolle über ihre Finanzen zu haben.
Ein Teilnehmer erklärte: „Digitales Geld fühlt sich nicht so an, als würde man sein eigenes Geld ausgeben; es gibt kein echtes Konzept von Geld. Bargeld hingegen fühlt sich anders an, es wird spürbar weniger, wenn man es ausgibt.“
Diese Aussage spiegelt sich in beiden Studien wider und verdeutlicht das emotionale Gewicht, das Bargeld im Vergleich zu digitalen Zahlungsmethoden trägt.
Traurigkeit und Schuldgefühle
Die Untersuchung zeigte auch, dass Menschen sich zwar bei der Nutzung von Zahlungs-Apps glücklich und sicher fühlen, aber nicht das Gefühl des Verlusts empfinden, das sie haben, wenn sie sich von Bargeld trennen.
Emotionale Reaktionen wie Traurigkeit und Schuldgefühle bei Bargeldtransaktionen verdeutlichen die tiefere psychologische Verbindung zum physischen Geld. Im Gegensatz dazu führt die Leichtigkeit digitaler Zahlungen häufig zu unüberlegtem Geldausgeben, da die Greifbarkeit des Bargelds durch abstrakte Zahlen auf einem Bildschirm ersetzt wird, schlussfolgern die Froscher.
„Unsere Forschung zeigt, dass Bargeld nicht einfach nur Geld ist – es ist eine Möglichkeit, mit dem, was wir ausgeben, verbunden zu bleiben. Bargeld in den Händen zu halten, erinnert uns an seinen Wert – etwas, das man bei digitalen Zahlungen leicht vergessen kann“, schließt Dr. Khan.
Eine vergleichbare Studie in Norwegen und Schweden, die beiden Länder, die sich am weitesten auf dem Weg in eine bargeldlose Gesellschaft befinden, hätte möglicherweise andere Ergebnisse gezeitigt. Dort läuft der Geldverkehr bereits nahezu bargeldlos ab, ohne, dass die Menschen dort ihre Orientierung im Leben verlieren und verwahrlosen.
Wenngleich die die beiden Länder ihre Einstellung zum Bargeld seit dem Krieg in Russland ein Stück weit revidiert haben, wie wir berichteten.