Indikator für Anstieg der Meerestemperatur
England hat Besuch aus dem Mittelmeer: Seltene Kristallquallen vor Cornwall gesichtet
Eine Quallenart, die eigentlich nicht in britische Gewässer gehört, ist vor wenigen Tagen vor der Küste von Cornwall gesichtet worden. Experten sprechen sogar von einem „massiven Zustrom“ der Aequorea victoria, die im Deutschen auch als Kristallqualle bezeichnet wird.
Die Art, die nun bei Cadgwith auf der Lizard-Halbinsel im Westen Cornwalls zu Gast ist, kommt normalerweise eher in den Gewässern des Mittelmeers vor. Bereits im August gab es ähnliche Sichtungen
auch vor Alderney und Guernsey.
Experten sehen in dem Phänomen eine mögliche Auswirkung des Klimawandels und des damit einhergehenden Anstiegs der Meerestemperatur, wenngleich der genaue Grund und die genaue Art durch Analysen noch bestimmt werden müssen.
Matt Slater vom Cornwall Wildlife Trust dazu: „Aus irgendeinem Grund hatten wir in diesem Jahr einen massiven Zustrom an der gesamten Südküste. Die Tiere haben zwar Stachelzellen, sind aber nicht stark genug, um Menschen zu verletzen.“
“Sie bildeten fast eine Decke über uns, während wir unter ihnen schwammen“
Er selbst sei vergangene Woche vor der Küste Cornwalls getaucht und habe dabei „eine riesige Anzahl von ihnen registriert, die sich in den Buchten ansammelten. Sie bildeten fast eine Decke über uns, während wir unter ihnen schwammen“, schildert der Wissenschaftler.
Kristallquallen sind laut BBC bekannt dafür, dass es sie in einer Region entweder gar nicht oder in großer Zahl gibt. „Das liegt an ihrem Lebenszyklus“, erklärt Slater. „Sie vermehren sich sehr schnell und produzieren Tausende von winzigen Larven.“
Und weiter: „In manchen Jahren gehen alle von ihnen zugrunde, aber in anderen Jahren, wenn die Bedingungen stimmen, überleben so gut wie alle.“ Und sich aufwärmendes Wasser scheint ein gutes Klima dafür zu sein.
Laut Cornwall Wildlife Trust ernähren sich die Aequorea victoria von Plankton und Meerespflanzen. Wissenschaftler der Marine Biological Association in Plymouth haben Proben für eine DNA-Analyse entnommen, um Genaueres herauszufinden. Möglich, dass die Kristallqualle eine neue Heimat hat.
Hintergrund: Der Durchmesser der Aequorea victoria kann je nach Umweltbedingungen und Lebensraum 8 bis 20 Zentimeter betragen. Die Quallen haben hell fluoreszierende Punkte um den Seitenrand des Glockenkörpers (Biolumineszenz). Gefährlich für Menschen sollen sie nicht sein.