Hunderttausende ohne Strom, zahlreiche Hochwasserwarnungen
Darragh einer der stärksten Stürme der britischen Geschichte
Nach offiziellen Angaben des Met Office wurden an diesem Samstag in Nordwales Windgeschwindigkeiten von bis zu 158 Stundenkilometern gemessen, was „Darragh“ zu einem der stärksten Stürme seit Beginn der Aufzeichnungen in Großbritannien macht.
Entsprechend groß ist die Anspannung auf der Insel, Entwarnung ist auch in den kommenden 12 bis 24 Stunden nicht wirklich in Sicht. Fast 200.000 britische Haushalte sollen zur Stunde ohne Strom sein, in Irland waren es am Mittag fast 400.000.
Das allein zeigt, mit welcher Wucht Darragh die exponierten Inseln an Atlantik und Nordsee getroffen hat. Die Sturmwarnungen gelten noch bis Sonntag, hinzu kommen dutzende Warnungen vor Überschwemmungen. Am Ende dürfte der Schaden gewaltig sein.
„Es gab ein Dröhnen, das vom Boden kam, ein Rumpeln, das mit den Böen durch das Gebäude ging“, beschreibt ein Zeuge aus Nordwales. „So etwas habe ich noch nie gesehen, und wir hatten 2017 Sturm Doris – das hier ist viel schlimmer.“
Regierung schickte Sirenenalarm an Millionen Mobiltelefone
Aufgrund der extremen Wetterbedingungen hatte das Met Office im Vorefeld eine rote Windwarnung herausgegeben. Es war erst die 19. seit Einführung der Kategorie 2011. Die Regierung unterstrich die Gefahr mit Sirenenalarm, der an Millionen Mobiltelefone in Wales und Teilen Englands geschickt wurde.
Dass glücklicherweise sehr viele Menschen die Warnungen ernst nahmen, zeigten am Samstag diverse Verkehrskameras. Immer wieder zu sehen: ungewöhnlich ruhige Straßen. Selbst der notorisch verstopfte Abschnitt der M25 bei Heathrow war nahezu leer.
Laut dem Tracking-Dienst Flightaware wurden bis Samstagmittag allein am gleichnamigen Flughafen 83 Flüge gestrichen, auch andere Flughäfen waren massiv betroffen. Fährverbindungen in Stranraer, auf den Western Isles, in Holyhead und Fishguard wurden ausgesetzt.
Network Rail meldete landesweit 14 größere Unterbrechungen im Zugverkehr. Für Menschen, die sich dennoch in die am stärksten betroffenen Regionen wagten, gab es kaum offene Geschäfte oder Unterkünfte. Regional ging und geht nahezu nichts mehr.
Mindestens ein Todesfall bislang
In Wales veröffentlichte die Umweltbehörde wegen massiver Regenfälle 27 Hochwasserwarnungen, in England sind es 17. Zudem wurden über 200 Gebiete als potenziell überschwemmungsgefährdet eingestuft. Hier bleiben die kommenden Stunden abzuwarten.
(Aktuelle Impressionen von Sturmtief Darragh)
Leider gab es bislang auch mindestens einen Todesfall. In Longton bei Preston kam ein Mann ums Leben, als ein Baum auf seinen Lieferwagen stürzte. In Nordirland prallte ein Translink-Flughafen-Expressbus in den frühen Morgenstunden bei Antrim gegen eine Mauer. Der Fahrer wurde schwer verletzt.
Für Sonntag gilt in ganz England und Wales eine gelbe Wetterwarnung. „Normalerweise zieht ein Sturm bei uns in wenigen Stunden durch, aber das hier werden anderthalb Tage sein“, zitiert der Guardian einen weiteren Zeugen.
Experten warnen, dass solche extremen Wetterlagen in Zukunft zunehmen könnten. Laut einer Studie der Universität Oxford ist die Häufigkeit starker Stürme in Großbritannien in den letzten 20 Jahren um 25 Prozent gestiegen. Darragh scheint eine schwere Etappe dieser Entwicklung zu sein.