Hinkley Point C in Somerset
Problem-Projekt: Erstes britisches AKW seit über 30 Jahren im Bau
Erster britischer Bau eines Atomkraftwerks seit über 30 Jahren: Zu Beginn dieser Woche wurde der Kernreaktor in Hinkley Point C nahe Bridgwater in der englischen Grafschaft Somerset erfolgreich installiert.
Über mehrere Tage hinweg hoben Ingenieure und Bauarbeiter die 500 Tonnen schwere Stahlkonstruktion in Position. „Es war eine riesige Operation für alle beteiligten Teams“, sagte der leitende Ingenieur Matt Abbott, der den Reaktor als „Herzstück der Anlage“ bezeichnete.
Die 13 Meter lange Einheit ist einer von zwei Reaktoren, die ab 2030 genug Strom für sechs Millionen britische Haushalte liefern sollen. Auch Energieminister Ed Miliband nannte die Installation einen „großen Schritt nach vorne“.
Er betonte laut BBC: „Hinkley in Betrieb zu nehmen, um sauberen Strom für sechs Millionen Haushalte zu produzieren, wird ein Gewinn für unsere langfristige Energieunabhängigkeit sein.“ Das Projekt war jedoch von erheblichen Herausforderungen geprägt. Auch das gehört zur Wahrheit.
Kostenexplosion sondergleichen: Die Rechnung steht bei 46 Milliarden Pfund
So sorgten politische Diskussionen, die Covid-Pandemie und globale Lieferkettenprobleme zu immensen Verzögerungen. Statt wie ursprünglich geplant 2025 wird die Anlage nun voraussichtlich erst mit fünfjähriger Verzögerung Strom erzeugen.
Hinzu kommen die Kosten, die von den 2017 geschätzten 18 Milliarden Pfund auf nunmehr 46 Milliarden Pfund gestiegen. Gefertigt wurde der Reaktor in Frankreich von Framatome, einem Unternehmen im Besitz des französischen Energiekonzerns EDF, der das Hinkley-Projekt betreibt.
Ursprünglich hatte EDF im Jahr 2007 vollmundig angekündigt, britische Haushalte würden ihren Weihnachtstruthahn schon 2017 mit frischem Strom aus Hinkley braten können. Zudem gab es zuletzt Berichte über den Einsatz von günstigen ausländischen Arbeitskräften.
Dies führte zu Streiks und Forderungen nach Lohnerhöhungen. Und zu ganz grundsätzlichen Fragen zur Wirtschaftlichkeit und Ethik des Projekts. Die Fertigstellung des letzten britischen Kernreaktors datiert auf das Jahr 1991.