Trotz eigener Partys im Regierungssitz
England: Ex-Premier Boris Johnson forderte „hohe Geldstrafen“ für Corona-Verstöße – also für andere
Um eine Vorstellung davon zu erhalten, wie das Zusammenspiel von Politik, Medien und Wählerschaft nicht funktioniert, konnte man sich bis zu seinem Rücktritt immer gut am britischen Premierminister Boris Johnson orientieren. Seine Skandale und Verfehlungen sind längst legendär – und es hört nicht auf.
Denn nun kam heraus, dass Johnson intern für „hohe Geldstrafen“ bei Zuwiderhandlungen gegen die Corona-Regeln warb. Das jedenfalls notierte ein enger Mitarbeiter im September 2020 in sein Tagebuch. Also rund drei Monate nach „Hoch die Tassen!“ im Regierungssitz 10 Downing Street.
Johnson soll demnach darauf gedrängt haben, „Leute hart zu bestrafen, die nicht das Richtige tun“. Namentlich Patrick Vallance, damals wissenschaftlicher Chefberater der Regierung, zeichnete Gespräche mit Johnson und anderen Entscheidungsträgern in Kurzform auf.
Letztlich erhielt der Chaosvogel selbst einen Bußgeldbescheid
Im Tagebuch ist laut Guardian auszugsweise zu lesen: „Premierminister ‚Leute bestrafen, die sich nicht selbst isolieren‘, ‚Leute bestrafen, die nicht das Richtige tun‘, ‚Einige Kneipen und Bars schließen‘, ‚Wir brauchen viel mehr Bestrafungen und viel mehr Schließungen‘, ‚Hohe Geldstrafen‘.“
Pikanterweise fand die Diskussionen eben nur wenige Monate statt, nachdem der Premierminister während einer Geburtstagsfeier selbst massiv gegen geltende Corona-Regeln verstoßen hatte. Ein Verhalten, das ihm im April 2022 übrigens eine Geldstrafe einbrachte.
Auch der heutige Premier Rishi Sunak, damals Wirtschafts- und Finanzminister bzw. Schatzkanzler, und Johnsons Ehefrau Carrie wurden wegen der Teilnahme an Feierlichkeiten in Nr. 10 Downing Street mit Bußgeldbescheiden belegt.