Die Rückkehr der „Geldmaschine“
England: Gestiegene Energiepreise ermöglichen BP höchsten Quartalsgewinn seit 14 Jahren
Der britische Konzern BP hat durch den kriegs- und krisenbedingten Höhenrausch der Energiepreise den größten Quartalsgewinn seit 14 Jahren erzielt. Von April bis Juni strich der Energieriese einen bereinigten Gewinn von 8,5 Milliarden US-Doller ein. Mehr als das Dreifache im Vergleich zu 2021.
Gut möglich, dass es für ein solches Ergebnis in früheren Jahren öffentlichen Beifall gab – oder auch indifferentes Achselzucken. Heute aber dürfte das Ergebnis bei großen Teilen der Verbraucherinnen und Verbrauchern auf der Insel vor allem eines: wahlweise Sorgen- oder Zornesfalten hervorrufen.
Schließlich kommt die Verkündung des Rekordgewinns just in einer Zeit, in der Experten den Privathaushalten in Großbritannien durchschnittliche Energierechnungen von umgerechnet deutlich mehr als 4.000 Euro für die Heizsaison prophezeien.
Und zwar nicht nur für den anstehenden, sondern mindestens auch für den nachfolgenden Winter. Aus diesem Grund hat die britische Regierung ein ganzes Maßnahmenbündel eingeführt, um den Menschen in ihrer Not zu helfen. Darunter auch Rabatte von fast 500 Euro (400 Pfund).
Die Energiekonzerne selbst sollen ebenfalls einen Beitrag leisten. Verabschiedet wurde eine zusätzliche Steuer von 25 Prozent auf im Vereinigten Königreich erzielte Gewinne. Immerhin.
Dabei gibt es aber ein ziemlich entscheidendes Aber: Die Steuer gilt laut BBC nämlich ausschließlich für die in Großbritannien erzielten Gewinne. Und diese machen – man hätte es sich denken können – nur einen kleinen Teil der Geschäftstätigkeit von BP aus. Rund ein Zehntel, um genau zu sein.
Zu guter Letzt: Mit dem BP-Rekorderlös aus dem 2. Quartal hat das Ganze eh nix zu tun. Denn bekannt wurde auch, dass die von der Regierung beschlossene Überbesteuerung die Erlöse der Monate April bis Juni nicht betrifft.
Als Grund dafür wird genannt, dass dies der Zeitraum war, in dem die Mehrbesteuerung formell eingeführt worden ist. Damit gibt es Extrageld für die Verbraucher erst ab diesem Quartal. Mit anderen Worten: Läuft ganz ordentlich für BP.
Konzern-Vorstand Bernard Looney: „Wir liefern Öl und Gas, das die Welt heute braucht. Gleichzeitig investieren wir, um die Energiewende zu beschleunigen.“ Jener Bernard Looney sagt das, der den Energiemarkt vergangenes Jahr schlichtweg als Geldmaschine bezeichnet hat. Als „cash machine“.