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Die Untenehmer-Gier ist zurück

Goldman Sachs in England: Boni-Grenze abgeschafft – 25-fache Jahresgehälter möglich

Internationale Krise und Goldman Sachs? War da nicht mal was vor Jahren? Oh ja, da war was. Und zwar so gewaltig, dass auch die Bank der Banken im Zuge der Verwerfungen von 2008 (Lehman-Pleite) an eine Bonusobergrenze gebunden war.

Goldman Sachs Bonis
Proteste vor Goldman Sachs in New York während der Finanzkrise 2009. Auf den Plaakaten steht „Stopp der Unternehmergier“. (Foto: Jobs with Justice / CC BY-NC 2.0 Deed)
Ziel der auf EU-Ebene 2014 eingeführten Maßnahme war es, die so wirkmächtigen Profittriebe der Investmentbanker zu zügeln und dem systemimmanenten Schielen auf kurzfristige Erlöse Einhalt zu gebieten. Das Signal damals: Beruhigt euch alle zusammen, wir haben verstanden.

Seit die Bonusobergrenze in Großbritannien im Oktober 2023 in aller Stille abgewickelt wurde, zeichnet sich allerdings wieder ein anderes Bild vom Geschäft. Sozusagen das Bild von der Rückkehr zum Gehaltsturbo, der von allen Lebensrealitäten entkoppelt scheint.

Zahlen gefällig? Aus druckfrischen Unterlagen zu den Ergebnissen des ersten Quartals bei Goldman Sachs International (GSI) geht hervor, dass das Unternehmen in den drei Monaten bis März einen Gehaltspool in Höhe von 580 Millionen Pfund aufgebaut hat.

Nicht schlecht für ein Quartal, das reicht selbst für London

Wäre also am 1. April die Bonusausschüttung fällig gewesen, hätten etwa 3.360 britischen Mitarbeitern im Durchschnitt rund 170.000 Pfund extra zugestanden (umgerechnet 200.000 Euro). Nicht schlecht für ein Quartal, das reicht selbst für London.

Das sind zunächst mal 23 Prozent mehr als 2023, da der Wert der aktienbasierten Boni seither eben in diesem Umfang in die Höhe schoss. Und das, obwohl es in Q1 einen Gewinnrückgang von 13 Prozent gab, ausgelöst durch Inflation und geopolitische Spannungen.

Beide Faktoren hätten die Wirtschafts- und Marktaktivitäten bei GSI beeinträchtigt, wird berichtet. Ein Glück, dass das den Boni wurscht ist, für deren endgültige Höhe die verbleibenden neun Monate des Jahres verantwortlich sind. Heißt: Da geht womöglich noch viel, viel mehr.

Laut einem Bericht des Guardian ermöglicht es die Neuregelung bei den Boni nach Wegfall der Obergrenze gerade den Spitzenkräften bei Goldman Sachs, theoretisch bis zum 25-Fachen ihres vertraglichen Jahresgehalts on top zu verdienen.

Richtig, der Brexit. Welch ein Segen für die Insel

Damit lässt die US-amerikanische Investmentbank – unter gütiger Mithilfe britischer Aufseher – die geltenden EU-Vorschriften kilometerweit hinter sich, wonach Boni bis zuletzt „nur“ das Doppelte des Grundgehalts betragen durften. Richtig, der Brexit. Welch ein Segen für die Insel.

Interessant sind auch die Argumente, die gewählt wurden, um den Schritt zurück in die Zeit vor der Bankenkrise zu plausibilisieren. Der neue Ansatz biete „größere Flexibilität, die Fixkosten durch den Zyklus zu managen und für Leistung zu bezahlen“, hieß es gestochen scharf in einer GSI-Botschaft.

Zudem bringe die Deregulierung der Boni Großbritannien wieder „näher an die Praxis anderer Finanzzentren“ und helfe dem Vereinigten Königreich maßgeblich, „ein attraktiver Standort für junge Talente“ bzw. Berufseinsteiger zu bleiben.

Ein Sprecher von Goldman Sachs kommentierte den potenziellen Sprung im GSI-Gehaltstopf übrigens wie folgt: „Es ist sehr ehrgeizig, auf Basis der Ergebnisse des ersten Quartals über die Vergütung zum Jahresende zu spekulieren.“ – Passende Antworten waren ja noch nie das Problem der Branche.

Unser QUIZ zum Thema ENGLAND

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