Kopfschütteln auf den Färöern
Great Escape Festival verzichtet auf die Färöer als Partnerland wegen Walfangproblematik
Nach der Ankündigung Ende September, dass die Färöer-Inseln beim Great Escape Musikfestival 2025 als Partnerland fungieren würden, machte der Veranstalter nun einen Rückzieher.
Aufschrei und Kritik kam seitens des Sussex Dolphin Project, ihrer Meinung gehören die Färöer als Walfangnation an den Pranger, nicht in den Mittelpunkt einer Musikverantsaltung. Daraufhin beschlossen die Veranstalter, „die Färöer-Inseln als unseren Hauptpartner zurückzuziehen“.
Die Ausladung der Färöer als Partnerland des Great Escape in Brighton geht laut den Organisatoren auf den Druck „lokaler Interessengruppen“ zurück, allen voran das Sussex Dolphin Project.
Dies ist ein weiteres Beispiel für die jüngste Tendenz in der Festivalbranche, Sponsoring und Partnerschaften kritisch zu hinterfragen, wobei die Veranstalter mit dem Risiko eines Boykotts sowohl von Künstlern als auch von Ticketkäufern konfrontiert werden, wenn diese Kritik eine genügend große Welle macht.
In einer über Instagram veröffentlichten Erklärung betonte das in Sussex ansässige Festival seine enge Zusammenarbeit mit färöischen Künstlern in den vergangenen Jahren und lobte deren herausragende Beiträge zur Veranstaltung.
„Wir sind stolz darauf, die außergewöhnlichen Talente der Färöer auf unseren Bühnen gesehen zu haben“, so die Organisatoren. Gleichzeitig äußerten sie Verständnis für die jüngsten Bedenken in Bezug auf die Walfangpraktiken auf den Färöern, die von lokalen Interessengruppen wie dem Sussex Dolphin Project geäußert wurden.
„Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese Themen nichts mit der florierenden Musikszene auf den Färöern zu tun haben“, heißt es weiter.
Nach intensiven Überlegungen und Gesprächen mit der eigenen Community habe das Festival schließlich beschlossen, die Färöer-Inseln als Hauptpartner für das kommende Jahr zurückzuziehen. Diese Ankündigung folgte nur kurze Zeit nachdem man die Färöer als Partnerland verkündet hatte.
The Great Escape ist eine wichtige Station im internationalen Musikfestivalkalender, das Festival kooperiert eng mit Musikexportbüros und Kulturagenturen aus aller Welt. Viele von ihnen organisieren im Rahmen des Festivals spezielle Events, die Künstler aus ihren Ländern ins Rampenlicht rücken, um neue Märkte zu erschließen. Jedes Jahr wird ein Land als „Lead Country Partner“ ausgewählt, dessen Aktivitäten im Festivalprogramm besonders hervorgehoben werden.
Kopfschütteln auf den Färöern
Die Reaktionen auf den Färöern reichten von Verwunderung und Enttäuschung bis hin zu scharfem Spott, da viele Archipelbewohner die Entscheidung als heuchlerisch empfanden.
Über die Jahre haben die Färinger ähnliche Proteste und Boykottaufrufe in Bezug auf Fischerei, Aquakultur und Walfang erlebt, insbesondere aus Großbritannien, wo Aktivismus gegen die Färöer immer wieder aufflammt.
Die Färinger äußern Unverständnis über die anhaltende Empörung gegen ihre traditionellen Lebensgrundlagen, besonders angesichts der Tatsache, dass es auf den Färöern keine Massentierhaltung und keine industrielle Schlachtung von Tieren gibt und der Inselstaat sich im Gegensatz zu anderen Ländern, einschließlich Großbritannien, auch nicht an Kriegen oder anderen Formen von Gewalt beteilige, kontert das färöische Nachrichtenportal Local.fo in einem Bericht über den Vorgang.
Ironisches Achselzucken
Zum Schluss erinnert der Artikel daran, dass das Festival im verhangenen Jahr mit Barclays einen Hauptsponsor gehabt habe, der in Waffengeschäfte verwickelt ist, die im Konflikt zwischen Israel und Palästina eine Rolle spielen.
Aus Protest haben damals mehr als 100 Künstler ihre Teilnahme am Great Escape Festival abgesagt, um ihren Unwillen gegen diese geschäftliche Verbindung zu bekunden.
Das Barclays-Sponsoring war Teil einer umfassenden Zusammenarbeit zwischen dem Veranstalter Live Nation und der drittgrößten Bank Großbritanniens. Barclays sponsorte auch andere Festivals, darunter Download, Latitude und das Isle Of Wight Festival. Aufrgrund der Proteste hat die Bank ihre Zusammenarbeit mit den Musikfestveranstaltern gekündigt.