Schwedisches Modell im Blick
Britischer Armeechef will „Vorkriegsgeneration“ auf Kampf gegen Russland vorbereiten
Es waren markige Worte, die der scheidende britische Armeechef Sir Patrick Sanders an diesem Mittwoch bei einer Militärkonferenz im Gepäck hatte. Der General sprach aus, was angesichts der offensichtlichen Umstellung Russlands auf Kriegswirtschaft mittelfristig Realität werden könnte.
„Die britische Bevölkerung ist meiner Ansicht nach eine Vorkriegsgeneration, die auf einen größeren Krieg gegen das zunehmend aggressive Russland von Wladimir Putin vorbereitet sein muss“, teilte Sanders bei seiner Rede in Twickenham im Süden Londons mit.
Zur Vorbereitung sei es notwendig, das britische Militär nicht nur technologisch, sondern auch personell zu verstärken: das dieser Tage auch andernorts diskutierte Stichwort Wehrpflicht, bei dem Sanders allerdings nicht auf Linie mit dem britischen Verteidigungsministerium liegt.
Hier heißt es, man habe nicht vor, in Friedenszeiten zu dem 1960 abgeschafften Modell des verpflichtenden Griffs zur Waffe zurückzukehren. Für Sanders ist es jedoch der grundfalsche Weg, um die Gesellschaft „kriegstüchtig“ zu machen. Auch der Begriff fiel ja zuletzt nicht nur auf der Insel.
Die verbale Intervention des Armeechefs kommt zu einem Zeitpunkt, da die Zahl der Soldaten in Großbritannien auf den niedrigsten Stand seit mehr als 300 Jahren gesunken ist. Infolge berichtet der Guardian von sich mehrenden Spannungen zwischen Armee und Verteidigungsministerium.
„In den letzten 30 Jahren hat sich die Größe der britischen Armee halbiert“
Laut Sanders sei die viel zitierte „Friedensdividende“ endgültig aufgezehrt. „In den letzten 30 Jahren hat sich die Größe der Armee halbiert. Allein in den letzten 12 Jahren haben wir eine Reduzierung um 28 Prozent verkraftet“.
In seiner Rede verwies er auch darauf, dass Schritte zur „nationalen Mobilisierung“ nicht auf Länder in der Nähe Russlands (NATO-Ostflanke) beschränkt bleiben dürften. Vielmehr seien auch wieder mehr britische Bürger gezwungen, sich der aktuell 74.000 Mann starken Armee anzuschließen.
Der Armeechef sagte, das Vereinigte Königreich müsse weitgehend dem Beispiel Schwedens folgen und vorbereitende Schritte unternehmen, um die Gesellschaften kampffähiger zu machen. „Das ist nicht nur wünschenswert, sondern unerlässlich“, fügte er hinzu.
Hintergrund: Das schwedische Modell sieht vor, ganze Altersjahrgänge zu mustern, aber nur einen Teil davon zu einer 12-monatigen Militärausbildung heranzuziehen. „Gezogen“ wird lediglich, wer möchte und körperlich in der Lage dazu ist. Damit ist es im Prinzip ein auf Freiwilligkeit basierendes Modell.