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Neue Perspektiven für Klimaresilienz und Ertragssicherheit

Hoffnung für viele Landwirte: Neuer biologischer Mechanismus könnte Düngemittel ersetzen

Die stark gestiegenen Preise für Kunstdünger bereiten Landwirten Kopfzerbrechen, letztlich auch dem Verbraucher, der zwar am Ende der Nahrungskette steht, jedoch einen hohen Preis dafür bezahlt. Experten jedoch betrachten die Krise als Gelegenheit, um Landwirtschaft effizienter zu gestalten und gleichzeitig den Natur- und Klimaschutz voranzubringen.

Düngemittel Ersatz
Maisernte im nordrhein-westfalischen Warendorf. Auch die deutschen Landwirte könnten von dem Kunstdünger-Ersatz profitieren. (Symbolbild)
Ein Durchbruch in der Agrarforschung könnte den Einsatz von Düngemitteln grundlegend verändern. Wissenschaftler des John Innes Centre im englischen Norwich, Norfolk, haben einen biologischen Mechanismus entdeckt, der Pflanzenwurzeln für nützliche Bodenmikroben zugänglicher macht. Diese Erkenntnis eröffnet neue Perspektiven für umweltfreundlichere landwirtschaftliche Praktiken und könnte Landwirten ermöglichen, weniger Düngemittel einzusetzen, und damit Produktionskosten zu senken, ohne die Produktionsmenge zu verringern.

Nachhaltige Nährstoffversorgung statt chemischer Belastung

Die moderne Landwirtschaft ist stark abhängig von Nitrat- und Phosphatdüngern. Doch ihr übermäßiger Einsatz belastet die Umwelt massiv. Die neue Studie aus England zeigt, dass die natürlichen Partnerschaften zwischen Pflanzenwurzeln und Mikroben das Potenzial haben, die Nährstoffaufnahme effizienter zu gestalten – und das ohne chemische Zusätze.

Arbuskuläre Mykorrhizapilze
Arbuskuläre Mykorrhizapilze geheneine Symbiose mit Pflanzenwurzeln ein. (Abb.: Edmund Bridge)
Die Forschergruppe unter der Leitung von Dr. Myriam Charpentier entdeckte eine Genmutation in der Hülsenfrucht Medicago truncatula, auch Gestutzter Schneckenklee genannt. Diese Mutation optimiert die Signalübertragung in der Pflanze und fördert die Zusammenarbeit mit stickstoffbindenden Bakterien und arbuskulären Mykorrhizapilzen (AM-Pilze) – 80 Prozent aller Landpflanzen gehen eine Symbiose mit diesen Pilzen ein.

Diese Mikroorganismen versorgen Pflanzen mit Stickstoff und Phosphor, während die Pflanzen im Gegenzug Zucker liefern. Dieser symbiotische Austausch, bekannt als Endosymbiose, könnte eine natürliche Alternative zu anorganischen Düngemitteln bieten, so die Forscher in der Studie.

Durchbruch: Endosymbiose unter landwirtschaftlichen Bedingungen

Ein Problem bei der Nutzung dieser Mikroben-Partnerschaften war bisher, dass sie vor allem in nährstoffarmen Böden auftreten – ein Umfeld, das selten in intensiver Landwirtschaft zu finden ist. Die neue Forschung zeigt jedoch, dass eine gezielte Genmutation in einem Kalzium-Signalweg die Endosymbiose auch unter landwirtschaftlichen Bedingungen fördern kann.

Diese Erkenntnis wurde nicht nur in Hülsenfrüchten, sondern auch in Weizen erfolgreich nachgewiesen.

„Unsere Ergebnisse bergen ein enormes Potenzial für eine nachhaltige Landwirtschaft“, erklärt Dr. Charpentier. „Die identifizierte Mutation verbessert die Wurzelendosymbiose und bietet eine Möglichkeit, den Einsatz von anorganischem Dünger zu reduzieren.“

Neue Perspektiven für Klimaresilienz und Ertragssicherheit

Neben der verbesserten Nährstoffaufnahme erhöhen die Mikroben-Partnerschaften die Stressresistenz von Pflanzen. Dies ist ein entscheidender Vorteil in Zeiten des Klimawandels und steigender Anforderungen an die Landwirtschaft. Die Kombination aus erhöhter Krankheitsresistenz, effizienter Nährstoffversorgung und reduzierter Abhängigkeit von Düngemitteln könnte die Landwirtschaft revolutionieren.

Die Studie, die in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, zeigt zudem, dass Kalziumsignale eine Schlüsselrolle bei der Regulierung der Endosymbiose spielen. Die Forscher entschlüsselten den Mechanismus, der Flavonoide – Verbindungen, die die Mikrobenpartnerschaft fördern – reguliert.

Ein Schritt in Richtung nachhaltiger Landwirtschaft

„Diese Entdeckung verdeutlicht, wie bedeutend Grundlagenforschung für die Lösung globaler Herausforderungen ist“, so Dr. Charpentier. Der nächste Schritt sei nun, die Ergebnisse in die Praxis zu übertragen, um ertragreiche, klimaresiliente und umweltschonende Anbausysteme zu entwickeln.

Die Forschung markiert einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft, die Kosten für Landwirte senkt und gleichzeitig die Umwelt schützt. Die Hoffnung ruht darauf, dass solche Innovationen den globalen Übergang zu umweltfreundlichen Anbaumethoden beschleunigen.

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