Kreml-Sprecher legt nach
Nord Stream 1 und 2: Russland will „Beweise“ für britischen Sabotageakt gesammelt haben
Im internationalen Streit um die Frage, wer für die Lecks an den Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 verantwortlich ist, hat Moskau nachgelegt. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow teilte am heutigen Dienstag mit, Beweise für eine federführende Verwicklung des britischen Militärs zu haben.
„Unseren Geheimdiensten liegen Beweise vor, die darauf hindeuten, dass die Angriffe von britischen Militärspezialisten geleitet und koordiniert worden sind“, so Peskow vor Pressevertretern, ohne konkreter zu werden.
Ferner gebe es Beweise, dass Großbritannien „in Sabotage- und Terrorakte gegen lebenswichtige Energieinfrastruktur nicht nur in Russland, sondern auch international“ verwickelt sei. Als Beispiel nannte er wiederholte Angriffe auf Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte in den letzten Tagen.
Eine erneute Reaktion aus London steht zur Stunde zwar noch aus. Aber man darf davon ausgehen, dass die neuerlichen Anschuldigungen aus Russland ähnlich kurz und klar returniert werden wie vor ein paar Tagen bei den ersten Anschuldigungen. Am Samstag war das.
Da hatte London insistiert, Russland wolle mit „epischen Falschbehauptungen“ vom desaströsen Verlauf des Ukraine-Kriegs ablenken – eine Sichtweise, die Bestand haben dürfte. Damit steht – oh Wunder, oh Wunder – auch in dieser Angelegenheit mal wieder Aussage gegen Aussage.
Welchen Wert es hat, wenn (ausgerechnet) Russland von Beweisen spricht, muss natürlich jeder für sich selbst beantworten. Fest steht nur: Im Kreml scheint man nicht gewillt, den Ton zu dimmen. Man wolle das britische Vorgehen „beantworten“, teilte Peskow mit, was auch immer das bedeuten mag.
„Wir werden über Schritte nachdenken“, so der Wortlaut des Kremlsprechers, der an diesem Dienstag zugleich ein „inakzeptables Schweigen der europäischen Länder“ ausgemacht haben will.
Auch zur möglichen Zukunft der beiden Gasröhren hatte Peskow laut Reuters etwas zu sagen. Russland warte nun erst auf eine Expertenbewertung zu den Schäden. Danach werde entschieden, ob eventuell auch eine Reparatur der Pipelines möglich sei.
Im September hatten vor der dänischen Insel Bornholm mehrere Explosionen insgesamt vier Lecks in den Pipelines Nord Stream 1 und 2 verursacht. Dadurch war tagelang massiv Gas an die Oberfläche der Ostsee ausgetreten.