Raumgreifendes Projekt in Großbritannien gestartet
Riesiges Wildblumen-Netz soll Biene vorm Aussterben retten
Wie andere Weltregionen auch hat Großbritannien der Biene in den letzten Jahrzehnten sukzessive die Lebensgrundlage genommen. Seit den 1940er Jahren wurden 97 Prozent der für die Spezies so lebenswichtigen Wildblumen-Flächen der modernen Landwirtschaft, der Viehzucht und Infrastrukturprojekten geopfert. In Summe etwa Millionen Hektar Land.
Inzwischen ist die Biene auf der Insel ein derart seltener Gast geworden, dass nun mit Hochdruck an Lösungen für die Misere gearbeitet wird. An diesem Montag startet einem Bericht des Guardian zufolge ein gigantisches Aufbauprojekt, das der Biene wieder zu ausreichend großem und vor allem vernetztem Lebensraum verhelfen soll.
Denn: Bienen benötigen für eine intakte Population großflächig zusammenhängenden Lebensraum – also ein regelrechtes Netz von Wildblumenäckern.
Früher war das in Großbritannien kein Problem, es gab reichlich Wildwuchs. Aber mit dem Aufbau der industriellen Landwirtschaft und Viehzucht entstanden mehr und mehr Lücken im System. Und je größer die Abstände, desto weniger zuträglich war und ist es für die Population von Bienen und anderen Insekten.
Experten sagten schon vor Jahren voraus, dass 40 bis 70 Prozent aller Insektenarten vom Aussterben bedroht sind, wenn ein Ökosystem stark fragmentiert ist wie das in Großbritannien.
Die Lösung für das Problem sollen nun sogenannte B-Lines sein – ein von Naturschützern strategisch zusammengefügtes, landesweit verzweigtes Netz von Wildblumenkorridoren, durch das aus vielen kleinen Ökosystemen wieder ein großes entstehen kann.
Mindestens 150.000 Hektar neue Wildblumenpfade sind vorgesehen, jeweils bis zu drei Kilometer breit. Es ist nicht eben eine kleine Herausforderung, von der sich die Wissenschaft aber große Effekte erhofft.
Eine Sprecherin der für die Ausarbeitung der B-Lines zuständigen Organisation Buglife dazu: „Ein umfassendes englisches B-Lines-Netzwerk ist ein Meilenstein. Es wird das Insektensterben nicht nur stoppen, sondern umkehren.“
Bereits vor sechs Jahren hat die Organisation mit der Kartierung von möglichen Wildblumenkorridoren begonnen. Finanziell wurde sie dabei vom britischen Umweltministerium unterstützt.
Zur flächendeckenden Lösung des Problems gelang es, neben lokalen Wildlife Trusts vor allem Stadträte, Grundbesitzer und Autobahnagenturen mit an den Tisch zu bekommen.
Scheinbar ist das gut gelungen. Was hilfreich gewesen sein könnte: Schuld am Aussterben der Biene will bei allen wirtschaftlichen Interessen dann doch niemand haben.
sh