Sprache soll inklusiver werden, wenn’s nach den Briten ginge
Roald Dahls Werk: Norwegischer Verlag schließt Neufassungen aus
Roald Dahls Bücher gehören zu den Klassikern der Kinderliteratur. Ein britischer Verlag hat seine Bücher umschreiben lassen, um die darin verwendete Sprache inklusiver zu gestalten.
Der norwegische Verlag von Roald Dahls Werken hat nun angekündigt, die Änderungen der Briten nicht übernehmen zu wollen. Die vom Verlag Puffin Books vorgenommenen Änderungen haben eine Kontroverse ausgelöst.
Der norwegische Verlag Glydendal erklärte, er werde die Änderungen, die der britische Verlag an Roald Dahls Werken vorgenommen hat, nicht übernehmen.
„Wir spüren auch ein gewisses Unbehagen angesichts der Entwicklung, die wir beobachten. Es kommt nicht in Frage, alle Änderungen, die jetzt in den britischen Medien diskutiert werden, aufzunehmen“, sagte Eva Thesen, Verlagsleiterin für Kinder und Jugendliche bei Gyldendal Litteratur, der norwegischen Zeitung VG.
„Wir stehen dem Umfang der Änderungen, die nun für den britischen Markt bestimmt sind, kritisch gegenüber“, so Thesen.
Diese Entscheidung wurde getroffen, nachdem der Verlag zunächst erklärt hatte, dass er den Änderungen des britischen Verlegers von Dahls Büchern folgen und sie übernehmen würde. Dahls spanische, niederländische und französische Verlage haben ebenfalls erklärt, dass sie keine Änderungen vornehmen werden.
Puffin Books, ein Imprint von Penguin Books, hat mit Hunderten von Änderungen an Roald Dahls Werken, die in zukünftigen Veröffentlichungen der Bücher des anglo-norwegischen Schriftstellers erscheinen werden, eine Kontroverse ausgelöst.
Puffin Books stört sich unter anderem daran, dass Augustus Glupsch in „Charlie und die Schokoladenfabrik“ als „fett“ bezeichnet wird. In der neuen Ausgabe soll er stattdessen nur noch „enorm“ genannt werden.
Auch die Arbeiter in Willy Wonkas Fabrik erfahren eine Änderung: Statt wie bisher als „kleine Männer“ werden sie nun als „kleine Menschen“ beschrieben.
Weitere Änderungen betreffen den Klassiker „Die Zwicks stehen Kopf“.
Dort wird Frau Zwick als „hässlich und bestialisch“ beschrieben – zu viel für den Verlag: „bestialisch“ darf bleiben, aber „hässlich“ wird ersatzlos gestrichen.
Auch das Wort „verrückt“ („crazy“) gehört zu den Wörtern, die entfernt wurden.
In anderen Büchern wurden Verse umgeschrieben, ersetzt oder hinzugefügt, wie der Guardian berichtet.
Weitere Änderungen betreffen eine geschlechtergerechtere Sprache im Roman „James und der Riesenpfirsich“. Darin wurde ein Verweis auf Rudyard Kipling – der seit einigen Jahren als Kolonialist, Rassist und Frauenfeind verstanden wird – durch einen Verweis auf Jane Austen ersetzt. Außerdem wurden Passagen, die veraltete oder unvorteilhafte Darstellungen von Frauen enthalten, überarbeitet.
Kritiker der Änderungen haben diese als Zensur und nicht im Sinne des Autors bezeichnet, während Befürworter darauf verweisen, dass Dahl seine Werke zu Lebzeiten regelmäßig aktualisiert hat, um schädliche oder rassistische Stellen zu entfernen.
Der Autor musste z.B. die Herkunft und das Aussehen der Oompa Loompa umschreiben, weil die ursprüngliche Darstellung als rassistisch und diskriminierend kritisiert wurde.
„Inclusive Minds“, eine Wohltätigkeitsorganisation, die im Bereich der Kinderbücher engagiert ist, hat die in Dahls Büchern verwendete Sprache untersucht und festgestellt, was nach heutigen Maßstäben als schädlich oder anstößig gelten könnte.
Die Änderungen wurden mit Zustimmung der Roald Dahl Story Company vorgenommen, die Netflix gehört und die Urheberrechte an den Büchern besitzt, um die Bücher für jüngere Generationen geeigneter zu machen.