„Für einen Komplex dieser Art selten“
England: Römische Villa mit viel Wohnkomfort in Kent entdeckt – mithilfe von Google Earth
Mithilfe von Google Earth-Bildern ist es Forschern der Kent Archaeological Society (KAS) geglückt, auf einem Acker in der Nähe von Trottiscliffe Überreste einer Römervilla aus dem 3. oder 4. Jahrhundert n. Chr. zu finden. Der Komplex war ausgestattet mit einem Badehaus und einer Fußbodenheizung.
Fotos: Kent Archaeological Society (KAS)
Der Fund glückte vor wenigen Wochen bei einer Gemeinschaftsgrabung zusammen mit Bewohnern der Gemeinde. „Das Gebäude wurde mit einem Hypokaustensystem beheizt. Es dürfte damals ein bisschen wie in einem türkischen Bad gewesen sein“, teilte Ausgrabungsleiter Richard Taylor mit.
„Das Heizsystem bestand aus einer Holzfeuerstelle, um Hitze zu erzeugen. Diese strömte dann durch die Säulenkonstruktion im Unterboden und erwärmte so das Haus. Das ist für einen Komplex dieser Art in dieser Region selten“, so die Einschätzung des Forschers aus Kent.
Die Bewohner dürften demnach einen hohen gesellschaftlichen Rang innegehabt haben und vermögend gewesen sein. „Denn der Betrieb einer Hypokauste war teuer und erforderte eine große Anzahl von Arbeitskräften“, so Taylor weiter.
Die Römer verwendeten für ihre Böden und Wände offensichtlich Keramikfliesen als Wärmeträger. Zudem war laut Taylor die sorgfältige Abdichtung der Innenräume unerlässlich, um das Eindringen von Rauch und schädlichen Gasen zu verhindern. Ein komplexes System also.
Weitere Ausgrabungen an der Villa im kommenden Jahr geplant
Im Rahmen der Grabung wurden aber auch zahlreiche Artefakte gefunden, darunter Gürtelschmuck aus dem späten 4. Jahrhundert, ein römischer Schlüssel, Münzen, bemalter Wandputz, Töpferwaren und ein gepflasterter Boden im Eingangsbereich des Badehauses.
Das KAS-Team identifizierte den Standort der Villa auf dem Ackerland zunächst anhand von Google Earth-Bildern, auf denen im trockenen Sommer entsprechende Bodenmarkierungen zu sehen waren.
Die Ausgrabung im September wurde dann mithilfe von etwa 50 Freiwilligen durchgeführt.
„Wir waren sicher, dass wir etwas finden. Aber wir wussten nicht, dass es etwa so Außergewöhnliches sein würde“, teilte Taylor KentOnline gegenüber mit. Geplant sei, im kommenden Jahr mit einer weiteren Grabung an der Villa und dem Badehaus zurückzukehren.
Wahrscheinlich gehörte die Villa einst wohlhabenden Landwirten, die dort mit ihren Bediensteten lebten. Frühere Funde in der Region deuten jedoch darauf hin, dass dies längst nicht die erste Besiedelung war. Ein nahegelegener Grabhügel stammt aus der Zeit um 4000 v. Chr.