„Sehr bewegender“ Zufallsfund in Nordfrankreich
Englischer Soldat aus 1. Weltkrieg mit allen Ehren beigesetzt – 105 Jahre nach seinem Tod
Herbert Greaves wurde 28 Jahre alt. Er diente im 1. Weltkrieg im 6. Bataillon der King’s Own Yorkshire Light Infantry. Der Vater zweier Kinder fiel am 1. Mai 1917 im Kampf in der Nähe von Arras in Nordfrankreich – ein tragisches Beispiel von Millionen, die es in diesem barbarischen Krieg gab.
Dennoch ist die Geschichte von Greaves eine besondere, da sie erst vor wenigen Tagen ihr Ende fand. Genau gesagt am Donnerstag, als der Soldat aus Sheffield im Beisein seiner Familie mit allen militärischen Ehren auf dem Heninel Communal Cemetery Extension bei Arras beigesetzt wurde.
Dass dies etwa 105 Jahre nach seinem Tod geschehen konnte, ist im Grunde einem Zufall zu verdanken. Vor zwei Jahren nämlich wurden Greaves‘ sterbliche Überreste bei Bauarbeiten an einem Fußweg direkt am Soldatenfriedhof gefunden. Nur war zunächst nicht klar, um wen es sich handelte.
Erst dank eines DNA-Tests gelang es, Greaves mit absoluter Sicherheit zu identifizieren und ihm so nicht nur einen Namen, sondern auch ein Gesicht zu geben. Entsprechend emotional fielen die Reaktionen seiner Nachkommen aus, als sie informiert wurden.
Greaves‘ Enkel David Dickson, inzwischen selbst ein betagter Mann, teilte 2019 mit, „hocherfreut“ über den zufälligen Fund zu sein. Die gesamte Familie sei erleichtert, dass sein Großvater nun endlich bestattet werden könne.
Enkel über Moment der Benachrichtigung: „Ich war sehr bewegt“
„Als unser Sohn die E-Mail vorlas, in der stand, dass sie tatsächlich die sterblichen Überreste unseres Großvaters gefunden hatten, war ich sehr bewegt“, schildert Dickson den sehr besonderen Moment, der ihn nun mit etwas Zeitverzögerung nach Nordfrankreich führte.
„Er war plötzlich eine reale Person für uns“, so Dickson weiter, dem es im Zuge der Nachricht gelang, Kontakt zu einem Cousin aufzunehmen, den er selbst viele Jahre nicht gesehen hatte – und der dann den entscheidenden DNA-Test durchführte.
Zudem sei es der Familie geglückt, in alten Dokumenten ein Foto von Greaves zu finden. „Wir waren sehr aufgeregt, weil wir an der Beerdigung in Nordfrankreich teilnehmen wollten“, sagte Dickson.
An der Zeremonie am Donnerstag nahmen neben seiner Frau und seinen Söhnen auch Vertreter der britischen Armee, der Commonwealth War Graves Commission und andere Offizielle teil. Getragen wurde der Sarg von Soldaten des 5th Battalion The Rifles.
Rosie Barron vom Joint Casualty and Compassionate Centre (JCCC) des Verteidigungsministeriums, das die Trauerfeier organisierte, sagte bei einer Ansprache: „Herbert Greaves ruht ab sofort im Kreise seiner Kameraden. Seine Geschichte ist nun endlich abgeschlossen.“
Hintergrund: Der 1889 in Sheffield geborene Infanterist Herbert Greaves war mit Jane verheiratet. Sie hatten laut BBC zwei Kinder, Sohn und Tochter, die ebenfalls Herbert und Jane hießen.
Es wird angenommen, dass Greaves am Tag seines Todes zu dem Friedhof gebracht werden sollte. Nur kam es in den Wirren des Krieges offensichtlich nicht mehr zu seiner Beisetzung. Es brauchte mehr als 100 Jahre, um dieses schicksalhafte Kapitel würdevoll zu beenden.