Sehenswürdigkeiten Englands
Stonehenge – die bekannteste Steinkreis-Anlage der Welt
Die Steinkreisanlage Stonehenge liegt im mittleren Süden Englands, in der Grafschaft Wiltshire nahe der Stadt Salisbury. Das mystische Areal ist aufgrund seiner monumentalen Ausmaße und der schier unvorstellbaren Leistung der Erbauer weltweit bekannt. Stonehenge ist in jederlei Hinsicht „Kult“, nirgendwo dürfte der Begriff besser passen.
Entstanden ist Stonehenge ausgehend von der Jungsteinzeit in drei Bauphasen, wobei heutigen Schätzungen zufolge bis zu 500 Menschen gleichzeitig am Transport der riesigen Felsblöcke beteiligt gewesen sein müssen. Über die exakte ursprüngliche Bestimmung der Anlage streitet die Fachwelt hingegen bis heute. Wie dem auch sei: Stonehenge ist ein Muss für alle Englandbesucher, die es gerne historisch mögen.
Inhalt dieses Beitrags:
– Kurz-Zusammenfassung
– Bilder und Impressionen
– Aufbau von Stonehenge
– Entstehungsgeschichte
– Sagen und Legenden
– Wichtige Begriffe
– Erreichbarkeit von Stonehenge
– Stand der Forschung
– Weiterführende Informationen
Kurz-Zusammenfassung
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Die Steinkreisanlage Stonehenge ist die wohl bekannteste prähistorische Kultstätte der Welt – gelegen nahe der Stadt Salisbury in der englischen Grafschaft Wiltshire.
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Trotz intensiver Erforschungen der Anlage und ihrer Hintergründe gibt Stonehenge der Fachwelt noch immer Rätsel auf: Auch ihre Unerklärbarkeit macht die Stätte so besonders.
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Hunderte von Menschen müssen am Transport der bis zu 30 Tonnen schweren Steinblöcke beteiligt gewesen sein: Neue geologische Erkenntnisse liefern wichtig Hinweise zur Herkunft der Felsblöcke.
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Stonehenge gehört dem Weltkulturerbe der UNESCO an – entsprechend groß ist mit bis zu 1,5 Millionen Menschen pro Jahr das Besucheraufkommen.
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Auch in der Nähe von Stonehenge wurden bereits spektakuläre Funde gemacht – unter anderem die Entdeckung eines riesigen Schachtsystems von fast zwei Kilometern Durchmesser im Jahr 2020.
Bilder von Stonehenge
Aufbau von Stonehenge
Stonehenge bezeichnet eine Grabenanlage, die von einer aus mehreren Steinkreisen bestehenden Megalith-Struktur umgeben wird.
Am beeindruckendsten sind der äußere Kreis – bestehend aus Pfeilersteinen, die von Decksteinen überbrückt werden – und die innere, fast hufeisenförmige Anordnung. Die Anlange besteht aus insgesamt drei Teilen: der (1) Avenue von Stonehenge zum nahegelegenen Fluss Avon, der (2) Wall- und Grabenanlage und der (3) Steinkreisanlage.
Die Avenue
Die Avenue beginnt am nordöstlichen Rand von Stonehenge. Sie ist auf die Sommer- und Wintersonnenwende ausgerichtet, knickt dann aber fast exakt nach Osten ab und führt später Richtung Südosten zum Fluss Avon.
Die Wall- und Grabenanlage
Die Anlage ist von einem Wall und einem Graben umgeben, der früher einmal 2 Meter tief bzw. hoch war. Heute sind davon nur noch die Ansätze zu sehen. Am nördlichen Teil befindet sich der Ausgang zur Avenue.
Steinkreisanlage
Die innere Steinkreisanlage besteht aus 5 Trilithen, die hufeisenförmig aufgestellt sind. Der mittlere Stein ist stolze 7 Meter hoch, die anderen jeweils 6 Meter. Hinzu kommen die Blausteine, die zur Mitte der Anlage vor den Trilithen stehen. Die äußere Steinkreisanlage besteht hingegen aus zwei Steinkreisen: dem äußeren Trilithen-Steinkreis und dem konzentrisch darin befindlichen Blaustein-Kreis.
Entstehung von Stonehenge
Stonehenge wurde in der Jungsteinzeit begründet und mindestens bis in die Bronzezeit aktiv benutzt. Errichtet wurde die Stätte in mehreren Abschnitten, über einen Zeitraum von etwa 2000 Jahren hinweg. Die letzten kultischen Nutzungen werden etwa auf das 7. Jahrhundert n. Chr. datiert.
Erst im 20. Jahrhundert haben archäologische Untersuchungen verlässliche Informationen über die Entstehung Stonehenges hervorgebracht. Seither ist bekannt, wann und in welcher Reihenfolge die verschiedenen Strukturen erbaut wurden.
So haben die Untersuchungen ergeben, dass Stonehenge in drei Bauphasen in der Zeit von etwa 3000 bis 1500 v. Chr. entstanden ist. Die Frühphase der Anlage datiert auf etwa 3100 v. Chr., die beeindruckende Megalith-Struktur geht wahrscheinlich aus einer Periode zwischen 2500 und 2000 v. Chr. hervor.
Klar ist: Es müssen gewaltige Kraftanstrengungen gewesen sein, Stonehenge zu errichten. Millionen von Arbeitsstunden, aber auch viel Raffinesse bei der Planung und Umsetzung müssen der Schlüssel zum Erfolg gewesen sein. Bedenkt man, wie wenig technologisiert die Welt von damals war, wird die Existenz von Stonehenge umso unfassbarer.
3000 – 2100 v. Chr.
Aus der ersten Bauphase existiert nur noch der Ringwall, der die Stätte umgibt. Dieser war ursprünglich um die 2 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 114 Metern. Es gehörte auch noch ein etwa 2 Meter tiefer Außengraben dazu, dessen Durchgang in die Stätte mit zwei Steinblöcken markiert war.
Außerhalb des Eingangs befanden sich der „Heel Stone“ sowie ein freistehendes Holztor. An der Innenseite des Walls existierte ein Ring aus 56 Erdgruben, die lange Zeit als Gräber dienten. Am Ende der ersten Bauphase wurden höchstwahrscheinlich die vier „Station Stones“ hinzugestellt.
2100 – 2000 v. Chr.
Die Anlage wurde von neuen Siedlern erweitert, Teile der Avenue wurden angelegt und der Felsenstein mit einem magischen Zirkel umrandet. Aus Wales wurden 4 Tonnen schwere Blausteine (Dolorit) herangeschleppt und im Abstand von 1,8 Metern in zwei Kreisen aufgestellt. Die Arbeit hierzu wurde aber abgebrochen.
Um 2000 v. Chr.
In der Frühbronzezeit ging es schließlich weiter. Es wurden aus den Marlborough Downs 50 Tonnen schwere Sandsteinblöcke herangeschleppt, die zu fünf Trilith-Konstruktionen in hufeisenförmiger Anordnung aufgestellt wurden – die mittlere 7 Meter hoch, die anderen etwa 6 Meter.
Um dieses Hufeisen wurde ein 4,5 Meter hoher Steinring aus 30 Sandsteinblöcken (je 25 Tonnen schwer) errichtet, auf dem ringsherum Balken aus dicken Steinplatten lagen. Später sollten Blausteine in zwei Kreisen um den Sandsteinring gestellt werden. Ein Versuch, der dann aber irgendwann abgebrochen wurde.
Um 1500 v. Chr.
In dieser Zeit erhielt Stonehenge sein heutiges Aussehen. Im Inneren wurde ein Hufeisen aus einzelnen Blausteinen gebaut, in die Mitte wurde ein Altartstein gestellt. Konzentrisch zwischen die Sandsteinringe kamen Stelen aus Blaustein. Besondere Beachtung muss man der Leistung der Erbauer schenken: Die Materialien wurden über Entfernungen transportiert, die für die damalige Zeit unvorstellbar groß waren.
So kamen beispielsweise die Blausteine, eine Basaltart, aus den Preseli Hills in Südwales – also aus etwa 200 Kilometern Entfernung. Die Sandsteinfindlinge wurden in kräftezehrenden Märschen auf Schlitten fortbewegt. Je nach Untergrund und Steigung müssen daran 250 bis 500 Mann beteiligt gewesen sein. In Stonehenge angekommen, wurden die Steine dann bearbeitet, bis sie passten.
Sagen und Legenden um Stonehenge
Um die geheimnisvolle Kultstätte ranken sich viele Sagen und Legenden. Lange wurde das gigantische Bauwerk den Druiden zugeschrieben. Oft wird Stonehenge auch mit der Artussage in Verbindung gebracht. Doch es gibt auch ganz andere Erklärungsansätze für den Mythos Stonehenge.
Stonehenge und die Artussage
Stonehenge wird häufig mit der Artussage in Verbindung gebracht. So behauptete Geoffrey von Monmouth, ein britischer Geistlicher und Gelehrter des 12. Jahrhunderts, in seinem Werk „Historia Regum Britanniae“, Merlin habe Stonehenge aus Irland nach England gebracht. In Irland sei es auf dem Berg Killaraus von Riesen erbaut worden, die die Steine aus Afrika geholt hatten.
Nach dem Wiederaufbau von Stonehenge in England sollen nacheinander Ambrosius Aurelianus, Uther Pendragon und Konstantin III. im Kreisinneren begraben worden sein. Geffrey reicherte jedoch lediglich britische Legenden mit seiner eigenen Fantasie an, nichts davon ist historisch belegt.
Sage um den Fersenstein
Der Fersenstein („Heel Stone“) wurde früher einmal Friar’s Hell („Mönchsferse“) genannt, in Anlehnung an eine Sage aus dem 17. Jahrhundert. Dieser Sage nach kaufte der Teufel die Steine bei einer Frau in Irland und brachte sie zur Salisbury Plain. Einer dieser Steine fiel dem Teufel jedoch in den Fluss Avon, die restlichen Steine legte er in der Ebene ab.
Er schrie: „Niemand wird je erfahren, wie diese Steine hierhin kamen.“ Darauf antwortete ihm ein Mönch: „Das glaubst aber auch nur du!“ Daraufhin warf der Teufel mit einem der Steine nach dem Mönch und traf ihn an der Ferse. Der Stein steckte nun im Boden fest und kam so zu seinem Namen.
Begriffe rund um Stonehenge
Eine Liste von Begriffen rund um Stonehenge, in alphabetischer Reihenfolge und mit Erklärung.
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Blaustein: (Dolorit) ist eine Basaltart, die in diesem Fall aus den Preseli Hills in Südwestwales aus über 200km Entfernung stammt.
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Trilith: Trilithen (Dreisteine) sind Steinkonstruktionen, bei der zwei Steine senkrecht nebeneinander auf dem Boden stehen und ein dritter quer auf ihnen. Das ganze sieht dann aus wie ein umgedrehtes „U“.
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Megalithen: Megalithen sind große, oft unbehauene Steinblöcke, die als Bausteine für Kult- und Grabanlagen verwendet wurden.
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Salisbury Plains: Salisbury Plains meint eine Ebene aus Kreide in Südengland. Sie ist bekannt für ihre vielen archäologischen Fundstellen, von denen Stonehenge am bekanntesten ist.
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Sarsen: Sarsen bezeichnen die Sandstein-Findlinge, aus denen die Trilithen bestehen. Sie wurden über hügeliges Land aus 120 bis 180 Meter Höhe auf Schlitten von 250 Mann, an Berghängen von bis zu 1000 Mann fortbewegt.
Stonehenge heute
Seit 1918 gehört Stonehenge dem englischen Staat. Die Anlange steht unter der Obhut von „English Heritage“, einem Verein, der in ganz England Schlösser, Burgen und andere Stätten der englischen Kultur unterhält und pflegt. Bis vor einigen Jahren konnte man noch beliebig in der Anlage herumlaufen.
Mittlerweile gibt es Wege, auf denen man bleiben muss. Wie so häufig sollen Souvenirjäger der Grund dafür sein, dass man sich für diese Einschränkung entschied. Spektakulär bleibt Stonehenge trotzdem, versprochen. Seit 1986 zählt die UNSECO die Stätte zum Weltkulturerbe. Bis zu 1,5 Millionen Besucher suchen Stonehenge laut der Organisation „English Heritage“ pro Jahr auf.
Anreise mit der Bahn
Ab London, Exeter, Plymouth, Bristol oder Southampton gibt es klasse Direktverbindungen nach Salisbury. Vom Bahnhof der Stadt fahren dann Busse weiter zum Besucherzentrum von Stonehenge.
Anreise mit dem Auto
Stonehenge ist weiträumig so gut ausgeschildert, dass man das Navi eigentlich zuhause lassen kann. Die Anlage befindet sich nahe der Kreuzung A303/A360. Ab hier führt eine Stichstraße zum Besucherzentrum, wo es Parkplätze gibt. Aufgrund des großen Besucheraufkommens gibt es immer wieder auch Bestrebungen, die Verkehrsführung zur Kultstätte zu verbessern.
Geplant ist ein Tunnel, der ziemlich direkt unter dem Steinkreis hindurchführen soll. Und zwar mit dem plausiblen Ziel, das ziemlich monströse Verkehrsaufkommen auf der A303 zu bändigen, die nur einen Steinwurf neben dem Monument liegt. Ein hoch umstrittenes Bauvorhaben (s. folgende Bildergalerie).
Darstellungen/Fotos: Highways England (www.highwaysengland.co.uk)
Anreise mit dem Schiff
Auch das ist möglich, denn Stonehenge ist ein beliebtes Ausflugsziel für Passagiere von Kreuzfahrtschiffen. Vom Hafen in Southampton kommend, wird der Besuch von Stonehenge häufig mit anderen Zielen verbunden (beispielsweise einer Besichtigung der nahe gelegenen Stadt Salisbury).
Kosten
Der Besuch von Stonehenge ist nicht eben günstig. Tickets für Erwachsene reichen an die 20 Pfund. Familienpässe (bis zu drei Kinder) sind für etwa 50 Pfund zu haben. Dazu Getränke, Essen, das Übliche. Und schnell ist man bei einem hübschen Sümmchen. Aber: Stonehenge lohnt sich. Ein Ort, den man gesehen haben muss.
Stand der Forschung
Stonehenge gibt immer noch Rätsel auf. Eines der wichtigsten davon könnte nun jedoch gelöst sein. Und zwar rund um die Frage, woher die größten, bis zu 30 Tonnen schweren Felsblöcke der Anlage ursprünglich stammten.
Einer Studie zufolge, die 2020 im Fachmagazin „Science Advances“ (englisch) veröffentlicht wurde, sollen sie aus dem etwa 25 Kilometer entfernten West Woods hergebracht worden sein. Mithilfe einer neuen Röntgentechnik gelang es einem Forscherteam der University of Brighton, die chemische Zusammensetzung des Gesteins zu analysieren und geografisch zuzuordnen.
Offen bleibt jedoch, wie es den Beteiligten gelang, die gewaltige Strecke zu überbrücken. Ähnlich wie bei den oben angesprochenen Blausteinen geht man auch bei den größten Felsblöcken von Stonehenge von einer Transporttechnik aus, die auf einem Schlittensystem beruhte. Genauere Kenntnisse hierzu liegen aber nicht vor.
Hinzu kommt, dass auch das Umfeld von Stonehenge aus wissenschaftlicher Sicht nicht zur Ruhe kommt. So sorgte 2020 der Fund eines riesigen, prähistorischen Ringsystems aus Schächten und Wällen ganz in der Nähe der Stätte weltweit für Aufsehen. Die neu entdeckten Strukturen haben einen riesenhaften Durchmesser von etwa zwei Kilometern und werden von der Fachwelt bereits als beispiellos angesehen.
Weiterführende Informationen
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Stonehenge ist Teil von English Heritage (Englisches Kulturerbe). Also einer eingetragenen Non-Profit-Organisation, die sich der Pflege und Verwaltung von in englischem Staatsbesitz befindlichen Denkmälern und Ausgrabungsstätten widmet. Von der Organisation werden aktuell etwa 400 historisch (sehr) bedeutsame Stätten betreut, zu denen natürlich auch Stonehenge gehört. Auf der Webseite kann man Besichtigungen buchen und sich über alles rund um Stonehenge informieren.
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Im Fachmagazin „Advances Science“ ist Ende Juli 2020 eine Studie erschienen mit dem Titel „Origins of the sarsen megaliths at Stonehenge“ (Die Ursprünge der Sarsen-Megalithen von Stonehenge). David J. Nash und sein Team von der University of Brighton berichten umfassend und in englischer Sprache über die neuesten Erkenntnisse zur Herkunft der größten Felsblöcke, die in Stonehenge um 2500 vor Christus aufgestellt wurden.
Webseite: www.english-heritage.org.uk
Download unter: www.advances.sciencemag.org
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