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Neolithische Revolution

Vom „Opfer“ zum Akteur – Studie stellt Annahmen über Ursprung der Landwirtschaft infrage

Eine aktuelle Studie wirft ein neues Licht auf den Übergang der Menschheit von der Jagd- und Sammelwirtschaft zur Landwirtschaft – und widerspricht damit gängigen Erklärungsmodellen.

Jäger und Sammler Übergang zu Landwirtschaft
Der Übergang von einer Jagd- und Sammelwirtschaft zur Landwirtschaft wurde stärker von menschlichen Einflüssen getrieben – Migration, Vermischung von Kulturen etc. -, denn von Umweltfaktoren, wie man heute allgemeinhin annimmt. (Foto:Hans Splinter)
Veröffentlicht in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), rückt die Arbeit die Rolle menschlicher Interaktionen und demografischer Dynamiken in den Mittelpunkt – anstelle bisher betonter Umweltfaktoren wie Klima oder Bodenfruchtbarkeit.

Forschende der University of Bath, des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie, der University of Cambridge, des University College London (UCL) und weiterer Institutionen entwickelten ein neues mathematisches Modell, das die Verbreitung früher Bauernkulturen aus einer völlig neuen Perspektive erklärt.

Vom „Opfer“ zum Akteur

Lange galt der Übergang zur Landwirtschaft – vor rund 12.000 Jahren – als Reaktion auf äußere Bedingungen: wärmeres Klima, bessere Anbaubedingungen, steigende Bevölkerungszahlen.

Die neue Studie hingegen sieht den Menschen selbst als aktiven Treiber dieser Transformation. Das Team untersuchte, wie sich Jäger-Sammler- und Bauernkulturen gegenseitig beeinflussten – durch Migration, kulturellen Austausch und Konkurrenz.

Das zugrunde liegende Modell stammt ursprünglich aus der Ökologie und wurde für Räuber-Beute-Dynamiken entwickelt. Auf Basis archäologischer Radiokarbondaten passten die Wissenschaftler es an historische Bevölkerungsentwicklungen an.

Das Ergebnis: Unterschiede in Wachstums- und Sterblichkeitsraten sowie in der Interaktion beider Gruppen trugen entscheidend dazu bei, wie sich die Landwirtschaft in verschiedenen Regionen durchsetzte.

Menschliche Dynamiken statt Umweltwandel

„Unsere Studie bietet eine neue Perspektive auf prähistorische Gesellschaften“, sagt Studienautor Dr. Javier Rivas von der University of Bath.

„Wir zeigen, dass die Ausbreitung der Landwirtschaft nicht nur durch Umweltveränderungen, sondern auch durch soziale Faktoren wie Migration und kulturelle Vermischung getrieben wurde.“

Die Forschenden planen, das Modell weiter auszubauen und auf größere geografische Regionen anzuwenden. Langfristig soll es helfen, zentrale Umbrüche der Menschheitsgeschichte besser zu verstehen – weit über den Beginn der Landwirtschaft hinaus.

Finanziert wurde die Forschung vom Europäischen Forschungsrat. Veröffentlicht unter dem Titel „Demographic interactions between the last hunter-gatherers and the first farmers“.

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