„Erhalten und würdigen“
England: Über 500 Jahre alte Stadtmauer von Coventry unter Privatgrundstück entdeckt
Ein Teil der über 500 Jahre alten Stadtmauer von Coventry wurde unter einem Grundstück entdeckt, das eigentlich für den Bau von Hochhauswohnungen vorgesehen ist. Archäologen entdeckten einen etwa 30 Meter langen Abschnitt, der als durchaus intakt beschrieben werden kann.
Fotos: EDP UK
Die Stadtmauer war einst dreieinhalb Kilometer lang und verfügte über 20 Türme sowie zwölf Tore. Heute sind in der 370.000-Einwohner-Stadt nur noch zehn Mauerabschnitte und zwei Tore erhalten. Der Rest wurde im Zuge des englischen Bürgerkriegs (1642 bis 1649) zerstört.
Bei ersten Ausgrabungen von Oktober bis Dezember letzten Jahres hatten Archäologen der Universität Leicester bereits einen viereinhalb Meter tiefen Stadtgraben und Musketen-Munition gefunden, die wahrscheinlich aus besagtem Bürgerkrieg stammt.
Einer der beteiligten Archäologen zu den Funden: „Unsere Gespräche mit dem Stadtrat und Historic England werden fortgesetzt. Die Vorschläge zielen darauf ab, die wichtigsten archäologischen Elemente des Geländes, einschließlich der Überreste der Stadtmauer, zu erhalten und zu würdigen.“
Der denkmalgeschützte Teil der Stadtmauer soll nun restauriert und gefestigt werden. Angedacht ist laut Coventry Telegraph, Teile der Mauer in einen Park zu integrieren, in dem die Menschen die historischen Überreste besichtigen können.
1345 sind Coventry die Stadtrechte gewährt worden. Im Verlauf des 14. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt dann zu einem der bedeutendsten Standorte des englischen Tuchhandels – und generell zu einem der wichtigsten Zentren in England.
Im englischen Bürgerkrieg blieb das stark befestigte Coventry fest in den Händen der parlamentarischen „Roundheads“, wie die Gegenspieler König Karls I. und dessen Anhängerschaft genannt wurden. In der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die massive Stadtmauer abgetragen.
Und heute? Trotz der archäologischen Aktivitäten wurde inzwischen bei der Stadtverwaltung ein Bauantrag für Hochhauswohnungen einschließlich eines 20-stöckigen Turms eingereicht. Immerhin wird offenbar ausreichend Zeit gewährt, das historische Erbe im Untergrund zu konservieren.