Entscheidung aus Kostengründen
England: Veganes Café erweitert Speisekarte um Fleischgerichte, erntet Hass
Der Besitzer eines veganen Cafés im englischen Macclesfield, Grafschaft Cheshire, sah sich zu Beginn des Jahres aus Kostengründen gezwungen, auch Fleisch auf die Speisekarte zu setzen. Die Folge: eine nicht abreißende Flut von Hasskommentaren, Bedrohungen und gefälschten Bewertungen.
Eröffnet hatte Adonis Norouznia seine Nomas Gastrobar 2021 aus Überzeugung mit dem Ziel, rein pflanzliche Produkte und Gerichte anzubieten. Er selbst ist Veganer, wie auch der Rest seiner Familie. Da passte ein Anbieter eindeutig zum Angebot.
Allerdings laufen die Dinge in England für Gastronomen schlecht. Die hohe Inflation und ein Umsatzrückgang von 40 Prozent im Jahr 2023 zwangen den Unternehmer, am eigenen Geschäftsmodell zu rütteln. Es brauchte neue Kunden, sonst war es das.
Also entschied sich Norouznia, den Kundenstamm durch die Erweiterung der Speisekarte um Fleischiges sowie Ei- und Milchprodukte zu erhöhen. Ein Schritt, den der Gastronom in den sozialen Medien wie folgt angekündigt hat:
“Wir haben die schwierige, aber notwendige Entscheidung getroffen…“
„Wir haben die schwierige, aber notwendige Entscheidung getroffen, eine sorgfältig zusammengestellte Auswahl an qualitativ hochwertigen, verantwortungsvoll beschafften Fleisch- und Milchprodukten in unsere Speisekarte aufzunehmen.“
Seither, so bestätigte es Norouznia diese Woche gegenüber der BBC, sei nichts mehr, wie es einmal war. Er und sein Unternehmen würden – vor allem online – mit einer nicht enden wollenden Serie von „wirklich wilden“ Kommentaren angegriffen und angefeindet.
Den Tod habe man ihm und seiner Familie schon gewünscht. Dazu Gewaltandrohungen und Beschimpfungen jeglicher Art oder aber blutig ausgeschmückte Vergleiche seines Cafés mit einem Schlachthaus. Alles dabei, weshalb sich Norouznia nun an die Öffentlichkeit gewandt hat.
Vereint im Hass – gegen alles, was nicht der eigenen Überzeugung entspricht
„Jeden Tag kamen Leute herein, sahen sich die Speisekarte an, konnten nichts finden, wollten nicht vegan essen und gingen wieder“, sagt er. „Wir konnten es uns einfach nicht leisten, weiterhin so viele Kunden zu verlieren. Für mich war es eine sehr schwierige Entscheidung.“
Die Reaktionen, die sich in Teilen auch in unsäglicher Weise gegen seine Frau richten würden, hätten ihm aber klargemacht, dass „einige Leute da draußen keine Menschlichkeit haben und einfach nur auf der Tastatur sitzen“. Vereint im Hass. Gegen alles, was nicht der eigenen Überzeugung entspricht.
Die Frage lautet: Wäre es anders gelaufen, wenn – um einfach mal das entgegengesetzte Bild aufzumachen – ein Metzger sein Repertoire um Vegetarisches oder Veganes erweitert hätte? Vermutlich nicht. Wir haben echt ein Problem.