Wissenschaftler wollen Verschmutzung stoppen
2.200 Tonnen Pharmazie-Müll landen jedes Jahr in der Ostsee
Etwa 2.200 Tonnen pharmazeutischer Rückstände gelangen jedes Jahr in die Ostsee. Eine Gruppe von Forschern aus Estland, Dänemark und Polen versucht nun, diesen Prozess zu stoppen und Arzneimittelrückstände zu zersetzen – bevor sie die natürliche Umwelt erreichen.
In Indien und Lateinamerika gelangen Rückstände aufgrund mangelnder Vorschriften in der Pharmaindustrie in die Flüsse, aber in Nordeuropa ist dies nicht der Fall. Denn rund um die Ostsee gibt es keine vergleichbare großflächige Pharmaindustrie.
Stattdessen weist der Chemiker und Forscher der Universität Tartu, Ivar Zekker, auf normale Verbraucher und die Tiermedizin hin. „Nehmen wir Schmerzmittel als Beispiel, die allein in Estland jedes Jahr in Zehntausenden Tonnen eingenommen werden“, sagt er.
Herkunft der Rückstände: sehr häufig Schmerzmittel
„Die Hälfte der Rückstände dieser Medikamente gelangt direkt in die Umwelt. Das Medikament wirkt im menschlichen Körper und verlässt diesen dann bis zu 90 Prozent unverändert. Deshalb ist das Problem so weit verbreitet“, erklärt Zekker.
Neben Abfallprodukten, die der menschliche Körper ausscheidet, stammen viele Medikamente aus der Landwirtschaft. Dazu gehören Pestizide und Antibiotika, die zur Behandlung von Nutztieren eingesetzt werden.
Medikamentenrückstände können im Abwasser abgebaut werden. Die Forscher wollen Wasserreinigungssysteme entwickeln, die Arzneimittelrückstände mit verschiedenen Bakterienarten behandeln.
Lösungsansätze durch Bakterien mit Turboeffekt
Derzeit arbeiten sie mit 31 Arten von Rückständen. „Unser Ziel ist es, Behandlungstechniken zu entwickeln, die den Wasserpreis nicht in die Höhe treiben. Eine der günstigsten und einfachsten Methoden ist die bakterielle Behandlung“, sagt Zekker.
Obwohl der Plan der Forscher auf dem Papier einfach erscheint, ist das schnelle und universelle Zersetzen aller Rückstände nicht einfach. Um den Abbau zu beschleunigen, züchten die Forscher daher neue Bakterienkulturen und mischen sie mit anderen.
Zekker und sein Team sind optimistisch, dass bakterienbasierte Systeme in Zukunft zur breiten Anwendung kommen können, um die pharmazeutische Verschmutzung in der Ostsee zu bekämpfen. Hört sich wie ein guter Plan an. Bitte dranbleiben.