Kommt ein digitaler Euro?
Bank von Estland startet Forschungsprojekt zu digitaler Währung
Estlands Zentralbank hat in Zusammenarbeit mit den Technologieunternehmen Guardtime und The SW7 Group ein mehrjähriges Projekt gestartet, um zu untersuchen, inwieweit die estnische E-Government-Kerntechnologie für den Betrieb einer digitalen Zentralbankwährung geeignet ist.
Eine digitale Zentralbankwährung (engl. Central Bank Digital Currency, kruz CBDC) würde Menschen und Unternehmen theoretisch eine neue Möglichkeit bieten, neben ihren Konten bei Geschäftsbanken und Bargeld Konten direkt bei der Zentralbank zu nutzen.
Digitales Zentralbankgeld wäre mit Bargeld vergleichbar, da es von einer Zentralbank ausgegeben werden würde, und daher ein gesetzliches Zahlungsmittel wäre, so die Bank von Estland in einer Erklärung.
Die rasante Entwicklung der Finanzdienstleistungen und der Technologie hat dazu geführt, dass die Kunden ihre Zahlungsgewohnheiten geändert haben, was mehrere Zentralbanken dazu veranlasst hat, mit der Erforschung von Technologien zu beginnen, die für den Einsatz in digitalen Währungen geeignet sein könnten.
Nach einem Beschluss des Rates der Europäischen Zentralbank von letzter Woche werden die Zentralbanken des Euroraums koordinierte Untersuchungen zu den Vor- und Nachteilen der Ausgabe einer digitalen Zentralbankwährung und möglicher Lösungen für digitale Währungen durchführen.
Ziel des Forschungsprojekts der Bank von Estland ist es, zu untersuchen, inwieweit sich eine Lösung auf der Grundlage der KSI-Blockchain, einer Kerntechnologie des E-Government in Estland, für den Betrieb der digitalen Geldinfrastruktur einer Zentralbank eignen könnte.
Im Rahmen desselben Projekts werden auch neue Zahlungslösungen untersucht, die durch die Nutzung der elektronischen Identität und anderer estnischer E-Government-Lösungen ermöglicht werden könnten. Das Forschungsprojekt wird keine Entscheidungen über den Einsatz bestimmter einzelner Technologien treffen.
Rainer Olt, Leiter der Abteilung Zahlungsverkehrs- und Abwicklungssysteme der Zentralbank, sagte, so das Nachrichtenportal ERR: „Die Bank von Estland als kleine Zentralbank wählt sorgfältig aus, zu welchen Entwicklungsprojekten des Eurosystems wir einen sinnvollen Beitrag leisten können. Estland hat im Laufe der Jahre ein einzigartiges Know-how in der Führung einer digitalen Verwaltung entwickelt, die Sicherheit, Datenschutz und Effizienz in den Vordergrund stellt. Diese Erfahrung ist eine gute Grundlage, um gemeinsam mit den Technologieunternehmen SW7 und Guardtime ein Projekt zur Erforschung der technologischen Grenzen des digitalen Geldes zu starten. Guardtime ist der langjährige Blockchain-Partner der estnischen Regierung und ein weltweit führendes Unternehmen in diesem Bereich.“
Das gemeinsame Forschungsprogramm wird in mehreren Phasen ablaufen und ist zunächst auf rund zwei Jahre angelegt. In der ersten Phase wird untersucht, wie eine skalierbare, praktisch nutzbare und kryptografisch sichere Plattform geschaffen werden kann, die den Anforderungen einer digitalen Zentralbankwährung gerecht wird, einschließlich der strengen Anforderungen an Geschwindigkeit, Sicherheit, Datenschutz und Widerstandsfähigkeit.
Das Forschungsprojekt zur digitalen Währung der Zentralbank ist das erste praktische Beispiel für die neue strategische Ausrichtung der Zentralbank, die nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit dem Privatsektor und nach Forschungsthemen sucht, die die Entwicklung der Finanz- und Zahlungsmärkte in Estland fördern.
Die Europäische Zentralbank hat am Freitag einen umfassenden Bericht veröffentlicht, in dem sie Szenarien analysiert, in denen sie die Einführung eines digitalen Euro in Betracht ziehen könnte. Der Bericht untersucht die Vor- und Nachteile des digitalen Euro in den verschiedenen Szenarien und die verschiedenen Merkmale und Optionen, die er haben könnte, sowie die weiteren Auswirkungen, die er auf das Finanzsystem und die Kernaktivitäten der Zentralbank haben könnte.
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ap