Fertigstellung wohl erst nach 2027
Estland: Bauarbeiten am Rail Baltica-Terminal Ülemiste haben begonnen – ein „waagerechter Wolkenkratzer“
Phase 1 der Bauarbeiten am Rail Baltica-Passagierterminal in Tallinn Ülemiste hat vor wenigen Tagen begonnen. Derzeit werden alte Gleise entfernt und erste Fundamente des futuristisch anmutenden Bahnhofs gegossen. Die Bauetappe wird laut Plan etwa 45 Millionen Euro kosten.
„Dies ist das erste echte Megaprojekt auf estnischem Boden, was das Rail Baltica-Projekt betrifft. Es ist sicherlich eine sehr große Herausforderung für uns. Wir transportieren etwa 10.000 Sattelschlepper mit Erde und Schüttgut ab und bringen dann Beton ein“, teilte das Baumanagement mit.
Der gesamte Terminalbereich wird nach der Fertigstellung 800 Meter lang sein. „Man kann sagen, dass wir es hier mit einem horizontalen Wolkenkratzer zu tun haben“, heißt es in dem Statement zum Baubeginn weiter.
„Voraussichtlich wird es dann ein leerer Kasten sein“
Allerdings zeichnet sich schon ab, dass die Fertigstellung bis zum ursprünglich anvisierten Termin 2027 nicht vollständig gelingen wird. „Voraussichtlich wird es dann ein leerer Kasten sein“, teilten die Verantwortlichen gegenüber ERR.ee mit.
Konkret geht es um die Frage, ob es sinnvoll ist, den Bahnhof schon Jahre vor der Eröffnung 2030 in voller Funktionalität dort stehen zu haben. Und auch beim Thema Finanzierung gibt es nach Aussage von Anvar Salomets, dem Vorstandsvorsitzenden von Rail Baltic Estonia, noch Klärungsbedarf.
Hintergrund: Rail Baltica ist ein gewaltiges Bahnprojekt, das die baltischen Staaten über eine Schnellverbindung an Zentraleuropa anbinden wird. Die Haupttrasse wird über Warschau, Kaunas und Riga nach Tallinn führen – mit noch offenem Anschluss nach Helsinki (Fähre oder Tunnel).
Die Gesamtlänge wird rund 870 Kilometer betragen, anvisiert sind flotte Geschwindigkeiten von bis zu 240 Stundenkilometern. Die gesamten Baukosten werden auf rund 6 Milliarden Euro geschätzt, wovon die Europäische Union mehr als 4,5 Milliarden trägt.