Estonia-Untergang im Fokus
Erste Forschungsergebnisse liefern keine neuen Beweise zur Katastrophenursache
Eine im Sommer durchgeführte Forschungsexpedition zum Wrack der 1994 gesunkenen Ostseefähre „MS Estonia“ konnte bislang keine neuen Beweise zur Ursache der Katastrophe liefern.
Das gaben zu Beginn dieser Woche die an der Neuauflage der Untersuchung beteiligten Behörden aus Estland, Finnland und Schweden bekannt. Wobei: Weitere Tauchgänge zum Wrack werden im Frühjahr 2022 durchgeführt, wenn die Sicht auf den Meeresboden für gewöhnlich am besten ist.
Zudem wollen die Ermittlerinnen und Ermittler in den kommenden Monaten noch mit möglichst vielen Überlebenden des Unglücks über ihre Eindrücke und Erlebnisse aus der Unglücksnacht sprechen, wie Euronews aktuell berichtet.
Lediglich 137 Menschen kamen mit dem Leben davon, als die Estonia in den frühen Morgenstunden des 28. September 1994 nahe der finnischen Insel Utö sank. 852 Personen kamen dabei zu Tode.
Immer lautere Zweifel an offizieller Unglücksursache
Grund für die neuen Untersuchungen waren die zuletzt immer lauter gewordenen Zweifel an der bisher offiziellen Unglücksursache.
Ein erster umfassender Ermittlungsbericht aus dem Jahr 1997 war zu dem Schluss gelangt, technisches Versagen der Bugklappe sei der Hauptgrund für die Katastrophe gewesen.
Doch so richtig beenden konnte dieser Befund die Spekulationen nie. Erst recht, seit vor etwas über einem Jahr durch eine TV-Dokumentation neue Aufnahmen vom Wrack in die Öffentlichkeit gerieten, das in etwa 80 Metern Tiefe liegt.
Darauf zu sehen: Ein bis zu diesem Zeitpunkt unbekannter Riss im Rumpf der Estonia, metergroß und nach innen gewölbt, der fortan als Grundlage für Theorien wie die einer möglichen Kollision mit einem U-Boot herangezogen wurde – für die Hinterbliebenen ein unhaltbarer Zustand.
Den neuen Erkenntnissen zufolge habe sich die Lage des Wracks durch Veränderungen des Meeresbodens im Laufe der Jahre verändert. Die Verformung des Rumpfes sei daher deutlicher sichtbar geworden, heißt es in den Ausführungen.
Neu ist auch die Erkenntnis, dass der Boden rund um den Hang, an dem das Wrack der Estonia liegt, felsig ist. Eine Erkenntnis, die bei der abschließenden Beurteilung der Schäden am Rumpf eine tragende Rolle spielen wird.
Die im Sommer durchgeführten Untersuchungen dienten im Wesentlichen geologischen und geophysikalischen Analysen der Wrackstelle. Zudem lieferten Roboteraufnahmen und 3D-Scans neue Eindrücke vom Zustand der Fähre.
Bis zum Abschluss der Untersuchungen werden weitere Monate vergehen, das steht fest. Für die Hinterbliebenen geht das Warten weiter.
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