Entschleunigung auf Estnisch
Der „Stress Buster“ – 10 abgelegene Orte in Estland
Estland ist etwas größer als Dänemark, Niederlande oder die Schweiz, aber es leben nur 1,3 Millionen Menschen dort. Kein Wunder, dass man in diesem Land reichlich abgeschiedene Plätze findet, weit weg vom modernen Großstadtleben.
Vergangenen August hat das Fremdenverkehrsamt Estlands eine viel beachtete Aktion in Deutschland gestartet, die gestressten Stadtmenschen zur Entspannung verhilft. Sie heißt „Der Stress Buster”.
Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse fühlen sich 61 Prozent der Deutschen häufig oder manchmal gestresst. Mit anderen Worten, sie sind reif für Estland. Visit Estonia, unter dem das estnische Fremdenverkehrsamt firmiert, setzt an dieser Stelle an.
In Berlins Straßen geht ein bärtiger Mann im Holzfällerhemd auf die Suche nach gestressten Menschen, um ihnen eine Reise nach Estland zu schenken, in ein Land, das Ruhe und Entschleunigung verheißt. Es ist der „Stress Buster“, den Visit Estonia für die Aktion aus Estland hat einfliegen lassen.
Eine gelungene Kampagne, die viel Resonanz in diversen Social-Media-Kanälen und anderen Online-Medien erzeugt hat. Wenn Sie das Video noch nicht kennen, riskieren Sie einen Blick:
Die Kampagne läuft noch bis zum 1. Oktober. Jeder, der gestresst ist, jedoch nicht vom Stress Buster auf der Straße angenehm überrascht wurde, hat die Möglichkeit, eine Reise in das Heimatland des Stress Busters zu gewinnen.
Die 10 abgelegensten Orte des Landes
Einige der schönen Orte, die man im schnellen Schnitt des obigen Videos zu sehen bekommt, haben wir in der Liste der „10 abgelegensten Orte Estlands“ zusammengestellt, mit freundlicher Unterstützung von Visit Estonia.
1. Sorgu, das Vogelparadies
Die 12 Hektar große Felsinsel zwischen Pärnu und Riga erreicht man per Boot und es gibt auch nur eine Landestelle, an der Nordspitze beim Leuchtturm. Einen Hafen sucht man hier vergeblich, also rechtzeitig um die Rückfahrgelegenheit kümmern! Zum Schutz der zahlreichen Meeres- und Zugvögel darf man vom 15. April bis zum 15. Juli das Vogelparadies Sorgu nicht besuchen.
2. Toonoja, die Sumpfinsel
Toonoja gilt als einer der abgeschiedensten Orte Estlands, auch wenn schon seit über 4000 Jahren Menschen auf dieser sumpfigen Insel gelebt haben. Der letzte ständige Einwohner verließ Toonoja 1987 und bewältigte seinen Umzug mit einem Fahrrad. Das verlassene Dorf steht noch, dennoch ist ein Besuch auf eigene Faust nicht ganz einfach. Wer es etwas weniger kompliziert haben möchte, kann sich sommers wie winters einer der vielen geführten Touren anschließen.
3. Kõrvemaa Naturschutzgebiet
Nicht weit von Tallinn liegt Kõrvemaa. Zu Sowjetzeiten war hier militärisches Sperrgebiet, was erklärt, warum man hier kaum Spuren von Zivilisation findet. Ein Streckennetz von 65 Kilometern Länge bietet gestressten Städtern reichlich Möglichkeiten zum Entspannen, Joggen, Rad fahren oder Nordic walken. Im Winter herrschen hervorragende Skilanglaufbedingungen. Oder man schwingt sich auf den Tretschlitten und gleitet durch die geheimnisvolle Schönheit der Winterlandschaft.
4. Dorf Kalana auf Hiiumaa
Kalana liegt im Westen von Hiiumaa, Estlands zweitgrößter Insel. Die Insel an sich ist ein abgelegener Ort. Doch in Kalana sind Ruhe und Frieden zuhause. Und ein hervorragendes Fisch-Restaurant am Hafen, das Kalana Sadamaresto, wo sich manchmal die Sommerfrischler treffen, wenn sie aus ihren Hütten im Wald herauskommen, um sozialen Bedürfnissen nachzukommen.
In der Nähe befindet sich einer der schönsten Sandstrände Estlands, ein Paradies für Surfer. Mit eigenem oder einem Mietbrett kann man hier hervorragend wellenreiten. Oder wie wäre es mit Wandern, verbunden mit einem Besuch des Leuchtturms von Ristna? Er wurde 1873 in Frankreich in Auftrag gegeben, von oben genießt man einen tollen Blick über die Wälder und das Meer.
5. Sõrve, Halbinsel auf Saaremaa
Es heißt, wer an der Spitze von Sõrve steht, werde sich bewusst, wie unbedeutend er ist, hier, am vermeintlichen Rand der Welt. Die Halbinsel wurde 1234 erstmals erwähnt, seitdem haben hier gerade einmal 1.600 Menschen gelebt. Kleine Inselchen tasten sich in die Ostsee hinaus; der Legende nach handelt es sich bei ihnen um Findlinge, die der Held Großer Töll nach dem Teufel geworfen und ihn damit in die Flucht geschlagen hat.
Wer nach Viieristi kommt, sollte dort die Quellen besuchen. Ihrem Wasser wird heilende Wirkung nachgesagt. Von der südlichsten Stelle der Halbinsle Sõrve aus, in Sääre, kann man bei gutem Wetter bis nach Lettland sehen, dem Land, das dafür berühmt ist, eine lange Küstenlinie zu haben, aber keine einzige Meeresinsel sein eigen zu nennen.
6. Keri, die Insel vor der Nordküste
Sie wollten schon immer mal eine Woche lang Inselwärter sein? Auf Keri geht das während der Sommermonate. Der letzte Leuchtturmwärter verließ die Insel 2003, seitdem ist sie unbewohnt. Keri bildet zusammen mit den Inseln Prangli und Aksi ein nahezu unbewohntes Archipel in der Kolga-Bucht. Für eine sichere Überfahrt braucht man ruhige See. Spielen Meer und Wetter mit, kann man von Kaberneeme aus die Überfahrt mit dem Kanu wagen.
7. Lahemaa-Nationalpark
Der 725 Quadratkilometer große Park in Nordestland ist ein einzigartiges Stück Naturvielfalt. Die unberührte Landschaft besticht durch zahlreiche Highlights und beherbergt zudem einige der prächtigsten Anwesen des Landes, darunter die Schlösser von Palmse und Sagadi.
Außerdem uralte Fischerdörfer und faszinierende Moore mit großer Artenvielfalt. Estlands ältester Nationalpark bietet Stressabbau pur, gleichzeitig können Sie auf organisierten Ausflügen mehr über den geschichtsträchtigen Landstrich erfahren.
8. Vilsandi, Vogelschutzreservat seit 1910
Die 150 Inseln des Nationalparks Vilsandi liegen vor der Westküste Saaremaas. Es ist ein Paradies für Robben und Abertausende Vögel. Das Gebiet lässt sich entweder mit dem Boot erreichen oder, je nach Stand der Gezeiten, auch zu Fuß. Der Leuchtturm steht perfekt für einen herrlichen Blick auf die bezaubernden Vaika-Inseln. Gleichzeitig ist er einer von zahlreichen Hinweisen darauf, dass sich auf Vilsandi einst Seeleute und Bootsbauer tummelten. Heute werden hier keine Boote mehr gebaut, stattdessen warten Ruhe und Entspannung auf die Besucher. Nur das Heulen des Windes und das tausendfach peitschende Geräusch auffliegender Vogelschwärme, deren Massen den Himmel verdunkeln, durchbrechen manchmal die Stille.
9. Männikjärv, der einsame See nördlich von Tartumaa
Auf einem über zwei Kilometer langen Wanderweg lässt sich der wunderschöne See Männikjärv umrunden. Man hat dabei einen guten Blick auf den leichten Nebel, der aus den Sümpfen rund um den See aufsteigt. Der Weg ist gut markiert und einfach zu gehen, unterwegs wandert man an einem wunderbaren Hain vorbei. Bestens geeignet für Wander-Anfänger. Für die 2,2 km lange Strecke braucht man etwa eine Stunde. Man bedenke allerdings, dass während der sommerlichen Hochwasserphase Teile der Moorlandschaft unpassierbar sind!
10. Meenikunno-Moor im Südosten Estlands
Für Estland gilt als Faustregel: Je weiter südlich man kommt, desto dünner besiedelt und ruhiger wird es. Das Meenikunno-Moor liegt ziemlich weit im Süden! In letzter Zeit ist das ohnehin schon gut ausgebaute Netz an Stegen noch vergrößert worden, so dass die Besucher die magische Landschaft noch besser erkunden können. Naturfreunde dürften hier auf ihre Kosten kommen – es gibt eine Vielzahl an Sumpfpflanzen und Birken zu entdecken. Die über der Moorlandschaft thronenden Aussichtstürme belohnen den Wanderer mit einem besonderen Blick über das menschenleere Landschaftsschutzgebiet.
ap