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Vorbereitung auf eine mögliche militärische Krise

In Estland läuft die größte Evakuierungsübung in der Geschichte des Landes

Es ist zurzeit nicht leicht, ein Nachbarland Russlands zu sein. Die Unberechenbarkeit der russischen Großmachtssucht kann es erforderlich machen, das Wochenende damit zu verbringen, sich auf die Gefahren aus dem Osten vorzubereiten, anstatt seine Freizeit selbstbestimmt zu gestalten.

Evakuierung in Estland
Im Falle einer Evakuierung wird der Staat Evakuierungsorte einrichten und den Transport organisieren, aber wenn möglich, sollen die Menschen jedoch eigenes Verkehrsmittel benutzen und sich selbständig eine Unterkunft suchen, zum Beispiel bei Freunden und Bekannten. (Foto: Erlend Štaub / Eesti Päästeamet)
In Südestland läuft derzeit die größte Evakuierungsübung in der Geschichte des Landes. Am Samstag wird die Evakuierung von 800 Personen aus einer simulierten Gefahrenzone geprobt. Insgesamt nehmen fast 1.000 Menschen an der dreitägigen Übung teil, die am Freitag begonnen hat und bis Sonntag andauert.

Organisiert wird die sogenannte „Südbrücke“-Übung vom Estnischen Katastrophenschutz (Eesti Päästeamet) und der Estnischen Verteidigungsliga (Kaitseliit). Im Fokus steht die Evakuierung von Bewohnern aus der Grenzregion.

Laut einer Pressemitteilung der Rettungsbehörde vom Samstagmorgen wird die Übung in enger Zusammenarbeit mit der Estnischen Verteidigungsliga, der Freiwilligen Frauenverteidigungsorganisation (Naiskodukaitse, NKK) sowie lokalen Behörden, der Polizei- und Grenzschutzbehörde (PPA), dem Notfallzentrum, der Sozialversicherungsanstalt (SKA) und dem Estnischen Roten Kreuz durchgeführt.

Etwa 800 Freiwillige aus den Bezirken Põlva, Võru, Valga und Tartu werden in den benachbarten Bezirk Viljandi evakuiert.

Die Rettungsbehörde betont, dass internationale Erfahrungen zeigen, wie entscheidend erfolgreiche Evakuierungen in Krisenzeiten sind – sie können das Leben von Hunderten bis Tausenden Menschen retten.

Tagne Tähe, Leiterin der Rettungsleitstelle Süd, unterstreicht im estnischen Fernsehen die Wichtigkeit solcher Übungen, um auch bei Großkatastrophen oder Naturereignissen handlungsfähig zu bleiben.

Derzeit entspircht es einer „Großkatastrophe“, Russland als Nachbarn zu haben.

Angesichts der geopolitischen Lage, so Tähe, müsse man sich auch auf die schlimmsten Szenarien vorbereiten. „Wenn wir auf das Schlimmste vorbereitet sind, sind wir auf alles gefasst“, erklärte sie.

Tähe hob außerdem hervor, dass gut informierte und vorbereitete Einwohner ein Schlüssel für den Erfolg groß angelegter Evakuierungen seien.

„In einer tatsächlichen Krisensituation ist es von entscheidender Bedeutung, dass Evakuierungsanordnungen sehr ernst genommen werden und dass die Menschen bereits im Voraus geplant haben, welche Vorräte sie benötigen und wohin sie gehen könnten“, betonte sie.

„Aus organisatorischer Sicht hängt ein Großteil des Erfolgs einer Evakuierung davon ab, wie gut die verschiedenen Institutionen zusammenarbeiten. Deshalb müssen wir in der Praxis erproben, wo unsere Stärken in der Zusammenarbeit liegen und wo wir uns verbessern müssen.“

Vorbereitung auf eine mögliche militärische Krise

Oberstleutnant Raul Kütt, Chef des Verteidigungsbezirks Süd der EDL, sagte, dass das Hauptziel der Evakuierungsübung darin bestehe, die gesamte Evakuierungskette in Vorbereitung auf eine mögliche militärische Krise zu proben.

„Da eine groß angelegte zivile Evakuierung Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft hat, ist es wichtig, den Regierungsbehörden, den lokalen Regierungen und der Bevölkerung drei Hauptziele zu verdeutlichen, warum wir dies im Falle einer möglichen militärischen Krise tun werden“, erklärte Kütt.

„Der Schutz der Zivilbevölkerung vor Verletzungen und Schäden durch militärische Operationen, die Gewährleistung der operativen Flexibilität und Bewegungsfreiheit unserer Einheiten in einem Kampfgebiet und die Verhinderung der Terrorisierung und Deportation von Zivilisten, die sich in Gebieten unter feindlicher Kontrolle aufhalten. Das sind nicht nur Worte, sondern all dies hat sich in den letzten zweieinhalb Jahren in der Ukraine bestätigt.“

Die Übung findet gleichzeitig in 14 Gemeinden statt. Der Rettungsrat und der NKK eröffnen insgesamt sieben Evakuierungszentren, in denen der Rettungsrat und das Estnische Rote Kreuz Zivilschutz- und Erste-Hilfe-Schulungen für freiwillige Evakuierte durchführen.

Eine groß angelegte Evakuierung bedeutet in der Praxis, dass Tausende von Menschen zu ihrer Sicherheit an sicherere Orte umgesiedelt werden. Der Staat kann eine solche Evakuierung im Falle einer großen Überschwemmung, eines Industrieunfalls, einer Luftverschmutzung oder eines drohenden militärischen Konflikts anordnen, erklärte die Rettungsbehörde.

Die Behörde betonte, dass im Falle einer Evakuierungsanordnung diese sofort befolgt werden muss, da eine Missachtung der Anordnung nicht nur die eigene Person und deren Angehörige, sondern auch andere gefährden könnte.

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