Große Bücherstudie aus Australien und USA
Estland ist Bücherweltmeister
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der größte Bücherwurm im Land? – Das kann das Spieglein nicht beantworten, jedoch eine Studie der Australian National University und der University of Nevada, Reno, in den USA hat herausgefunden, wer die meisten Bücher in der Welt besitzt.
Dabei kam außerdem heraus, dass das Aufwachsen in einem Haushalt mit vielen Büchern, zu besseren schulischen Leistungen beiträgt – selbst dann, wenn die Kinder die Bücher nicht lesen.
Tatsächlich ist es so, dass Uniabsolventen, die in einem Haushalt mit wenigen Büchern aufwuchsen, genauso belesen sind, wie Erwachsene, die nach der 9. Klasse von der Schule abgegangen sind.
Die Studie, die im Social Science Research-Journal veröffentlicht wurde, stellt fest, dass die Anzahl von Büchern im Haushalt eines 16-Jährigen sich positiv auf seine Belesenheit, Rechenkenntnis und IT-Kenntnis in späteren Jahren auswirkt. Unabhängig davon, ob die Person später studiert oder nicht.
Die Esten sind die größten Bücherwürmer der Welt
In Estland, dem Land, das bei der letzten PISA-Studie das europäische Classement angeführt hat, besitzt jeder Haushalt im Durchschnitt 218 Bücher, 35 Prozent besitzen 350 und mehr Bücher. Zum Vergleich das Land der Studienautoren: In Australien besitzt jeder Haushalt durchschnittlich 148 Bücher, 35 Prozent gab an, 65 zu besitzen.
Nebenbei bemerkt, Australien ist Spitze unter den englischsprachigen Ländern; in Großbritannien besitzt jeder Haushalt 143 Bücher, Kanada 125, in den USA sind es 114.
Von den 31 untersuchten Ländern bildet die Türkei das Schlusslicht: dort besitzt jeder Haushalt durchschnittlich 27 Bücher, 60 Prozent der Türken geben an, nur 5 Bücher zu besitzen.
Die Top-Liste der Bücherliebhaber wird von Europäern angeführt
Die Nordeuropäer schlagen jedes englischsprachige Land und sind in Europa die fleißigsten Leser und Büchersammler.
Estland | – | 218 Bücher |
---|---|---|
Norwegen | – | 212 Bücher |
Schweden | – | 210 Bücher |
Tschechien | – | 204 Bücher |
Dänemark | – | 192 Bücher |
Russland | – | 154 Bücher |
Deutschland | – | 151 Bücher |
Australien | – | 148 Bücher |
Großbritannien | – | 143 Bücher |
Kanada | – | 125 Bücher |
Frankreich | – | 117 Bücher |
Welt | – | 115 Bücher |
USA | – | 114 Bücher |
Irland | – | 107 Bücher |
Japan | – | 102 Bücher |
Belgien | – | 95 Bücher |
Chile | – | 52 Bücher |
Singapur | – | 52 Bücher |
Türkei | – | 27 Bücher |
Besser in Mathe und IT
Die Hauptautorin der Studie, Dr. Joanna Sikora, schreibt im Exposé der Forschungsarbeit, dass volle Bücherregale im Haushalt einer heranwachsenden Person den Grundstein für eine positive Bildungskultur lege. Eine Bibliothek im Haushalt der Heranwachsenden „stattet die Jugendlichen mit Geschmack, Können und Wissen für ihr Leben aus“, unabhängig davon, welchen sozialen Hintergrund die Jugendlichen haben.
Gegenüber dem Guardian sagte Sikora: „Egal, was wir untersuchten (Wohlstand, IQ, Schulnoten, Anm. d. R.), wir stellten immer einen Vorteil für diejenigen fest, die mit Büchern aufgewachsen sind.“
Die Forscher untersuchten 31 Länder, dort fragten sie Erwachsene im Alter von 25 bis 65 Jahren, wie viele Bücher sich ihn ihrem Haushalt befanden als sie 16 Jahre alt waren.
Den größten Vorteil durch die Bücher genossen die sozial Benachteiligten. Das heißt, ökonomisch schwache Familien konnten die Benachteiligung ihrer Kinder im Bildungssystem durch den Besitz vieler Bücher im Haushalt eher ausgleichen.
Besonders überraschend für die Forscher war die Tatsache, dass Bücher im Haushalt auch die Fähigkeiten der Jugendlichen in Mathematik und IT verbesserten.
„Es ist nicht einfach: Wenn du als Kind Bücher liest, bist du später ein besserer Leser. Es ist viel mehr so, dass Belesenheit auch auf komplett anderem Feld von Nutzen ist, nämlich in der digitalen Welt.“
Allerdings betont Dr. Sikora, dass nicht allein das Lesen die Vorteile bringt.
„Man kann nicht einfach sagen: Lest viel! Es ist mehr als das. Wir haben einen ganzen Komplex rund um Bücher und Lesen. Für die Kinder ist es wichtig zu sehen, dass ihre Eltern und andere Leute sich mit Büchern umgeben.“
ap