Gegen Propaganda und Missbrauch
Estland: Kriegsgräber mit Sowjet-Symbolik erhalten „neutrale“ Grabsteine
Diese Woche hat Estland damit begonnen, Grabsteine mit klar erkennbarer Sowjet-Symbolik durch „neutrale“ Modelle zu ersetzen. Das Estnische Kriegsmuseum (Eesti Sõjamuuseum) und das Zentrum für Verteidigungsausgaben (Riigi Kaitseinvesteeringute Keskus) kümmern sich darum.
Nach Angaben des Kriegsmuseums soll von nun an die Aufschrift „Opfer des Zweiten Weltkriegs“ auf den Grabplatten stehen. Schwerpunkt müsse sein, das Gedenken an diejenigen zu schärfen, die im Krieg ihr Leben ließen, statt die sowjetische Besatzung Estlands zu verherrlichen, heißt es hier.
Der Direktor des Museums, Hellar Lill, sieht in der Maßnahme einen wichtigen Anker, um betreffende Grabstätten zukünftig vor Propaganda und anderweitigem Missbrauch (von russischer Seite) zu schützen.
„Die Regierung hat beschlossen, Symbole der Besatzung aus dem öffentlichen Raum zu entfernen. Unser Ziel ist es, alle Ruhestätten der Toten aus dem Zweiten Weltkrieg mit Respekt und Würde zu kennzeichnen und gleichzeitig sicherzustellen, dass sie nicht zweckentfremdet werden“, sagte Lill.
2022 beauftragte die Regierung die Estnische Akademie der Künste mit der Entwicklung eines geeigneten Designs für die Kriegsgräber. Es folgte eine spezielle Arbeitsgruppe für sowjetische Denkmäler, um eine Lösung für das Problem zu finden.
In der ersten Phase werden laut ERR.ee erst mal sechs Kriegsgräber mit den neuen Platten versehen. Sie befinden sich allesamt im Kreis Ida-Viru. Wann und in welchem Umfang weitere folgen sollen, ist aktuell noch nicht bekannt. Viele Spuren werden noch eine Weile bleiben.