Großprojekt: Schandfleck Linnahall soll weg
Marode Tallinner Stadthalle, Gebaut für Olympia 1980, soll endlich weichen
Die Stadt Tallinn hat Pläne für die Neugestaltung der Tallinner Stadthalle, die für die Olympischen Sommerspiele 1980 gebaut wurde, vorgestellt. Ziel des neuen Entwicklungsplans ist es, die Umgebung in ein modernes Veranstaltungszentrum zu verwandeln und der Stadt eine stärkere Verbindung zum Meer zu geben. Das ehrgeizige Projekt sieht die Aufteilung des Gebiets in vier Entwicklungszonen vor. Als erste Priorität gilt die Umwandlung der alten Eisbahn in ein Konferenzzentrum.
„Die Linnahall, die sich derzeit in einem traurigen Zustand befindet, hat das Potenzial, ein Schmuckstück von Tallinn zu werden. Im Laufe der Jahre wurden verschiedene Visionen vorgeschlagen, aber keine davon wurde weiterentwickelt. Langfristig könnte sie zu einem multifunktionalen Komplex werden, der der Öffentlichkeit zugänglich ist“, sagte Jaamu bereits im September.
„Da das Gebiet sehr groß ist, ist es sinnvoll, die Entwicklung in mehrere Phasen aufzuteilen“, erklärte Jaamu heute laut dem estnischen Rundfunk ERR.
Der erste Schritt sei die Zusammenarbeit mit privaten Investoren, um das Areal der ehemaligen Eisbahn in ein modernes Messe- und Konferenzzentrum umzuwandeln. Dabei sei es besonders wichtig, das Dach als öffentlich zugänglichen Raum für Freizeitaktivitäten und Meerblick zu erhalten.
„Sowohl der Tourismusverband als auch Konferenzveranstalter haben großes Interesse an dem Projekt gezeigt“, fügte Jaamu laut ERR hinzu.
Entwicklung in vier Zonen geplant
Der neue Plan soll die bisherigen, über sieben Jahre alten Entwicklungspläne ersetzen, die nicht wie vorgesehen umgesetzt wurden. Ziel ist es, die Nutzung des Geländes klar zu definieren, um die Entwicklung des Hafengebiets zu unterstützen, wirtschaftliche Aktivitäten zu fördern und ein vielseitiges Kulturviertel zu schaffen.
Dem Vorschlag zufolge wird das Linnahall-Areal in vier Entwicklungszonen unterteilt:
- Geschäftsbereich und Hafenanbindung:
Ein Teil des Gebiets ist für ein Geschäftsgebäude vorgesehen, das die Hafenaktivitäten und das Unternehmertum unterstützt. Geplant sind auch ein Winterbad, ein kleiner Hafen für Verbindungen zu den Inseln Aegna und Naissaar sowie die Möglichkeit, einen Jachthafen zu errichten. - Kultur- und Veranstaltungszentrum:
Das Herzstück des Projekts bildet die Stadthalle. Hier ist ein gemischt genutztes Gebäude mit öffentlicher und gewerblicher Nutzung vorgesehen, das zu einem kulturellen Wahrzeichen für Tallinn und ganz Estland werden soll. Geplant ist die Integration von Einrichtungen wie einer Konzerthalle, einem Opernhaus, einem Museum oder einer Bibliothek, wodurch das Areal zum Wahrzeichen des Alten Hafengebiets werden könnte.
Hochwertige öffentliche Räume im Fokus
Besondere Aufmerksamkeit wird auf die Gestaltung hochwertiger öffentlicher Räume gelegt, die fast die Hälfte des Gebiets ausmachen sollen. Eine zentrale Achse wird dabei der sogenannte blaugrüne Korridor sein, der den historischen Bastionsgürtel mit dem Meer verbindet. Fußgänger und leichter Verkehr sollen im neuen Konzept Vorrang haben, während Parkplätze für Autos größtenteils unter den Gebäuden untergebracht werden.
„Unser Ziel ist es, das Gebiet für die Menschen zu öffnen und eine lebendige, moderne Stadtoase zu schaffen, die sowohl Touristen als auch Einheimischen zugutekommt“, sagte Jaamu.
Zur Sicherstellung einer herausragenden Architektur werden für alle neuen Gebäude Architekturwettbewerbe ausgeschrieben. Damit will die Stadt eine unverwechselbare und hochwertige Gestaltung des neuen Viertels gewährleisten.
Die Pläne für die Neuentwicklung von Linnahall könnten Tallinn nicht nur ein modernes Veranstaltungszentrum, sondern auch ein neues kulturelles Herzstück direkt am Meer bescheren. Wann die Umsetzung beginnt, bleibt abzuwarten.
Tallinna Linnahall und Olympiade 1980
Die Tallinna Linnahall (deutsch: „Tallinner Stadthalle“) ist eine im brutalistischen Stil gebaute Multifunktionshalle in der estnischen Hauptstadt Tallinn. Bis zur Eröffnung der Saku Suurhall im November 2001 galt sie als die größte Mehrzweckhalle Estlands.
Die Linnahall wurde anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1980 als W.-I.-Lenin-Palast für Kultur und Sport errichtet. Während die Spiele in Moskau stattfanden, war Tallinn Austragungsort der Segelwettbewerbe.
Seit ihrer Eröffnung 1980 diente die Linnahall als Mehrzweckhalle für Kultur- und Sportveranstaltungen. Neben dem Hauptsaal mit 5.000 Sitzplätzen verfügte das Gebäude über eine Eissporthalle und mehrere Cafés. Im 6.000 Quadratmeter großen Foyer des Konzertsaals wurden regelmäßig Ausstellungen veranstaltet.
Trotz ihres heute desolaten Zustands bleibt die Linnahall ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Besonders das Dach zieht Besucher an, da es einen beeindruckenden Blick auf die Ostsee und die Skyline von Tallinn bietet.