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Tod eines Kritikers

Russischer Trickfilm zeigt Panzer, der vom Krieg im Baltikum träumt

Beim diesjährigen Öffentlichen Russischen Festival des Animationsfilms im russischen Susdal stand weniger die künstlerische Vielfalt im Fokus als die ideologische Ausrichtung.

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Ein Trickfilm, in dem ein kleiner Panzer davon träumt, das Feuer auf die Einwohner von Narva zu eröffnen. (Quelle: Феминистское Антивоенное Сопротивление)
„Knirps T-34“ („Малыш Т-34“) heißt ein neuer russischer Kinderanimationsfilm, der derzeit für Aufmerksamkeit sorgt. Erzählt wird die Geschichte eines vermenschlichten Mini-Panzers, der davon träumt, in den Krieg zu ziehen – konkret gegen die Bevölkerung der estnischen Stadt Narva, so scheint es. Dort soll er laut Handlung gegen Menschen kämpfen, die versuchen, das sowjetische Panzerdenkmal zu entfernen.

Der Film, finanziert mit staatlicher Unterstützung, war nicht Teil des Wettbewerbsprogramms, berichtet Meduza unter Bezugnahme auf den Feministischen Widerstand auf Telegram.

Die Handlung folgt dem jungen Panzer von seiner „Kindheit“ in der Industriestadt Tscheljabinsk – in der Sowjetzeit als „Tankograd“ bekannt – bis zu seiner Verwandlung in ein Weltkriegsdenkmal, vermutlich in einer der baltischen Republiken. Schließlich wird er im 21. Jahrhundert verschrottet. Regisseur Anton Morozhenko erklärte auf der Bühne, er könne seine Haltung nur über Filme äußern – anders als Präsident Wladimir Putin habe er „keinen roten Knopf“.

Die Botschaft des Films ist unmissverständlich: Russische Panzer gehören – so die Erzählung – nicht nur in die Geschichtsbücher, sondern zurück ins Baltikum.

Manche Beobachter sehen in „Knirps T-34“ weniger einen harmlosen Trickfilm als einen Vorgeschmack auf reale Bedrohungen.

Tod eines Kritikers

Überschattet wurde das Festival vom Tod des Schauspielers, Drehbuchautors und Dichters Wadim Schuk.

Der 78-Jährige war ursprünglich als Moderator der Eröffnungszeremonie vorgesehen, wurde jedoch kurzfristig durch den Filmhistoriker Sergei Kapkow ersetzt. Laut der Zeitung Moskowski Komsomolez erhielt Schuk die Nachricht telefonisch und zeigte sich davon stark belastet.

Er verfolgte die Veranstaltung dennoch aus dem Publikum. Einen Tag später starb er. Seine Frau, Marina Kurchevskaya, bestätigte seinen Tod gegenüber staatlichen Medien.

Schuk war ein prominenter Kritiker des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Seit 2022 veröffentlichte er zahlreiche Antikriegsgedichte, unter anderem in dem Band My Conscience is Ukrainian, der gemeinsam mit der Lyrikerin Tatjana Woltskaja erschien.

Weniger als zwölf Stunden vor seinem Tod veröffentlichte er sein letztes Gedicht in den sozialen Netzwerken.

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