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Lignin statt Bitumen

Hoch spannende Innovation im Straßenbau: Estland testet Bioasphalt

Zum ersten Mal hat die Verkehrsbehörde in Estland auf einer Nationalstraße Asphalt verbaut, bei dem bis zu 15 Prozent des Bindemittels – normalerweise aus Erdöl gewonnenes Bitumen – durch eine leimähnliche Substanz aus Holz ersetzt wurde.

Bioasphalt Fibenol
Bioasphalt der Firma Fibenol wird derzeit in Estland erstmals unter Realbedingungen getestet. (Foto: Fibenol)

Mit diesem sogenannten Bioasphalt werden in der Nähe der Gemeinde Koeru insgesamt 800 Meter Straße asphaltiert, darunter fünf kurze Autobahnabschnitte und drei Abschnitte eines etwas weniger befahrenen Verkehrsweges.

„Ziel ist es, die Abhängigkeit von Erdölprodukten zu verringern“, teilte ein Sprecher der Verkehrsverwaltung mit. „Dies sind unsere ersten wirklichen Feldversuche, um zu sehen, wie sich das Material verhält und wie gut die Straße im wirklichen Leben halten wird.“

Das in diesem Asphalt verwendete Lignin wird von dem estnischen Unternehmen Fibenol hergestellt. Die leimähnliche Substanz hat im Holz die Aufgabe, es zu stärken und zu schützten. Ein ähnlicher Effekt wird der pflanzlichen Zutat auch beim Asphalt zugetraut.

„Mit dieser einzigartigen Technologie schaffen wir einen Mehrwert für lokale Abfälle und minderwertiges Holz. Wir setzen es hier intelligent ein“, teilte ein Sprecher von Fibenol in einer Stellungnahme zu dem Praxistest mit.

Aber: Der Pflanzenkleber ist etwa viermal teurer als Bitumen

Bekannt ist auch, dass die Verwendung von Lignin die Technologie des Asphalteinbaus nicht verändert. Aber: Der Pflanzenkleber ist etwa viermal teurer als Bitumen, was sich natürlich kalkulatorisch bemerkbar machen dürfte.

„Es mag zwar teurer sein, aber wenn es uns die Möglichkeit gibt, in Estland hergestellte Materialien für Straßen zu verwenden, dann ist es definitiv ein sehr guter Ersatz“, fuhr die Verkehrsverwaltung fort.

An der Technischen Universität Tallinn (TalTech), die an der Entwicklung des neuen Verfahrens mitwirkt, wird bereits an Asphalt mit deutlich höherem Ligningehalt geforscht und gearbeitet, wie ERR.ee berichtet.

Ein von der estnischen Regierung finanziertes Innovationsprojekt hat zum Ziel, unter Laborbedingungen 30 bis 40 Prozent des Bitumens durch Lignin zu ersetzen. Zwar noch ein Thema für die Zukunft, aber ein sehr spannendes.

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