Tanker ohne Flagge
Verdächtiges Schiff in der Ostsee: Estland setzt die „Kiwala“ fest
Die estnische Verkehrsbehörde hat dem Öltanker „Kiwala“ die Weiterfahrt untersagt. Bei einer umfassenden Inspektion wurden 40 teils gravierende Mängel festgestellt – 29 davon als erheblich eingestuft. Besonders auffällig: 23 Verstöße betrafen die fehlende oder mangelhafte Dokumentation des Schiffs.
Der Tanker liegt derzeit in der Muuga-Bucht vor Anker und wird von der estnischen Marine überwacht. Eine Weiterfahrt ist erst möglich, wenn alle Mängel behoben sind und eine erneute Inspektion grünes Licht gibt.
Ein zentrales Problem: Die „Kiwala“ fährt unter keiner gültigen Flagge. Zwar wurde Dschibuti als Flaggenstaat angegeben, doch das Land hatte dem Schiff wegen früherer illegaler Aktivitäten die Registrierung entzogen. Ohne Flagge unterliegt das Schiff keinem nationalen Recht – ein Zustand, den Estland als Sicherheitsrisiko einstuft.
„Ein Schiff ohne Flagge darf laut internationalem Recht kontrolliert werden. Genau das haben wir getan“, sagte Kristjan Truu, Leiter der estnischen Seeverkehrsverwaltung.
Laut Truu betreffen die weiteren Mängel unter anderem das Sicherheitsmanagement an Bord, die Einsatzbereitschaft der Crew bei Notfällen sowie technische Defizite. Die Verkehrsbehörde steht eigenen Angaben zufolge in engem Kontakt mit dem Reeder, um eine zügige Lösung zu finden.
Die „Kiwala“ war am 10. April ohne gültiges Flaggenzertifikat in den Finnischen Meerbusen eingefahren. Beim Einlaufen in die estnische Ausschließliche Wirtschaftszone wurde das Schiff abgefangen und zur Inspektion in nationale Hoheitsgewässer geleitet.
Die Hintergründe sind brisant: Der Tanker ist nicht versichert und steht wegen früherer Verstöße gegen internationale Sanktionen auf schwarzen Listen der EU, Großbritanniens, Kanadas und der Schweiz.
Estland reagiert damit auf eine wachsende Zahl verdächtiger Schiffe in der Region. Die Zahl von Schiffen ohne ordnungsgemäße Papiere im Finnischen Meerbusen nimmt seit vergangenem Jahr zu – mit potenziellen Gefahren für Umwelt, Infrastruktur und Sicherheit. Seit Juni wurden laut Verkehrsbehörde 458 Schiffe kontrolliert.
In mehreren Fällen tauchten gefälschte oder fragwürdige Dokumente auf. Sieben besonders auffällige Schiffe wurden in Kooperation mit anderen Behörden direkt an Ankerplätzen überprüft.
Der Öltanker Kiwala gehört mutmaßlich zu Russlands sogenannter Schattenflotte, die die gegen Russland verhängten Embargos umgehen und darüberhinaus Kommunikations- und andere Infrastruktur am Grund der Ostsee beschädigen.
Quelle: Estnischer Rundfunk