Geschichte immer verworrener
Finnland / Ostsee: Auch russisches Unterseekabel soll Anfang Oktober beschädigt worden sein
Die Geschichte rund um die Beschädigung der Balticconnector-Pipeline ist offenbar um ein Rätsel reicher. Denn diese Woche kam heraus, dass Anfang Oktober wohl auch ein russisches Telekommunikationskabel als beschädigt gemeldet wurde – ganz in der Nähe der Pipeline.
@Merivartiosto talousvyöhykkeen valvontatehtävä jatkuu läntisellä Suomenlahdella // pic from the ongoing EZZ surveillance in western Gulf Of Finland pic.twitter.com/mAIEaVXAbh
— Merivartiosto – SLMV (@Merivartiosto) November 7, 2023
(Twitter-Mitteilung der finnischen Küstenwache zur Beaufsichtigung der Reparaturarbeiten am russischen Telekommunikationskabel – alles auf Abstand.)
Das Kabel, dessen Länge auf etwa 1.000 Kilometer geschätzt wird, verläuft zwischen der russischen Metropole St. Petersburg und der russischen Exklave Kaliningrad über den Grund der Ostsee. Und zwar teilweise durch die ausschließlichen Wirtschaftszonen Finnlands und Schwedens.
Laut dem russischen Telekommunikationsunternehmen Rostelecom wurde der Bruch des Kabels auf dem Grund des Finnischen Meerbusens bereits am 7. Oktober entdeckt. Also exakt einen Tag vor dem plötzlichen Druckabfall in der estnisch-finnischen Balticconnector-Gaspipeline.
In einer Erklärung teilte Rostelecom mit, das Kommunikationskabel sei weniger als 30 Kilometer von der Leckage der Pipeline entfernt gebrochen. Rostelecom hatte die finnischen Behörden dann am 12. Oktober über die Notwendigkeit von Reparaturen informiert.
Keine Informationen zur (möglichen) Ursache für den Bruch des russischen Kabels
„Der Schaden am Rostelecom-Glasfaserkabel in der Ostsee wurde am 7. Oktober um 23.30 Uhr Moskauer Zeit festgestellt. Der Kabelbruch liegt 28 Kilometer von dem Abschnitt der Balticconnector-Gaspipeline entfernt, der am 8. Oktober beschädigt wurde“, heißt es in der Rostelecom-Erklärung.
Das Unternehmen äußerte sich allerdings nicht zur (möglichen) Ursache für den Bruch des Kabels, das dieser Tage bereits repariert worden ist. Dabei wurde das russische Spezialschiff „Spasatel Karev“ von einem finnischen Marineschiff beaufsichtigt, wie Yle.fi berichtet.
Der Druckabfall in der Balticconnector-Pipeline weckte natürlich ungute Erinnerungen an die Sabotage von Nord Stream 1 + 2 im September 2022 und verdeutlichte einmal mehr, wie schwierig und zugleich wichtig der Schutz kritischer Infrastruktur in der Ostsee ist.
Auch bei der Sache mit dem Anker stellt sich die Frage: Absicht oder dummer Zufall?
Zunächst wurde vielfach der Verdacht geäußert, Russland sei der wahrscheinlichste Verursacher des Balticconnector-Schadens. Rund zehn Tage später kam dann allerdings mit dem Fund eines abgerissenen Ankers ganz in der Nähe eine sehr merkwürdige Wendung in die heikle Angelegenheit.
Der Anker soll von dem chinesischen Handelsschiff NewNew Polar Bear stammen. Auch konnten passende Schleifspuren am Grund der Ostsee identifiziert werden. Ob und wie das alles zusammenpasst, ist bislang nicht klar.
Man würde gerne an Zufall glauben, aber das will nicht gelingen. Denn auch zwei weitere Ostsee-Telekommunikationskabel wurden beschädigt. Eines führt von Tallinn nach Helsinki und eines von Tallinn über die Insel Hiiumaa nach Stockholm. Man weiß es nicht…