Strafrechtlichen Ermittlungen laufen weiter
Beschädigte Ostsee-Kabel: Finnland gibt verdächtigen Tanker frei, aber…
Die finnischen Behörden haben an diesem Wochenende den Tanker Eagle S freigegeben, der im Verdacht steht, das EstLink-2-Unterseekabel zwischen Estland und Finnland sowie mehrere Kommunikationskabel beschädigt zu haben.
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Die strafrechtlichen Ermittlungen sind inzwischen so weit fortgeschritten, dass die Beschlagnahmung des Schiffes aufgehoben werden konnte. Laut finnischer Polizei konnte die Eagle S unter Kontrolle der Grenzschutzbehörde Finnlands die Hoheitsgewässer und die Wirtschaftszone des Landes verlassen.
Am 25. Dezember 2024 meldete Finnlands Stromnetzbetreiber Fingrid den Behörden, dass das EstLink-2-Kabel möglicherweise beschädigt wurde. Der finnische Grenzschutz reagierte umgehend, um eventuelle Schäden an kritischer Infrastruktur zu untersuchen.
Für die Operation stellten der Grenzschutz und die Streitkräfte Hubschrauber zur Verfügung. In der Nacht vom 25. auf den 26. Dezember seilten sich dann Spezialeinheiten der Polizei und der Grenzschutzbehörde von Hubschraubern ab, um den Tanker unter ihre Kontrolle zu bringen.
Fingrid und der estnische Netzbetreiber Elering planen eine Klage auf Schadensersatz, übernehmen jedoch zunächst selbst die Reparaturkosten für das Stromkabel, um die Verbindung schnellstmöglich wiederherzustellen.
Niemand soll glauben, „er könne Unterwasserinfrastruktur ohne Konsequenzen zerstören“
Acht Besatzungsmitglieder der Eagle S stehen unter Verdacht, eine Straftat begangen zu haben. Gegen drei von ihnen bestehen weiterhin Reiseverbote, während die Restriktionen für die übrigen fünf zuletzt aufgehoben wurden. Die finnische Polizei plant, ihre Ermittlungen bis Ende April abzuschließen.
Elering teilte am Sonntag mit, dass man gemeinsam mit Fingrid den Antrag auf Beschlagnahmung der Eagle S zurückgezogen habe. Stattdessen will das Unternehmen nun direkt gegen den Eigentümer des Schiffes klagen, um die Reparaturkosten zurückzuerhalten.
Laut Elering-CEO Kalle Kilk war die Entscheidung vor allem eine Frage der Wirtschaftlichkeit. „Die geschätzten Kosten für die Festsetzung des Schiffes belaufen sich auf mehrere hunderttausend Euro pro Monat.
„Ein Verkauf während eines laufenden Rechtsstreits wäre zudem extrem schwierig“, erklärte Kilk. Deshalb setzen die Netzbetreiber nun auf eine gerichtliche Auseinandersetzung, die sich jedoch über fünf bis sechs Jahre hinziehen könnte.
Sollte sich herausstellen, dass Mitglieder der Schiffscrew strafrechtlich verantwortlich sind, würde ihre Haftung in einem gesonderten Verfahren geklärt. „Für Elering ist es entscheidend, dass der Schaden beglichen wird und niemand glaubt, er könne Unterwasserinfrastruktur ohne Konsequenzen zerstören“, betonte Kilk bei ERR.ee.