Kotus – Institut für die Sprachen Finnlands
Englischer Name einer finnischen Einrichtung verstößt gegen das Gesetz
Das brandneue Zentrum des Vaasa-Zentralkrankenhauses für die Untersuchung und Entwicklung der Patientensicherheit wird seinen offiziellen Namen ändern, nachdem das Institut für die Sprachen Finnlands (Kotus) den ursprünglich englischen Namen – das No-Harm-Centre – als Verstoß gegen die finnische Verwaltungsvorschriften und rechtliche Anforderungen kritisierte.
Der Name des Zentrums bezieht sich auf den Teil des englischsprachigen Eids des Hippokrates, in dem es darum geht, den Kranken nicht zu schaden. Dort heißt es “first, do no harm” (oder “primum non nocere,” so die lateinische Übersetzung aus dem Altgriechischen.) Diese Phrase ist in der englischen Sprache zu einem geflügelten Wort geworden.
Ende August schrieb Kotus in einer Pressemitteilung: „Im Vaasa-Zentralkrankenhaus wurde ein einzigartiges neues Zentrum eingerichtet, um die Patientensicherheit in Finnland zu verbessern. Das Zentrum teilt offen seine Forschungsergebnisse und fungiert als Netzwerk für Fachleute auf dem Gebiet. Leider erfüllt der Name des Zentrums, das englischsprachige No-Harm-Center, nicht die Kriterien eines passenden Namens für eine öffentliche Einrichtung.“
Das Nachrichtenportal Yle Uutiset berichtete gestern von diesem Fall. Die Leiterin des Krankenhauses, Marina Kinnunen, stellt klar, dass medizinisches Personal genau wisse, was damit gemeint sei, wenn es die Anspielung „no harm“ hörte.
Allerdings gibt Kinnunen gegenüber Yle zu, dass „wenn gewöhnliche Menschen diesen Begriff sehen, sagt er ihnen möglicherweise nichts.“ Nach Angaben des Nachrichtenportals habe es eine Woche lang Diskussionen um die Namensgebung gegeben.
„Kotus hat uns nicht aufgefordert, den Namen vollständig zu ändern, nur um finnische und schwedische Entsprechungen zu erweitern“, so Kinnunen weiter.
Die Kotus-Expertin und Namensplanerin, Ulla Onkamo, erklärte gegenüber Yle, dass eine offizielle Behörde oder eine offizielle finnische Einrichtung nicht nur unter einem englischen Namen firmieren dürfe, da Englisch keine der offiziellen Sprachen Finnlands sei.
Das finnische Gesetz zur Sprachregelung sieht vor, dass die Regierungsbehörden, sowie zweisprachige Gemeinden ihre Dienstleistungen und Beschilderungen auf Finnisch und Schwedisch anbieten müssen. Das Verwaltungsverfahrensgesetz besagt, dass die offizielle Nomenklatur klar und eindeutig sein muss.
Onkamo und Kotus bemängeln auch andere offizielle Benennungspraktiken, da Behörden und öffentliche Stellen von privatwirtschaftlichen Handelsmarken unterscheidbar sein müssen.
Der offizielle Name der finnischen Transport- und Kommunikationsagentur, Traficom, sei nicht klar genug, um sich als offizielle Behörde auszuweisen, sagt Onkamo, während der Name des nationalen Postzustellers Posti klar sei, da sei jedoch das Problem, dass kein schwedisches Äquivalent vorliege.
Kotus kündigte an, mit der Erstellung eines Handbuchs für die richtigen Benennungsrichtlinien zu beginnen. Die Leitlinien werden voraussichtlich im Jahr 2020 für Behörden und andere verfügbar sein.
Kinnunen sagt, dass sie von der Aufregung um den englischen Namen überrascht gewesen sei, aber dass die Aufmerksamkeit auch nützlich sei. Sie hofft, dass die Diskussion Interesse am primären Ziel des Zentrums geweckt habe, nämlich daran, die Patientensicherheit zu verbessern.
Über Kotus, das Sprachforschungsinstitut
Kotus ist ein Sprachforschungsinstitut der Regierung, das sich mit folgenden Sprachen beschäftigt: Finnisch, Schwedisch (Finnlandschwedisch), Sami-Sprachen, Romani und finnische/schwedische Gebärdensprache.
Auftrag des Instituts ist die Standardisierung der in Finnland verwendeten Sprachen.
Andererseits ist das Institut die wichtigste Behörde für finnische Sprachplanung, und seine Empfehlungen definieren das Standardfinnisch, das in der offiziellen Kommunikation verwendet wird. Neben diesen Aufgaben hat das Institut auch eine wichtige Beratungsfunktion bei der Gestaltung der finnischen Sprachpolitik und der Auswahl von Ortsnamen.
ap