Mit der Fähre von Travemünde nach Helsinki
Finnlines – Dos und Don’ts für den Fährtrip in den Norden
Wenn man nach Finnland reist, gibt es für die meisten Reisenden nur zwei Optionen. Entweder fliegen oder die Fähre in den hohen Norden nehmen. Die derzeit einzige Direktverbindung zur See nach Helsinki ist die Finnlines-Fähre, die in Travemünde startet und täglich verkehrt. Damit der Start in den Urlaub gelingt, habe ich meine persönlichen Dos und Don’ts für die Überfahrt zusammengefasst.
Fünf Dinge, die Sie auf der Finnlines-Fähre nach Travemünde nicht tun sollten
1. Für WLAN bezahlen
Die Fahrt von Travemünde nach Helsinki dauert 29 Stunden. Die allermeiste Zeit hat man auf seinen mobilen Endgeräten keinerlei Empfang. Für manch einen kommt das sicherlich einem Entzug gleich. Und auch ich habe mich auf den Überfahrten immer wieder gefreut, wenn das Schiff mal kurz nah genug am Festland war, um Nachrichten zu lesen oder abzusetzen. An Bord gibt es zwar auch WLAN, jedoch ist dieses kostenpflichtig. Eine Stunde Internet für ein Endgerät kostet 7€. Die ganze Fahrt online sein zu können, kostet an Bord zwischen 20 und 30€, je nachdem, ob man diese Option vorab bucht oder nicht.
Alles in allem viel zu hohe Preise für das bisschen Internet. Und man bringt sich selbst um den Erholungseffekt, den das langsame Reisen auf der Ostsee haben kann.
2. All Inclusive Essen buchen
An Bord kann man sowohl im Bistro als auch im Restaurant essen. Dabei bietet das Restaurant einmal täglich ein Brunchbuffet an, das man zweimal besuchen kann (Frühstück und Mittagessen) und ein Dinner abends. Die Dinner sind unterteilt in Gala Dinner mit freiem Alkohol und Dinner mit Softgetränken. Wer nicht zu den ausgiebigen Frühstückern gehört, die gleich im Anschluss auch noch ein dreigängiges Mittagessen zu sich nehmen mögen, kann auf den Brunch getrost verzichten. Denn die Kosten für ein belegtes Sandwich und einen Kaffee im Bistro sind deutlich geringer, und die Speisenauswahl beim Brunch ist zwar solide, aber nichts, was man kulinarisch unbedingt erlebt haben muss.
3. Im Souvenirshop etwas kaufen
Sollte man in der Hektik der Reisevorbereitungen vergessen haben, Zahnpasta oder Duschgel mit an Bord zu nehmen, so ist der Shop an Bord ein Segen. Für Mitbringsel und Urlaubsandenken eignet er sich jedoch meiner Meinung nach nicht. Die Produkte sind, wie zu erwarten, teuer. Den schwachen Moment, als ich meinen Kindern erlaubte, eine Krabbe als Kuschelkissen zu kaufen, habe ich schnell bereut. Denn die Krabbe ging kurz nach der Ankunft an den Nähten kaputt und konnte nicht mehr genäht werden. So war selbst das vergleichsweise günstige Mitbringsel schnell für die Tonne. Als Erinnerung eignen sich eher entspannte Momente und fotografierte Sonnenuntergänge an Bord.
4. Eine Innenkabine buchen
Die Fahrt mit der Finnlines-Fähre ist teuer, da mag man versucht sein, hier und da Kosten zu sparen. Am leichtesten ist dies, indem man eine Innenkabine bucht. Diese sind jedoch deutlich kleiner und durch das fehlende Fenster fühlt man sich schnell wie in einer Konservenbüchse. Abgeschnitten von jeglichem Gefühl für Tag und Nacht kann sich der Erholungseffekt kaum einstellen. Wer sich nicht schon am ersten Tag an Bord beim Aufwachen wie im Gefängnis fühlen mag, sollte unbedingt eine Außenkabine wählen.
5. Zimtschnecken und karelische Piroggen an Bord essen
Tun Sie es nicht, vertrauen Sie mir. Die karelischen Piroggen, die es an Bord am Buffet gibt, sind eine sehr traurige Version dieses finnischen Klassikers. Meine erste Pirogge aß ich an Bord der Finnlines-Fähre und war für mehrere Jahre fest davon überzeugt, dass sie das überschätzteste Nationalgericht der Welt seien.
Erst Jahre später traute ich mich bei einer anderen Gelegenheit, dem Roggengebäck eine zweite Chance zu gegeben; dabei wurde ich eines Besseren belehrt. Wer karelische Piroggen kosten möchte, sollte sie sich frisch zubereitet am Urlaubsziel gönnen.
Die Zimtschnecken hingegen sind eigentlich perfekt. Ordentlich Kardamom im Teig und die richtige Dosis Zimtzucker darin eingerollt. Doch bei meinen inzwischen sechs Fahrten Travemünde-Helsinki und zurück waren sie jedes Mal viel zu lange gebacken und so dunkel, dass ich damit meine Acrylamiddosis für die kommenden Jahre abgedeckt haben sollte. Wer ein Leckermäulchen ist, wie ich: die Donuts im Bistro schmecken prima.
Fünf Dinge, die Sie auf der Finnlines Fähre Travemünde-Helsinki unbedingt tun sollten
1. Planen Sie ihre Mahlzeiten vor der Abfahrt
Wer gleich bei der Buchung auch das Essen mit einplant, spart Geld und Frust. Mein Rat ist es, sich nur für das Dinner zu entscheiden, für zwei Tage Snacks und Getränke mindestens zum Teil vorzubereiten und selbst mit an Bord zu nehmen.
In der Kabine hat man einen kleinen Kühlschrank, wo das ein oder andere Platz findet. Und ein paar belegte Brote, etwas Obst, Rohkost und Getränke machen einen unabhängiger vom Angebot an Bord. Für die Fahrt von Helsinki zurück nach Travemünde kann man vorher noch in einer von Helsinkis Bäckereien vorbeischauen und hat so den besseren Proviant dabei.
2. Buchen Sie rechtzeitig
Frühzeitiges Buchen erhöht die Anzahl der Außenkabinen, die zur Auswahl stehen, und senkt den Preis für die Fährtickets. Ideal ist es etwa 9-12 Monate vorher mit den Planungen zu beginnen. Vor allem für die Sommerferien, in denen viele Familien die Fähre nach Helsinki wählen, ist die rechtzeitige Planung wichtig.
3. An Beschäftigung für die Zeit an Bord denken
29 Stunden auf hoher See können lang sein. Selbst wenn man das komplette Buffetpaket gebucht hat, bleiben noch reichlich Stunden übrig an Bord, in denen man nicht isst oder trinkt. Für kleine Kinder gibt es ein Bällebad, das von ihnen begeistert angenommen wird. Der Raum nebenan ist für größere Kids gedacht, dort können sich neue Bekanntschaften für Groß und Klein ergeben. Des weiteren gibt es auch eine Sauna und einen Fitnessraum mit Blick aufs Meer. Die langsame Reisegeschwindigkeit bietet sich auch dafür an, mal wieder zu lesen, ob drinnen oder draußen, Kartenspiele zu spielen oder ähnlichem Zeitvertreib nachzugehen.
4. Schauen Sie sich das Abendprogramm an Bord an
An einem Abend an Bord gibt es Livemusik, die man sich nicht entgehen lassen sollte, dazu ein gutes Getränk an der Bar bestellen. Die Stimmung ist gelöst, das Musikprogramm nett und zwischen klatschenden Erwachsenen und tanzenden Kindern schmeckt das finnische Kukko Bier aus der Flasche doppelt so gut. Es ist ein wenig wie Traumschiff auf der Ostsee. Die gebotene Musik ist mit einem Kuchen mit zu viel Zuckerguss zu vergleichen, nicht jedermanns Geschmack, aber ab und zu kann es genau das Richtige sein.
5. Lernen Sie ein paar finnische Phrasen
Mit Englisch kommt man auf der Fähre immer weiter und manche Angestellten sprechen auch deutsch. Aber wenn man zumindest kiitos statt thank you beim Kontakt mit dem Bordpersonal verwendet, oder eine andere Phrase auf finnisch beherrscht, sorgt man für ein doppelt so breites Lächeln bei den Angestellten und gute Laune steckt bekanntermaßen an.
Die diesem Sinne: Eine gute Reise, bzw. hyvää matkaa!
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Schlimme Helena