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Finnland zählt derzeit rund 8.000 bekannte Pilzarten

Forscher aus Finnland haben letztes Jahr über 150 neue Arten entdeckt

Die Erde beherbergt eine unglaubliche Artenvielfalt – von der viele Arten noch unbekannt sind. Im Jahr 2024 gelang Forschern des Naturkundemuseums Luomus der Universität Helsinki ein bedeutender Erfolg: Sie beschrieben mehr als 150 neue Arten für die Wissenschaft.

Suomenseitikki
Eine neue Pilzart in Finnland entdeckt: Phlegmacium fennicum. Bisher ist der Pilz nur in Finnland in den Kalkkiefernwäldern von Keminmaa in Perä-Pohjanmaa heimisch, daher der Name „Suomenseitikki“ (finnischer Pilz). (Foto: Tapio Kekki)
Laut der Weltnaturschutzunion (IUCN) sind bisher rund 2,15 Millionen Arten wissenschaftlich erfasst – doch die wahre Zahl liegt vermutlich weit darüber. Besonders bei Insekten und Pilzen klafft eine große Wissenslücke: Über 90 Prozent der Pilze sind noch nicht benannt, bei Insekten könnten es Millionen unbekannter Arten sein. Selbst bei Säugetieren, Vögeln und Blütenpflanzen werden regelmäßig neue Arten entdeckt.

Neue Funde in aller Welt

Das Team von Luomus dokumentierte 2024 unter anderem 38 neue Insektenarten – darunter mehrere fossile Ammoniten – sowie mehr als 80 neue Pilz- und Flechtenarten. In Madagaskar wurden der Mistkäfer Scarabaeus sakalava und der Pilz Hygrocybe vintsy entdeckt, deren Namen auf den Fundort und lokale Naturschutzinitiativen Bezug nehmen.

Typisch für die Artbeschreibung: Forscher vergleichen neue Funde mit sogenannten Typusexemplaren – oft konservierte Originalproben in Museen. Dabei kommen heute auch genetische Analysen zum Einsatz. Morphologische Bestimmung allein ist zunehmend selten.

Viele Typusexemplare aus Madagaskar lagern traditionell im Naturkundemuseum in Paris, doch auch die Sammlungen in Finnland enthalten bedeutende Fundstücke – unter anderem dank der Arbeit des verstorbenen Ökologen Ilkka Hanski. So wurde der neue Mistkäfer S. sakalava 20 Jahre nach seiner Sammlung als eigene Art erkannt, wie Luomus-Sammlungsleiterin Heidi Viljanen berichtet.

Entdeckungen vor der eigenen Haustür

Neue Arten finden Forscher nicht nur in fernen Tropenwäldern. Auch in Finnland selbst wurden 2024 neun neue Stichlingsarten und ein neuer Pilz beschrieben: Phlegmacium fennicum, der bislang nur in den Kalkkiefernwäldern von Keminmaa wächst. Dieser Pilz gehört zu den Seitlingen, die in enger Symbiose mit Bäumen wie Kiefern, Fichten und Birken leben.

Finnland zählt derzeit rund 8.000 bekannte Pilzarten – Experten vermuten jedoch, dass die tatsächliche Zahl doppelt so hoch sein könnte. Von den geschätzten 24.000 Insektenarten des Landes ist ebenfalls längst nicht jede erforscht.

„Nur wer die Arten kennt, kann ihre Lebensräume schützen“, betont Heidi Viljanen. Die Entdeckung und Erforschung neuer Arten ist daher ein zentrales Werkzeug für den Erhalt der Biodiversität.

Wie entstehen neue Artbeschreibungen?

Schneckling Hygrocybe vintsy
Hygrocybe vintsy, eine Pilzart aus der Gruppe der Schnecklinge (Familie Hygrophoraceae), entdeckt auf Madagaskar und benannt nach nach einer Umweltschutzinitiative für Jugendliche des WWF, Club Vintsy. (Foto: Meilinda Sulastri)
Neue Arten werden meist in der Feldforschung entdeckt oder in alten Sammlungen wiedererkannt. Entscheidend sind eindeutige Unterschiede zu bekannten Arten – etwa in Körperbau, Genetik oder Ökologie. Die Art wird dann anhand detaillierter Beschreibungen, Fotos und DNA-Daten wissenschaftlich dokumentiert, ein Typusexemplar hinterlegt und die Ergebnisse veröffentlicht.

Nach der Veröffentlichung kann die neue Art von der wissenschaftlichen Gemeinschaft bewertet und anerkannt (oder manchmal auch abgelehnt) werden.

Die Namensgebung richtet sich nach besonderen Merkmalen, Fundorten, verdienten Wissenschaftlern oder auch nach lokalen Kulturbezügen – wie etwa beim madagassischen Pilz Hygrocybe vintsy, benannt nach einer Umweltschutzinitiative für Jugendliche.

Häufig wird im Zusammenhang mit der Beschreibung einer Art auch die Etymologie des Artnamens angegeben.

Madagaskar zählt zu den 17 artenreichsten Regionen der Erde. Die dortige Biodiversität ist stark bedroht, viele Arten könnten aussterben, bevor sie überhaupt entdeckt werden. Umso wichtiger ist die Arbeit der Forscher: Sie sichern Wissen, schaffen Grundlagen für Schutzmaßnahmen – und schreiben immer wieder ein Stück Forschungsgeschichte.

Quelle: Universität Helsinki

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