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„Langschädelige“ Schweden und „kurzschädelige“ Finnen

Für „Rassenstudien“ nach Schweden verbrachte Schädel in Finnland wieder beigesetzt

Finnland musste Schweden wiederholt auffordern, die Schädel zurückzugeben, und nun sind sie wieder in ihrer Heimat im westfinnischen Pälkäne, wo sie heute beigesetzt werden.

Die Ruinen der St. Michaelskirche in Pälkäne, zwischen Tampere und Hämeenlinna. – Über die Rückgabe der Schädel aus Pälkäne und aus anderen Teilen Finnlands wurde jahrelang verhandelt. Nun werden die Schädel aus werden am heutigen Sonntag beigesetzt. (Foto: Raimo Lantelankallio)
Die menschlichen Überreste wurden in den 1870er Jahren für pseudowissenschaftliche Forschungen zur „Ethnie“ nach Schweden gebracht. Schwedische Forscher haben versucht, anhand der Schädel zu beweisen, dass die „langschädeligen“ Schweden einen anderen Ursprung hatten als die „kurzschädeligen“ Finnen.

Am Sonntagnachmittag werden die Schädel, die im 19. Jahrhundert nach Schweden gebracht wurden, auf dem Friedhof der zerstörten Michaelskirche in Pälkäne, Pirkanmaa, beigesetzt. Die Überreste waren Teil der Sammlung des Karolinska-Instituts, das berichtet das Nachrichtenprotal Yle.

Der evangelisch-lutherische Bischof Matti Repo und der örtliche Pfarrer Jari Kemppainen werden bei der Zeremonie Gebete sprechen. Wissenschaftsministerin Sari Multala wird ebenfalls anwesend sein und eine Rede halten, um die historische Bedeutung der Rückgabe zu betonen.

Die Einwohner, von denen einige möglicherweise Nachfahren der Verstorbenen sind, deren Gräber geschändet wurden, werden dazu eingeladen, bei der Beisetzung der Schädel zu helfen. Die handgefertigten Särge wurden von Carita Lindholm entworfen.

Symbolischer Akt der Wiedergutmachung

Die Särge wurden aus den Flügeln einer alten Windmühle gefertigt, die in der Nähe demontiert wurde. Insgesamt wurden 82 Schädel von Friedhöfen in Finnland entfernt, darunter 45 aus Pälkäne. Die übrigen stammen aus anderen finnischen Regionen.

Die Sammlung dieser Schädel im Karolinska-Institut in Stockholm war Teil eines wissenschaftlichen Rassismus-Projekts. Forscher des 19. Jahrhunderts versuchten, die Menschheit anhand von Schädelmessungen in angeblich verschiedene ethnische Gruppen einzuteilen.

Schwedische Forscher behaupteten, die „langschädeligen“ Schweden hätten einen anderen Ursprung als die „kurzschädeligen“ Finnen. Diese rassistischen Theorien wurden inzwischen widerlegt, doch ihre Spuren sind immer noch präsent.

Wissenschaftlicher Rassismus und seine Folgen

Die Praxis der Schädelmessung fiel in den 1940er Jahren in Verruf, doch der Schaden war bereits angerichtet. Schweden entschuldigte sich 2019 für die Entfernung der Überreste, gab sie jedoch erst im August 2023 an Finnland zurück.

Die Zeremonie ist Teil eines größeren Prozesses der Aufarbeitung. Experten aus Finnland analysieren die historischen und sozialen Konsequenzen dieser Handlungen. Auch Seminare mit dem Titel „Heimkehr“ in Pälkäne unterstützen diesen Dialog.

Die Rückgabe der Schädel symbolisiert nicht nur einen wissenschaftlichen, sondern auch einen moralischen Wandel. Finnland, das Jahrhunderte lang unter schwedischer Herrschaft stand, sieht diesen Schritt als wichtige Geste der Versöhnung.

Der Weg zur Rückkehr und ihre Bedeutung

Nach intensiven Verhandlungen stimmte Schweden schließlich 2022 zu, die Schädel zurückzugeben. Die finnische Regierung und verschiedene Organisationen setzten sich jahrelang für ihre Rückkehr ein. Heute kommen die Überreste zurück in die Heimaterde.

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