NATO bietet Unterstützung bei Ermittlungen an
Finnlands Präsident bezeichnet „externe Aktivitäten“ als Grund für Pipeline-Leck – Seismologen sprechen von Detonation
In der Nacht von Samstag zu Sonntag verzeichneten die Betreiberunternehmen der finnisch-estnischen Ostsee-Gaspipeline „Balticconnector“ gegen 2:00 Uhr einen urplötzlichen Druckabfall. Schnell lag auf der Hand, dass eigentlich nur ein Leck die Ursache sein konnte.
Seither wurde politisch wie medial wild spekuliert, wie genau es dazu gekommen sein könnte. Zu dieser in der Tat brisanten Frage hat sich an diesem Dienstag Finnlands Präsident Sauli Niinistö geäußert – und dabei Fremdeinwirkung ins Spiel gebracht. Er sprach etwas kryptisch von „externen Aktivitäten“.
„Ich hatte heute ein Gespräch mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Die Nato ist bereit, bei den Ermittlungen zu helfen“, sagte der Präsident, womit die internationale Tragweite des Themas auf dem Tisch liegt.
Die 2020 in Betrieb genommene Leitung sollte Finnland an den Binnengasmarkt der Europäischen Union anschließen und den von Russland dominierten Ostsee-Gashandel diversifizieren. Zu diesem Zweck verläuft die Pipeline 77 Kilometer unterseeisch, von Inkoo (Finnland) nach Paldiski (Estland).
Und sie funktionierte bis zu diesem Wochenende anstandslos, wie die finnische Betreiberfirma Gasgrid gleich im Anschluss an den bekanntgewordenen Druckabfall vielsagend mitteilte. Laut finnischen Medieninformationen vom Dienstag stehe nun fest, dass es „kein Unfall“ gewesen sein könne.
Laut Seismologen in der Nähe der Pipeline „wahrscheinliche Anzeichen“ für Explosion
In seiner Erklärung fuhr Niinistö fort, man nehme die Angelegenheit nicht nur innenpolitisch sehr ernst. Finnland werde seine gemeinsame Untersuchung mit den estnischen Behörden unvermindert fortsetzen. Zudem sei man in ständigem Kontakt mit seinen Verbündeten und Partnern.
Bekannt ist inzwischen auch, dass das Leck in der Pipeline von Mitgliedern des finnischen Grenzschutzes und der Küstenwache ausfindig gemacht wurde. Es befindet sich in der finnischen Wirtschaftszone. Zudem ist ein Kommunikationskabel zwischen den beiden Ländern beschädigt worden.
Nach Angaben norwegischer Seismologen wurden in der Nähe der Pipeline inzwischen „wahrscheinliche Anzeichen“ einer Explosion festgestellt. Es verdichtet sich also, weshalb auch der finnische Sicherheitsnachrichtendienst und der finnische Grenzschutz an der weiteren Untersuchung beteiligt sind.
Damit scheint auch klar, dass der Schutz von kritischer Infrastruktur im Ostseebereich in der Tagesordnung noch weiter vorrücken wird, als es seit dem Sabotageakt gegen die Pipelines Nord Stream I und II vor gut einem Jahr ohnehin der Fall gewesen ist. Mindestens das.
UPDATE: Inzwischen hat sich in der Angelegenheit auch Finnlands Ministerpräsident Petteri Orpo zu Wort gemeldet und den Vorfall als „besorgniserregend“ eingestuft. Noch sei es zu früh, um wirklich konkret zu werden.
„Allerdings ist der Schaden weder durch die normale Nutzung noch durch Druckschwankungen zu erklären“, so Orpo weiter. Es sei damit auch seiner Einschätzung nach sehr wahrscheinlich, dass das Leck aus äußerer Einwirkung resultiere.